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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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eingebrochen. Der maßgebliche Dezemberkontrakt verlor binnen Minuten fast 25 Prozent an Wert. Knapp zwei Stunden später schoss der Kurs dann massiv in die Höhe, um kurz darauf wieder stark einzubrechen. Händler sprachen von einem »Massaker«.
    Experten vermuten, dass es sich bei den seltsamen Kursbewegungen um einen sogenannten Flash Crash handelt. Weil inzwischen über 75 Prozent aller Börsenorders von durch komplexe Algorithmen gesteuerten Computern ausgeführt werden, kann es bei Softwareproblemen zu Kettenreaktionen kommen, die dazu führen, dass Dutzende von Hedgefonds den Markt binnen Sekunden mit Verkaufsorders überschwemmen.
    Bisher ereigneten sich Flash Crashes jedoch nur an Aktienbörsen wie der New Yorker Technologiebörse Nasdaq. Rohstoffmärkte blieben von dem Phänomen bisher verschont. »Deshalb hat das eine völlig neue Qualität«, sagte Biff Biggs, Investmentstratege bei Fair Burns Drexler. »Die Rohstoffmärkte sind viel kleiner als die für Aktien, deshalb reichen möglicherweise ein paar größere Kaufaufträge, um alles ins Wanken zu bringen.«
    Nach den starken Kursausschlägen wurde der Handel mit Soft Red Winter an der CBOT am Freitagnachmittag für mehrere Stunden ausgesetzt. Ein Sprecher der Börse kündigte an, man werde den Vorfall genau untersuchen und die Daten der Handelsserver »Zeile für Zeile und Order für Order« auswerten, um die genaue Ursache des Crashs festzustellen. Ein Sprecher der Börsenaufsichtsbehörde SEC erklärte, es seien Vorermittlungen eingeleitet worden. Man habe das Orderbuch angefordert und prüfe alle vor und während der Turbulenzen erfolgten Transaktionen.
    Kieffer zündete sich eine Ducal an. »Unglaublich. Wie kann das sein? Wie funktioniert diese Kursmanipulation?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wenn man die Regler betätigt, sendet das Tablet über die integrierte Mobilfunkkarte Daten an einen Server.«
    »Und wo steht der?«
    »Irgendwo in Luxemburg. Aber dann verliert sich die Spur. Ich kann dir weder sagen, bei wem der Server genau steht, noch was passiert, wenn die Daten dort angekommen sind.«
    »Hast du eine Vermutung?«
    Das Gesicht des Schweden verriet Besorgnis. »Irgendwie hat der Typ die Chicagoer Börse gehackt. Und zwar dauerhaft. Dazu muss man Schadsoftware einschleusen, das ist alles unglaublich aufwendig. Vielleicht platziert er auch große Aufträge, um den Kurs massiv zu beeinflussen. Alles recht gefährlich und total illegal, weswegen ich dieses Tablet auch so schnell wie möglich loswerden will.«
    Kieffer nickte. »Tut mir leid, wenn ich dich da in etwas hineingezogen habe …«
    »… schon okay, war zumindest scheißinteressant. Aber ein Hackerangriff auf die größte Terminbörse der Welt, wenn es denn einer ist – so was hat Folgen. Ich glaube nicht, dass die Amis da allzu viel Spaß verstehen. Deshalb würde ich dir dringend raten, das Tablet sofort auszuschalten und es der Polizei zu übergeben.«
    »Ich habe die Luxemburger Kriminalpolizei bereits angerufen.«
    »Gut. Ich muss jetzt los. Wie sieht’s denn mit Takeaway aus?«
    »Alles, was du willst.«
    »Mehr von diesem Traubenkuchen, bitte. Ich muss dringend meine Nerven zuckern.«
    »Okay. Warte eine Minute, ich hole dir welchen. Sahne dazu?«
    »Unbedingt.«
    Kieffer ging ins Restaurant und stieg die Steintreppe hoch, um aus dem Kühlraum eine der Torten zu holen. Dann schnitt er drei große Stücke ab und packte sie in einen Pappkarton. Er ging wieder hinunter. Als er am Fuß der Treppe ankam, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Die Tür zur Terrasse stand offen, von draußen hörte man ein lautes Röhren, vermischt mit aufgeregten Stimmen. Kieffer stellte den Kuchen auf die Theke und rannte hinaus. Die asiatische Familie war in heller Aufregung, die Kinder weinten, mehrere Stühle lagen umgekippt auf dem Terrassenboden. Neben einem von ihnen erkannte der Koch die füllige Gestalt Per Sundergaards, regungslos daliegend, am Kopf eine Platzwunde. Jacques kniete neben ihm. »Ruf einen Krankenwagen, Xavier.«
    Kieffer wählte auf seinem Handy die 113. Währenddessen fragte er: »Was ist hier passiert?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Jacques. »Ich komme raus und da liegt er hier.«
    Nachdem er den Rettungsdienst verständigt hatte, ging Kieffer zu den asiatischen Touristen. »Haben Sie gesehen, was hier passiert ist?«, fragte er den Vater auf Englisch. Der Mann schaute ihn verständnislos an. Der Koch versuchte es mit Französisch und Deutsch, ohne Ergebnis. Alles, was

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