Letzte Fischer
glatt, mein Lieber!«
»Was soll denn noch kommen?«, fragte Heini und sah den Heizer an, mit dem er schon seit zwanzig Jahren zur See fuhr. Noch immer hatten dessen Vorhersagen gestimmt, noch immer! Heini blickte betroffen zur Seite.
»Weiß nicht. Wenn ich es wüsste, wäre mir wohler, kannst du glauben.«
» Moby-Dick wird es jedenfalls nicht sein, der uns einen Strich durch die Rechnung macht. Da liegt Güni falsch. Dieser Höllenhund ist um diese Jahreszeit immer unten bei Neuseeland.«
»Ich weiß. Was anderes kommt auf uns zu! Nichts Gutes, gar nichts Gutes, denk an meine Worte!«
Heini nickte und saß eine Weile stumm da. Er starrte auf die Metallnieten des Bodenblechs und nickte von Zeit zu Zeit. Endlich schleuderten die Waschmaschinen, Heini stand auf und sah dem Treiben zu.
Die Trommeln wurden immer langsamer, schließlich piepten die Maschinen, und Heini riss schnell die Luken auf, damit der Heizer mit seinem Hörsturz nicht so leiden musste. Er stopfte die warme Wäsche in den blauen Sack, packte die nasse Wäsche um und stellte den Trockner wieder an.
»So«, sagte er: »Letzter Durchgang! Wenn jetzt noch wer was zu waschen hat, dann ist es sein Privatzeug.«
»Privat heißt privat, weil es privat ist«, sagte der Heizer nachdenklich: »Das ist mir alles viel zu glatt gegangen. Dieser Törn ist noch lange nicht zu Ende, mein Junge!«
Heini nickte, stand auf und blieb lieber vor dem Trockner stehen. Informieren, das war ja gut und schön, aber doch nicht ständig! Er hatte ja verstanden. Er wollte ja auch gleich eine leere Flasche mit drei-, viermal übereinander gelegten Achterknoten hinterrücks in die See werfen und siebenundsechzig Mal in den Wind spucken, aber erst mal das eine und dann erst das andere!
Er nahm die Wäsche heraus, stopfte sie in den dritten Sack und wuchtete die Plastiksäcke durch den schmalen Gang, über den Niedergang, zurück zum Waschraum. Er stieß die Tür auf, warf die Säcke in die hintere Ecke und sah sich um. Der Raum war leer, nur noch der Baske stand an einem der Wasserhähne und starrte sein Spiegelbild an. Immer noch oder schon wieder?
Egal! Heini drückte sich an dem jähzornigen Kollegen vorbei, zog sich aus und stieg in die erste Duschkabine. Zum Glück! Der Ofen hatte schon wieder Wasser aufgeheizt. Dampfend prasselte das Wasser auf seinen blassen Leib. Er blieb einige Minuten einfach nur stehen und atmete.
Dann nahm Heini das Duschgel und rieb sich ein, ohne das Wasser abzustellen. Zuletzt schäumte er die Flüssigseife in die Haare und warf schließlich den Kopf in den Nacken. Da wurde das Wasser aber kalt, und Heini schrie auf. Panisch tastete er nach den Wasserhähnen und drehte sie zu.
»Scheißdreck, immer!«, fluchte er, schob die Tür ein wenig zur Seite, holte das Handtuch und rubbelte sich ab. Als er es sich um die Hüfte gebunden hatte und durch den Waschraum ging, sah er kurz zum Harpunier.
Noch immer stand der Baske vor dem Spiegel, schweigend und mit einem Blick wie ein kampfwütiger Stier. So geräuschlos wie möglich machte Heini , dass er aus dem Raum kam. Der Heizer hatte Recht, mal wieder! Da lag noch etwas in der Luft! Irgendeine Scheiße, aber welche? Heini ließ die Tür auf dem Längsgang los und ging in sein Deck.
Die Tür fiel ins Schloss und holte den Harpunier aus der Starre. Er blinzelte ein paar Mal, sah sich um und fand den Waschraum gänzlich leer.
Auch gut! Langsam zog er sich aus, kickte die Arbeitskleidung zur Seite und schlurfte mit den Badelatschen zu seiner privaten Dusche. Wenigstens etwas, das ihm hier ganz und gar allein gehörte! Er hatte sie vor Jahren extra kacheln lassen, als er zum Chefharpunier auf Lebenszeit ernannt worden war. Seitdem war die Rimbaud sein Schiff, und das sollte sie auch bleiben, egal, welcher Bürohengst hier gerade als Kapitän seinen Job machte.
Diese Dusche war als einzige an den Boiler angeschlossen, der das heiße Wasser für das Abwaschen des Geschirrs bereithielt. So hatte er als einziger Mann an Bord immer genügend heißes Wasser. Er lächelte, ein bisschen dumm sei man ja auch nicht.
Der Baske zog die Duschkabinentür auf und trat in seine einzige wirkliche Privatsphäre ein.
Erst merkte er gar nicht, dass die Dusche nass und feucht war. Er hatte schon das Wasser angestellt und sich ein paar Mal gedreht, als er es wieder abstellte, sich einseifte und sein Blick zufällig auf die Kacheln in Kopfhöhe fiel. Wild brüllte er auf. Im Dunst des heißen Wassers war eine Schrift
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