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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Anziehen, als er sagte: »Du musst jetzt aber sagen, dass ich der Löwe unter den Katzen bin! Der Königstiger unter den Plüschtieren!«
    Sie sah seine Entscheidung: er lächelte. Tommy zeigte ein so offenes, strahlendes und stolzes Lächeln, dass Luise schon wieder das Herz überquoll. Es raste erneut los und stürzte davon. Sie musste tief aus- und einatmen, um es in diesem Moment nicht zu verlieren. Luise senkte den Blick, eine Geste, die ihr noch nie passiert war. Sie schluckte heftig.
    Sie nahmen die restlichen Klamotten in die Hände, öffneten die Zimmertür und standen unmittelbar vor dem Basken , der sie fassungslos anstarrte.
    »Was geht denn hier?«, fragte er wütend: »Was habt ihr denn hier gemacht? Was geht hier?«
    »Alles, was nicht steht«, sagte Luise, schob den Jungen am Mann vorbei und fügte hinzu: »Und behalten Sie es bitte für sich, Kamerad! Sie können doch schweigen?«
    »Schlampe!«, zischte er und ging in den Sanitärraum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Erstaunt sah er sich um. Überall beschlagene Scheiben und Spiegel, und roch es hier nicht nach Sex? Nach heimlichem Sex? Sex auf einem Walfänger! Sex auf seiner Rimbaud ! Und er war nicht einmal dabei gewesen. Dieser Bursche! Dieses halbe Hemd ! Dieser halbe Hahn ! Was erlaubte der sich?
    Sein Zimmergenosse, ein Auszubildender. Dieser verlogene Bengel, der sich sein Vertrauen erschlichen hatte und der ihn nun so hinterging!
    Alle wussten, dass er der Chef war, und alle hielten sich daran. Nur dieser Junge nicht.
    »Verdammter Schlappschwanz«, flüsterte er: »Wenn hier einer auf meinem Schiff fickt, dann bin ich das!«
    Er rieb einen Kreis in einem der beschlagenen Spiegel frei und starrte wütend in wuterfüllte Augen.
    Sollte er das mit sich machen lassen? Musste er tatsächlich zum Komplizen dieser zwei notgeilen Schwuchteln werden? Wenn sich herumsprach, dass sie es miteinander trieben, dann stand er wirklich ziemlich blöde da. Er hatte doch geprahlt, er lege das Mädchen flach; und nun das! Eine verfahrene Kiste. Der Baske drehte den Hahn fürs kalte Wasser auf und hielt die Handgelenke in den Fluss, um das pulsierende Blut zu kühlen, wie er es immer tat, wenn sein Herz raste.
    Er war doch nicht etwa eifersüchtig? Auf wen denn? Auf diese Mimose etwa, die die Zähne nicht auseinanderbekam? Der Harpunier versuchte zu lachen, was ihm aber vorerst misslang.
    Was sollte er auch mit diesem Mannsweib ? Er hatte doch Frau und Kinder und ein Zuhause, und eines galt doch noch immer: Ein Seemann war treu, erst recht, wenn er Hochseefischer war, und erst recht, wenn er Walfänger war.
    Der Harpunier nickte seinem Spiegelbild zu, aber so ganz traute er sich selbst nicht. Sein Herz raste noch immer, und das lag garantiert nicht nur an seinem Jähzorn. Nein, es liege daran, dass Naschen nichts mit Sattwerden zu tun habe, rein gar nichts.
    Er dachte: ›Die Alten haben doch wie immer Recht! Eine Frau an Bord, das bringt Unglück, Unglück für die Besatzung. In diesem speziellen Fall wird es Unglück für den Lehrling bringen. – Dieser Weiberheld! Der soll erst einmal ein Arbeiter werden, bevor er hier die erste Frau abschleppt, die die Rimbaud je gesehen hat. – Der Lehrling muss weg, das war seine erste und letzte Fahrt auf der Rimbaud , klarer Fall! Diese Schwuchtel!‹
    Inzwischen waren immer mehr Männer in den Waschraum gekommen, um sich den Dreck vom letzten Schlachten abzuspülen. Sie zogen sich aus und verschwanden nach und nach in den Duschkabinen, doch der Baske hatte keine Eile. Die Männer machten einen Bogen um ihn und ließen die hinterste Duschkabine für ihn frei. Lieber standen sie an und warteten, bis sie an der Reihe waren, während Heini mit einem großen, blauen Sack kam, die dreckigen Klamotten einsammelte und sie zu den beiden Waschmaschinen brachte, die sich unten im Heizergang befanden.
    Er nickte dem Heizer zu, der vor den Reglern saß, und drängte sich zu den Waschtrommeln. Der erste Durchgang war gerade fertig. Heini nahm die nasse Wäsche heraus und stopfte sie in den riesigen Trockner, der sofort zu rumpeln begann. Heini drückte die nächste Ladung in die Maschinen, stellte ›40 Grad pflegeleicht‹ ein und setzte sich neben den Heizer.
    »Das war es dann wohl«, sagte Heini : »Morgen um diese Zeit sind wir schon wieder auf Spitzbergen und sitzen bei krumme Erna in der Kneipe!«
    Der Heizer nickte.
    Es dauerte eine Weile, ehe er sagte: »Da kommt aber noch was auf uns zu! Das ging alles viel zu

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