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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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drosseln!«
    Die vier Schlauchboote waren mit starken Motoren aufgerüstet worden. Sie erreichten die alte Rimbaud schnell, und die Mannschaften begannen damit, den Walfänger in entgegengesetzten Richtungen zu umkreisen. Sie versuchten, ihn vom Kurs auf die Insel abzudrängen, aber der Kapitän eroberte sich die Gradzahlen immer wieder zurück. Luise lächelte.
    Seit Minuten palaverte ein Regenbogenkrieger durchs Megaphon. Luise hörte nicht hin, argwöhnisch beobachtete sie den Sicherheitsabstand, den die Aktivisten einhielten; noch einhielten. Luise war misstrauisch. Panzerfäuste?
    »Lasst sie reden«, sagte sie zu ihrem Team: »Je länger sie reden, umso besser für uns.«
    »Ich verstehe sowieso kein Wort«, sagte Thomas: »Was ist das denn überhaupt?«
    »Schwedisch.«
    Luise schätzte die Entfernung zum Hafen auf zwei Meilen. Sie wunderte sich, dass die Rimbaud innerhalb der Drei-Meilen-Zone angegriffen wurde, ging Greenpeace damit doch ein großes Risiko ein.
    Sie könnte die norwegische Küstenwache alarmieren, überlegte Luise, oder gab es bei Spitzbergen gar keine Küstenwache?
    »Wir informieren Sie über den Verlauf der Aktion«, sagte ein anderer Regenbogenkrieger plötzlich auf Deutsch: »Weltweit werden in diesem Moment siebenundneunzig Walfänger von eintausendachthundertsechsundzwanzig Booten verschiedener Umweltschutzorganisationen angegriffen. Die Kaperung der Rimbaud ist Bestandteil einer weltweit koordinierten Operation zur Verhinderung von Walfang. Wir werden Ihr Schiff jetzt in unsere Gewalt bringen, wir werden Ihren Ertrag vernichten, wir werden Ihr Schiff zu einer Sammelstelle vor den Azoren bringen. Dort werden wir alle siebenundneunzig Walfangschiffe vernichten. – Kapitän der Rimbaud , wir fordern Sie auf, sich umgehend zu ergeben. Die Besatzung wird auf eines unserer Boote gebracht und zum Hafen transportiert, wo Sie alle planmäßig Ihre Fahrt nach Hause antreten können.«
    Humor habe Sir ja, stellte Luise fest, als über die Bordlautsprecher plötzlich die Melodie eines uralten Seemannsliedes erklang: »›Auf der Reeperbahn, nachts um halb eins, ob du’n Mädel hast oder ob keins . . .‹«
    Sie sah Thomas grinsend an, der zurücklächelte.
    Dann sagte sie zu ihm: »Sie wollen uns kapern. Das ist mehr als nur heiße Luft! – Haltet euch bereit!«
    Luise stand auf, stellte sich breitbeinig auf dem Brückendach hin, justierte ihr Maschinengewehr auf Dauerfeuer und gab einige kurze Feuerstöße in den Himmel ab.
    Sie sah, wie der Gegner sich auf den Bauch fallen ließ und sofort Deckung suchte, dann legte sie sich selbst wieder hin und sicherte das Gewehr.
    »Hoffen wir, dass sie das abschreckt«, sagte Luise zu den Zwillingen, die skeptisch nickten.
    »Wenn sie allein wären, dann vielleicht«, sagte Bolek: »Aber du weißt ja selbst, was Gruppenzwang ist.«
    Oleg nickte: »Die müssen bestimmt Termine einhalten. Also müssen wir verhindern, dass sie diese Termine einhalten.«
    Luise nickte und überlegte, sofort zum Gegenangriff überzugehen oder weitere Abwehrmaßnahmen einzuleiten.
    »Team Acht«, befahl Luise: »Ans Heck! Unterstützen Sie Team Fünf. Sichern Sie die Heckklappe. Umwickeln der Relingstangen mit Stacheldraht. Er liegt dem Gepäck bei, das wir ausgehändigt haben.«
    »Verstanden, Heck mit Stacheldraht sichern«, kam die Stimme des alten Schmeißers durchs Sprechgerät. Luise hörte deutlich, wie er stöhnte, als er aufstand, und musste grinsen. Sie bekam bessere Laune; die Warterei habe endlich ein Ende. Jetzt werde sie für einen bleibenden Eindruck dieser Reise sorgen können.
    Die vier Schlauchboote hatten abgedreht, nachdem Luise in die Luft geschossen hatte, aber noch traute sie dem Frieden nicht.
    Die Zwillinge behielten Recht, die Bunten da unten waren Teil eines Ganzen, und als Teil konnte man nun mal nicht selbständig handeln. Wären sie allein, wären sie jetzt bestimmt, da sie gemerkt hatten, dass die Rimbaud bewaffnet war und beschützt wurde, nach Hause gefahren. Sie hätten still und leise ihre Kameras ausgeschaltet, und niemand hätte erfahren, dass es einen Angriff auf die alte Rimbaud gegeben hatte, der sofort abgewehrt worden war; aber so? Auch die da unten standen unter dem Zwang zum Erfolg ihrer Mission.
    Luise behielt den Gegner im Auge, der sich etwa eine halbe Seemeile weiter südöstlich sammelte.
    Sie gab den Befehl, die Teams Sechs und Sieben hätten sich über die ganze Länge der Back- und Steuerbordseite zu verteilen. Messer und

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