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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Eltern fanden. Eine hügelige Landschaft, auf der ohne Zweifel eine Eiche verschlungen nach links und eine schmale Birke nach rechts wuchsen. Zwischen ihnen war ein Steg über einem Bach. Ein Kind sprang ins kühle Wasser. Mathilde hielt inne mit der Betrachtung. So also könne es gelingen, erkannte sie.
    Sie müsse den alten Stagg mit einem Raster verkleinern und so erhalte sie eine Miniatur von ihm. Bei der Eiche konnte sie sehen, dass ein Ast tot war, während die anderen in voller Blüte standen. Alles sei mit dieser Methode möglich, durchfuhr es sie. Jede noch so kleine Kleinigkeit könne sie so darstellen. Sie müsse nur diese alte Technik lernen. Sie könne den zweiundsiebzig Meter hohen Stagg , der auf ihrem Poster ein Meter siebzig war, noch einmal um die Hälfte verkleinern. Sie müsse ihn aus dem Poster schneiden, ihn in einen Rahmen spannen, eine Lampe platzieren und Staggs so verkleinerten Schatten auf eine dahinter stehende Leinwand zeichnen. So brauche sie dann nur noch diesen Schattenriss mit der Nagelschere ausschneiden. Ach, was! Mathilde wollte sich eine neue Schere kaufen, eine kleine, die filigran schneiden konnte.
    Sie hatte den Telefonhörer schon in der Hand, tippte auf den Buchstaben ›B‹ des Speichers, wartete und sagte: »Luise, du bist verrückt! Ich danke dir von Herzen! Das war vielleicht eine Überraschung mit dem Katalog!«
    »Das freut mich«, hörte sie Luise mitten in einem mächtigen Rauschen: »Wir telefonieren heute Abend, das kostet doch Unmengen, mich auf meinem Handy anzurufen. Ich rufe dich an, von der Brücke des Walfängers aus. – Freut mich, dass es dir gefällt! Bis dann!«
    Mathilde nickte und legte auf, nachdem ihre Tochter die Verbindung unterbrochen hatte.
    Den ganzen Abend blätterte sie in dem dicken Katalog, blieb an den Scherenschnitten von Nelken, Glockenblumen, Tulpen, Rosenzweigen, Cayennepfeffer, Hopfenranken, Johannisbeeren und Wiesengräsern hängen und vergaß den dicklichen Jungen, der stumm am Zaun wartete, bis seine Mutter ihn kurz vor zwanzig Uhr vom Kindergarten abholte.
    »Das ist das Schicksal von Tausenden, dass sie nicht geboren werden«, sagte Luise zu Tommy: »Du bist vielleicht nur durch ein Wunder der Abtreibung entkommen.«
    »Es handelt sich aber doch darum, alles, egal was, mit einer Intensität zu lieben, dass alles, egal was, mit einer gleichmäßig starken Schönheit erfüllt wird«, antwortete Tommy ihr leise und schüchtern: »So erlangt man Gerechtigkeit, heißt es.«
    Luise schüttelte den Kopf und sagte: »Was für ein schlauer Bursche, dieser Tommy Rahr an meiner Seite. Viel zu schade für diese Walfänger!«
    Sie zog ihn zu sich und gab dem Verdutzten einen Kuss auf die glutrote Wange. Dann lachte sie und stieß ihn weg. Verwirrt ließ sie den Jungen zurück und ging zum Heck, wo sich die Mannschaft versammelt hatte und auf sie wartete.
    »Na los!«, rief sie dem Bootsjungen zu, ohne sich umzudrehen: »Du auch! Alle, habe ich gesagt!«
    Tommy nickte, und als er wenig später auf dem Heck stand, konnte er ihrer Ansprache nur schlecht folgen. Immer wieder fiel sein Blick auf die Lippen, die ständig in Bewegung waren. Tommy wünschte sich, Luise solle sie stillhalten, nur ein einziges Mal, damit er sie sich einprägen könne. Denn dass sich so etwas noch einmal wiederholen würde, das glaubte er nicht. So blöde war er nun auch wieder nicht!
    Was nur in diese Frau gefahren war? Tommy stellte sich breitbeinig hin, die Hände hinterm Rücken verschränkt, genau wie der Kapitän.
    »Ihre Reederei hat mich nun aber mal auf Ihren Walfänger geschickt, meine Herren, mich und mein Team. Wir werden für Ihre Sicherheit sorgen. Sie machen Ihre Arbeit und wir machen unsere. Zu meiner Arbeit gehört es, Ihnen einen kurzen Überblick über die Arbeitsweise von modernen Piraten zu geben. Diese ähnelt der Arbeitsweise der Greenpeaceaktivisten bis zu einem gewissen Punkt, meine Herren. Einen Punkt, den wir alle kennen! Welcher?«
    Sie musterte die Reihen der vor ihr stehenden Walfänger, aber niemand meldete sich. Sie sah Tommy an, munterte ihn mit einem Blick auf, der aber senkte schnell den Kopf.
    »Es ist der wichtigste Punkt. Die Bunten , wie wir sie gerne nennen, kommen nicht an Bord, um Gefangene zu machen und um Geld zu erpressen. Doch alles, was sich davor abspielt, stammt aus dem gleichen Handbuch. Es ist das Handbuch der Piraterie, geschrieben von den Gottlosen selbst! – Doch zunächst stelle ich Ihnen mein Team vor. Das ist mein

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