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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Posten handelt, versuchen Piraten immer als erstes, die Funkverbindung zu stören, das heißt, den Funker in Gewahr zu nehmen. Der Funker wird also in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen sein. Seine Tür wird verbarrikadiert sein, so dass er völlig autark arbeitet. Er steht zwar unter Ihrem Kommando, Hauptmaschinist, aber er wird nichts mit Ihnen zu tun haben. Da die Brücke jedoch genauso wichtig ist, wird hier jeder Mann gebraucht. Es bleibt also nur, den Funker in Team Vier unterzubringen, auch wenn er diesem Team nicht helfen kann. Im Gegenteil! Er muss, von der ganzen Operation unbeeindruckt, so lange wie möglich arbeiten können. Es wird also in der Hauptsache die Aufgabe von Team Vier sein, dem Funker den Rücken freizuhalten. Team Vier ist hauptsächlich dazu da, die Piraten vom Funkraum fernzuhalten. – Doch zu den Aufgaben kommen wir, wenn die Aufteilung beendet ist, meine Herren.«
    »Verstehe«, sagte der Hauptmaschinist: »Schon klar.« Er sah den Smutje an und meinte, er solle die gusseisernen Pfannen also auf jeden Fall zum Einsatz mitbringen.
    Lauthals lachte Tommy los, weil er sich vorstellte, wie der dicke Koch mit zwei riesigen Pfannen im schmalen Längsgang die Piraten wegwischte und rief: ›Hier kommt keiner durch! Hier nicht!‹
    »Schnauze!«, bellte der Smutje den Bootsjungen an, der erschrak und sofort verstummte: »Sonst Beule an Kopf. Beule größer als Kopf! Klar wie Kloßbrühe!«
    Luise teilte die anderen vier Teams ein und verteilte die Aufgaben. Bei einem Angriff habe Team Eins sofort einen Schlingerkurs einzuschlagen und den anstürmenden Booten auszuweichen. Außerdem müsse dieses Team sofort die Brücke von innen verschließen. Bretter vor die Fensterscheiben und alle Schotts verrammeln.
    Team Zwei müsse sofort den Fang kappen, falls die Rimbaud Wale hinter sich herziehe, die erst noch verarbeitet werden sollten. Team Zwei habe die Backbordseite des Hecks unter Kontrolle zu halten. Am Heck sei die Gefahr am größten, gekapert zu werden, daher komme Team Fünf zu Hilfe, das die Steuerbordseite zu übernehmen habe. Hauptaufgabe der beiden Teams sei es, die Heckklappe so schnell wie möglich hochzufahren, damit durch diese offene Luke, durch die im Normalfall der Wal aufs Schiff gezogen werde, niemand eindringen könne.
    Team Drei habe den Bug zu bewachen. Da der Bug am höchsten liege, sei ein Kaperungsversuch hier zwar am unwahrscheinlichsten, aber am Bug befinde sich auch die Walharpune. Der Harpunier solle mit seinen Leuten sofort auf die anstürmenden Boote feuern. Er solle die Sprengmunition einsetzen, die er sonst verwende, um den schon harpunierten Wal mit einer eingeschossenen Sprengladung zu töten. Bei dieser Abwehrmaßnahme gelte, erst zwei Schüsse vor den Bug, dann gezielter Beschuss.
    Der Baske nickte ernst. Das Geheimnis seines Berufes sei es sowieso, sich das zu Tötende niemals als Lebendes vorzustellen. Für ihn müsse alles nur Zielscheibe bleiben. Schwimmende Zielscheiben eben, der Hauptharpunier lockerte sich schon mal in den Schultern.
    Team Sechs, Sieben und Acht seien mit der Sicherung der Flanken des Schiffes betraut. Sechs nehme die Backbordseite, Sieben die Steuerbordseite und Acht teile sich auf, um beide Teams zu unterstützen. Team Acht solle sich zuvor einigen, am besten gleich jetzt. Dabei müsse Team Acht bedenken, es könne auch der Fall eintreten, dass das gesamte Team dem Steuerbord- beziehungsweise dem Backbordteam helfen müsse. Flexibilität sei dann das Gebot der Sekunde! Luise ließ den Blick auf den Männern ruhen, die stumm blieben.
    »Noch Fragen, meine Herren?« Sie sah die Walfänger an, die sich in die Vierergruppen aufgeteilt hatten und sich gegenseitig Blicke zuwarfen, um festzustellen, wer die Arschkarte gezogen habe und wer das verdammte Glücksschwein sei.
    »Eine Frage bleibt«, meldete sich Tommy, dem sie schon die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war.
    »Ja, Bootsjunge Rahr?«, fragte Luise und nickte ihm zu.
    »Wo bleiben Sie, und was tun Sie während des Überfalls?«, fragte er besorgt und sah sie mit großen Augen an, ehe er sich mit einer Kopfbewegung die langen Stirnhaare zur Seite warf und instinktiv lächelte.
    »Ja, genau!«, sagte der Baske . »Und ihr schiebt euch einen Lenz? So sieht euer Job also aus?«
    »Nicht ganz so einfach«, sagte Luise: »Wir vier sind bei der geringsten Gefahr auf dem Brückendach, von wo aus wir mit gezielten Feuerstößen operieren und notfalls einzelnen Trupps zu Hilfe kommen

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