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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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können, wobei wir aber glauben, dass wir das nicht müssen. Wir koordinieren von oben aus, um gegebenenfalls mit unseren restlichen Mitteln den Angriff abzuwehren.«
    »Welche Mittel wären das?«, Tommy wollte sich so schnell nicht zufrieden geben. Beruhigt war er noch immer nicht. Auch wenn sie dann da oben auf der höchsten Stelle des Schiffes war, Sicherheit war doch etwas anderes!
    »Ja, genau!«, stellte sich ihm wieder der Baske zur Seite: »Welche Mittel wären das, verdammt noch mal?«
    Und kaum hatte Luise Thomas zugenickt, da sprang dieser mit zwei, drei Sätzen vom Fangdeck über die Trawlbrücke, nur um aufs Brückendach zu kommen, von dem aus er mit einem einzigen Satz wieder beim Kapitän war, der an der Heckreling stand, ihm andeutungsweise einen Kinnhaken verpasste und zwei Sekunden später die anderen drei Männer des Teams Eins außer Gefecht gesetzt hatte.
    Thomas richtete sich auf, nicht ein einziger Schweißtropfen fand sich auf seiner Stirn, und half den überrumpelten Männern, die auf den Rücken lagen und leidenschaftlich fluchten, wieder auf die Beine.
    »Verstehe!«, sagte Tommy, und der Harpunier nickte, als er beipflichtete: »Alles klar, verdammt noch mal!«
    »Danke, Thomas. Drei Minuten länger als sonst?«, fragte Luise: »Rheuma?«
    »Ein Walfänger ist eben kein Frachter«, sagte Thomas. »Hier gibt’s verdammt viele Ecken und Kanten.«
    »Jawohl, das ist wahr!«, sagte der Kapitän, ehe er anmahnte, zum Ende zu kommen, er werde fürs Fangen bezahlt, nicht fürs Staunen.
    »Nun gut«, sagte Luise: »Die Einzelheiten besprechen wir also später, jetzt der Überblick. Erfolgt tatsächlich ein Übergriff, dann werden sofort nach Teambildung sämtliche Außenschotts verschweißt. Das gilt insbesondere für die Brücke und für den Funkraum. Die Brücke wird von innen verschweißt, der Funkraum von außen im Längsgang durch den Hilfsmaschinisten. Das ist die erste Aufgabe! Notfalls üben wir das. Piraten sind zwar mit Schweißbrennern ausgestattet, aber es wird sie wertvolle Minuten kosten, in denen wir ihnen den Garaus machen können. Oberstes Ziel ist es, keinen einzigen Piraten innenbords kommen zu lassen. Piraten sind in der Lage, ein Schiff innerhalb von nur vier Minuten zu kapern, daher werden wir vom Sicherheitskommando unablässig am Ausguck stehen, der auf dem Brückendach eingerichtet wird, sofern wir da nicht stören, Kapitän? – Sehr gut! – Die Piraten wollen und müssen immer zuerst auf die Brücke, aber nicht mit uns! Des Weiteren bringen wir Außenlautsprecher an, über die wir im Notfall einen Höllenlärm veranstalten können. Wir schützen unsere Gehörgänge natürlich entsprechend. Die erste Maßnahme, die wir sofort ausführen, werden so genannte Dummys sein. Wir stellen puppenähnliche Gebilde auf, die wir an der Reling befestigen. So denken die Beobachter, dass sie selbst beobachtet werden. Das schreckt zunächst einmal potenzielle Angreifer ab, denn den Vorteil des Überraschungsmoments können sie sich nicht vergeben. Wollen sie aber trotzdem noch an Bord kommen, dann beschießen wir sie als erstes mit Wasserkanonen, gebaut aus Feuerabwehrschläuchen, um sie so am Klettern zu hindern und von der Außenhaut des Schiffes zurück ins verdammte Wasser zu fegen. Sind sie trotz aller Abwehrmaßnahmen an Bord, so überlassen Sie unbedingt uns den Kampf ›Mann gegen Mann‹, wir haben die nötige Ausbildung. Sie sind natürlich auch alle mutige Kerls und Helden der See, aber wir haben es nun mal gelernt. Zum Beispiel sieht es vor Somalia so aus, dass bis zu achthundert Trawler mit Langleinen nach Thunfisch fischen. Es gibt dort ja dieses riesige Fanggebiet, das niemandem gehört, weshalb dort auch fast alle Nationen der Welt die Thunfischschwärme jagen, die dort besonders häufig vorkommen. Nun, Piraten entern solche Trawler wie diesen hier nur allzu gern, um sie als Mutterschiffe für ihre eigentlichen Angriffe mit Schnellbooten gegen wertvolle Frachter zu nutzen. Die Besatzungen der Trawler sind dabei Nebensache. Sie werden oft getötet. Sind diese Trawler zu Mutterschiffen geworden, so wird die Brücke benutzt, um mit dem Funksystem ›AIS‹ die Beute ausfindig zu machen. Mit ›AIS‹ kann man jedes Schiff zu jeder Zeit überall auf der Welt finden. Jedes große Schiff ist damit ausgerüstet, um Kollisionen zu verhindern. ›AIS‹ sendet aber leider auch Informationen zur Größe, zur Fracht und zur Geschwindigkeit, verschickt also genau die

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