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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Informationen, die die Piraten brauchen, um auswählen zu können. Ist ein wertvolles Schiff in ausreichender Nähe ausgemacht worden, werden die auf den Mutterschiffen stationierten Schnellboote zu Wasser gelassen, und im Negativfall ist ein Frachter innerhalb von vier Minuten gekapert. Sie sehen, es gibt nichts Unauffälligeres als so einen Trawler unter achthundert Trawlern, die kreuz und quer fischen. Die Piraten kämpfen heute mit Panzerfäusten und Schnellfeuergewehren, die sie aber nur gegen die Frachter selbst einsetzen. Die Fischtrawler brauchen sie ja unbeschädigt, damit kein Aufsehen mit ihnen erregt wird. Sie sehen, auch Trawler haben für Piraten einen Wert. Es ist der Wert der absoluten Tarnung, meine Herren!«
    Der Baske konnte nicht länger an sich halten, er räusperte sich, ehe er sagte: »Nun ist aber gut mit der Schwarzmalerei. So etwas bringt Unglück an Bord! Nur zwei Sachen, zwei kleine Fakten: Wir sind nicht vor Somalia, wir sind vor Spitzbergen. Uns suchen keine Piraten, uns sucht nur Greenpeace , um ein paar Aufnahmen zu machen. Piraten! – Ich glaub, es hakt!«
    »Punkt eins: vollkommen richtig. Punkt zwei: halb richtig. Wir werden zwar von den Bunten verfolgt, Ihre Reederei geht aber davon aus, dass diese Verfolger nicht länger in friedlicher Absicht kommen. Ein Überfall ist real, weil der Bestand der Wale dramatisch zurückgegangen ist. Greenpeace meint, es gebe nur noch ein paar Dutzend Wale. Die Gefahr des Aussterbens sei heute so groß wie noch nie, meint Greenpeace !«
    »Falsch!«, nahm der Kapitän sofort Stellung: »Falschmeldungen, die wir nun schon seit Jahrzehnten immer wieder hören. Ich erinnere mich an das Jahr neunzehnhundertachtundsiebzig, als man meinte, die Wale seien ausgestorben. Und wir fingen hier, bisschen weiter nordöstlich, an nur einem Tag siebenundzwanzig prächtige Wale! An nur einem Tag! Es ist doch so, dass man den Wal gar nicht ausrotten kann, so ist das doch! Der ist doch viel zu schlau für uns! So ist das doch! Männer, hört nicht auf das Gejammer!«
    »Darum geht’s uns ja auch gar nicht. Wir erfüllen den Auftrag, der uns gegeben wurde und für den wir bezahlt werden. Wir sind für Ihre Sicherheit zuständig, und glauben Sie uns, wir werden taub und blind für die Argumente der Gegenseite sein!«, sagte Luise.
    »Na, klingt doch schon besser«, sagte der Kapitän und nickte der Chefin des Sicherungskommandos verschwörerisch zu.
    »Darum sind wir hier«, sagte Luise. »So weit vielleicht erst einmal für den Augenblick als grober Überblick. Die Einzelheiten besprechen wir später in den Teams. Wenn Sie Fragen haben, wir beantworten sie gerne. Nun wollen wir Sie aber nicht länger vom Arbeiten abhalten.«
    Sie sah den Männern zu, die nickend verschwanden, und hörte Güni zum Basken sagen, er habe ganz recht, unken sei schlecht fürs Geschäft. Und dann noch eine Frau an Bord! Das gebe Unheil, großes Unheil werde über sie kommen!
    Er solle das Maul halten, meinte der Harpunier daraufhin und nickte Luise zu, als er an ihr vorbeiging. Doch dann blieb er stehen und sagte zu ihr: »Hübscher Bursche unser Bootsjunge, was? Bisschen jung, aber scheiß die Wand an!«
    Als Luise von einem Moment zum anderen knallrot wurde, lachte er laut auf und ging grinsend unter Deck. Sollte ihm doch keine etwas vormachen! Er kannte die Frauen! Er wusste eben, was sie dachten und wie sie es meinten! Auch diese Befehlshaberin mit dem Knackarsch werde von seiner Erfahrung schon noch ein gutes Stück abhaben wollen. Sein bestes Stück; lachend schlug er dem vor ihm gehenden Funker auf die Schulter, der fluchend in die Knie ging.
    »Smutje! Eine Runde geht auf mich!« rief er durch den Längsgang.
    »Ich werde es mir merken!«, sagte der Koch, bevor er in der Kombüse verschwand. In seiner Funktion als Proviantmeister machte er auf der Einkaufsliste zweiunddreißig Striche und legte zweiunddreißig Schachteln Zigaretten bereit. Dann kam er ins Grübeln. Zählten die Bewacher nun mit oder nicht?
    Er drehte sich um, ließ sich mit der Brücke verbinden und fragte den Kapitän, ob die offizielle Besatzungszahl jetzt zweiunddreißig oder sechsunddreißig sei.
    »Sechsunddreißig, Ende«, kam es nach einer Weile. Nickend legte der Smutje auf und machte vier weitere Striche in der Spalte des Harpuniers. Es machte zwar nur halb soviel Spaß, mit Bier war es eben was anderes, aber so waren die Regeln. Kein Alkohol auf See, der Smutje hielt das für eine wirklich überflüssige

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