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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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Hut trug. Sie stieß ihren Mann an und errötete leicht, als sie merkte, dass alle sie ansahen: »Hoffentlich auch der russische!«
    »Ganz genau, Gnädigste!«, sagte der Mann von der Fabrik: »Das ist nur ein Vorteil. Die gleichbleibende Qualität, die man preiswerter anbieten kann. Zurzeit haben wir hier geschlossene Kreislaufsysteme für den afrikanischen Wels, den wir züchten. Es ist ein geschlossener Kreislauf und für die Landwirte eine wirkliche Alternative zu den bisherigen Einnahmemöglichkeiten. Heute in die Fischzucht zu investieren, ist morgen schon ökonomisch und ökologisch! In unseren Kreislaufanlagen gibt es zum Beispiel nur Fisch, Wasser und Nahrung.«
    »Woraus besteht diese Nahrung?«, unterbrach Robert den Mann, der ihm erklärte, die Nahrung bestehe lediglich aus Pflanzen und Fischmehl.
    »Erklären Sie die Sache mit dem Fischmehl!«, forderte Robert den Gruppenleiter auf und sah ihn herausfordernd an. Oh ja, ein wenig kannte er sich auch in der Materie aus. Robert kniff die Augen zusammen. Er wollte gar keine Antwort: »Ist es nicht so, dass beispielsweise für ein Kilogramm Thunfisch aus der Aquakultur alleine zwanzig Kilogramm Fischmehl benötigt wird? Das heißt, man braucht zwanzig Kilogramm Müllfisch aus dem Meer, Beifang und ähnliches, um ein Kilogramm Thunfisch zu gewinnen. Halten Sie das für ökologisch?«
    »Daran arbeiten wir! Wir helfen mit, Nachhaltigkeit zu entwickeln. An der Universität in Rostock zum Beispiel werden Fachleute ausgebildet, die sich dieses Problems annehmen! In naher Zukunft ist auch diese Sache Schnee von gestern, werter Herr.«
    »Und in der Zwischenzeit sind die Ozeane alle leergefischt, weil Sie so viel Fischmehl für ihre künstlichen Fische brauchen. Es werden einfach alle Fischarten zu Fischmehl gemacht, das Sie dann verfüttern! So machen sie die Fische in ihren Käfigen zu Kannibalen, weil sie auch die eigene Spezi fressen, ohne es zu merken«, sagte Robert, besonders stolz auf das Wort ›Spezi‹. »Wenn der letzte Fisch weggefangen ist, dann können Sie natürlich schön die Preise erhöhen. Sie mit ihren künstlichen Fischproduktionen aus Rinderställen wie diesem hier. Nein, meine Dame, der Kaviar wird dann ganz bestimmt nicht billiger. Warum sollte er? Dieser Herr Ingenieur da, der möchte nur ein Monopol errichten.«
    Robert nahm Fahrt auf, spürte Mathilde, die ihn so gar nicht kannte. Sie versuchte ihn mit Gesten zum Schweigen zu bringen, hatte aber keinen Erfolg. Sie musste mit ansehen, wie Robert einen Schritt auf den Fabrikangestellten zuging, und mit anhören, wie er sich in Rage redete: »Der Druck auf die ohnehin schon geschädigten, noch frei lebenden Fischbestände wird also immer größer, wie wir feststellen konnten. Weil Firmen wie Ihre alle Arten von Fisch zu Müllfisch machen, den sie als Fischmehl ihren Tieren zum Fressen geben. Ist doch so! Ich sage doch nur, wie es ist!«
    »Der Mensch braucht das Protein, er braucht das Eiweiß der Fische zum Überleben. Die Anzahl der Menschen wird weltweit immer größer, die der wilden Fischbestände immer kleiner. Es gibt keine andere Möglichkeit«, redete der Fabrikingenieur schnell weiter, ohne auf Robert einzugehen. »Schauen wir uns nur Israel an! Dort werden Fische inmitten der Wüste gezüchtet! Meine Herren und Damen, die Abhängigkeit einzelner Völker, die keinen Zugang zu den Meeren haben, kann so minimiert werden.«
    »Israel hat Zugang zum Meer!«, murmelte Robert trotzig: »So ein Narr! – Und der will studiert haben! Lächerlich!«
    »Sei doch still«, flüsterte Mathilde, die ihre spontane Idee schon bereute.
    »Lächerlich!«, meinte Robert ein wenig lauter, worauf der Gruppenleiter wieder nicht einging: »Die Ozeane sind überfischt. Die Ausbeute an Wildfang stagniert. Der Fischkonsum hingegen nimmt zu. Im Jahre zweitausenddreißig werden fünfzig Prozent dieses Konsums aus Fischfarmen kommen. Und falls es unter Ihnen Landwirte gibt, so möchte ich Ihnen raten, auf Fisch umzusteigen! Langfristig ist das ertragreicher als die alte Landwirtschaft. Alleine Mecklenburg-Vorpommern bekommt dieses Jahr fast zwölf Millionen Euro Zuschüsse aus Brüssel. Dabei haben wir nur fünf Fischfarmen hier! Rüsten Sie um, unsere Firma berät Sie gern dabei. Unterstützung erhalten Sie auch vom Landwirtschaftsministerium. In unserem Bundesland gibt es diese fünf Farmen mitten auf dem Land. Aber zum Beispiel in Norwegen befinden sich diese Farmen mitten in der Nordsee! Der Lachs, der

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