Letzte Gruesse
verschiedensten Vergehen ihres Mannes referierte sie, und der Junge hörte sich das alles mit an und guckte in die Gegend. Besonders ausführlich wurde geschildert, daß der Mann einen sagenhaften Geschlechtstrieb habe, daß er sie mehrmals am Tag begehrt! Und Alexander wurde gefragt, was er dazu sagt! Kaum läßt sie sich sehen, da kommt er schon an, in der Küche, in der Garage, wo auch immer, und das etliche Male am Tag! Sagenhaft! Von nachts gar nicht zu reden … Sie hätte immer gedacht, allmählich läßt das nach, aber Pustekuchen! Sie zöge sich schon immer die Badehose unter, die säße ziemlich stramm, da komme ihr Mann nicht so ohne weiteres ran, aber dann reibe er sein Glied an ihr …
So was sei doch nicht normal?
Alexander wußte es ja auch nicht. Er dachte: Wenn der Mann absolut nie dergleichen täte, Jahr um Jahr, dann wär’s der Frau bestimmt auch nicht recht.
Verschiedene Scheidungsmodelle wurden vor Alexander erklärt, Unterhaltsangelegenheiten und wer den Wagen kriegt. Und so einfach kommt er ihr nicht davon! Den Jungen behält sie natürlich, nicht wahr, Olaf? Du bleibst bei der Mum … und dabei rückte die reife Frau Alexander auf die Pelle. Trank allerhand Wein und legte gar die Hand auf seinen Unterarm. Der Junge wurde weggeschickt, zum Flippern in die Halle, und dann wurde wieder und wieder die Gier des Mannes in allen Einzelheiten dargelegt, die sich übrigens auch auf andere Frauen richte! So dumm ist sie nicht, daß sie das nicht mitkriegt. Bevor sie die Unterhosen in die Waschmaschine gibt, guckt sie sich die immer ganz genau an!
Wo waren wir stehengeblieben?
Es wurden noch andere Beispiele seiner Gier angeführt, spezielle Vorlieben. Sie steht in der Küche zum Beispiel, denkt an nichts Arges, zerpflückt Salat, da kommt er von hinten und hebt ihr den Rock hoch … Oder im Auto, sogar wenn er fährt, greift er ihr zwischen die Beine, und auf dem Parkplatz auch nicht zu knapp! Im Auto wird der Sitz nach hinten gestellt, ohne Umstände. Von Liebesspiel keine Rede. Ein ziemlicher Schlamassel sei das, wenn man’s recht bedenke.
Näher und näher rückte ihm die Frau, sie hatte Puder aufgelegt. Was er dazu sagt?, wurde er immer wieder gefragt. Er schluckte den letzten Zipfel der Wurst hinunter und sagte: Schon recht, gute Frau … Wenn er für seine Person nach Hause komme, von einer Reise oder sonst was, dann gibt er seiner Frau auch immer einen dicken Kuß. Die Süddeutschen nennen das«Schmatz», er gebe ihr dann einen Schmatz auf die Backe.
Um ihr auch etwas zu bieten, erzählte er, daß er sich für seine Person, wenn sich bei ihm selbst unzeitige Hitze einstelle, irgendwie ablenkt, so gut es eben geht, an irgend etwas anderes denkt, an Kirchtürme zum Beispiel. Manchmal hänge er sich auch an die Wasserleitung und trinke Wasser, viel Wasser, dann drücke die Blase nämlich auf den Geschlechtsbereich und dämpfe die Lust. Oder Alkohol - Alkohol wirke auf ihn auch dämpfend. Man habe dann zwar Lustempfindungen, aber man«könne»nicht!
«O nein! Was glauben Sie! Bloß keinen Alkohol, davon wird er erst recht angefacht …», rief sie.«Da kennen Sie meinen Mann aber schlecht …»
Erschöpft zog sich Alexander zurück auf sein Hotelzimmer. Er legte sich aufs Bett, über ihm die brüllende Klimaanlage. Nebenan schrien Kleinkinder, und da er sich im Disneyland auf einen vergifteten Rasen gesetzt hatte, juckten ihm Schenkel und Unterarm. Ob’s Menschen gab, die all das ohne weiteres aushielten?
Alexander zog den Fotokarton zu sich heran und nahm Bilder zur Hand, ob sie die zehn Dollar wert gewesen waren, interessierte ihn, und ob er sie nicht vielleicht sogar für nur fünf Dollar gekriegt hätte - daß man auch immer gleich so voreilig ist! -, und wie er sie nach Hause kriegt. Soweit er sah, hatte er einen guten Fang gemacht. Vollständige Familiengeschichten hatte er eingekauft, vom Eisbärfellfoto bis zur Beerdigung. Sexbesessenheiten irgendwelcher Art konnte er nicht feststellen.
Täuschte er sich, oder kratzte es an der Tür? Klopfte es gar? Vielleicht war das der Veranstalter, der ihm die Abfahrt am nächsten Tag erklären wollte? Wann’s weitergeht und daß er sich dann und dann bereithalten soll?
Oh, welch schrecklicher Irrtum! Es war die Frau, die hereindrängte. Sie habe erst jetzt erfahren, daß ihr Junge sich so schlecht benommen habe, und sie brachte ihm den Blumenstrauß, den er im Saal hatte liegen lassen, und sie hat noch vergessen, ihm
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