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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Schmelz, muss den Männern die Arbeit sehr erleichtern. Wie oft hatte er in den zwei Jahren an der Ostfront nicht selbst angestrengt gelauert! Um sein Leben gelauert.
    „Schöner Blick, was?“, sagte Pister leise: „Da möchte man gar nicht wissen, was hinter den Bergen und Meeren ist, was?“
    „Könnte schon sein, aber meine Fragen beantworten Sie jetzt besser. Hier und jetzt! Und nicht hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen, Kamerad!“
    „Und diese Ruhe hier oben! Kein Laut! Nur Vögel und Bäume, und ab und an brüllen die Bären da drüben, falls es ihnen mal wieder zu langweilig ist“, sagte Pister, der sich vorgenommen hatte, die Durchsetzungskraft des jungen Richters zu testen, um festzustellen, wie zuverlässig er sei. Pfister wollte ihn aus der Reserve locken und sehen, ob er sattelfest bliebe, wenn er unbeirrt weitermachte und fragte: „Das muss doch für Sie sehr ungewöhnlich sein, diese Ruhe hier? Sie kommen doch direkt aus Berlin, oder? Wie geht es denn da draußen so zu? Hier ist ja nur Einöde und Stille. Man bekommt gar nichts mit.“
    „Ja, die Unruhe wächst. Die Fliegenden Festungen machen einen nervös. Man beginnt in Berlin schon, sich nach ihrem Rhythmus zu richten, aber das ist ja alles nur vorübergehend. Die letzten Tests der Wunderwaffe laufen ja schon. Also! Ich war jetzt geduldig genug! Raus mit der Sprache, was ist so geheim an den Konzentrationslagern? Antworten Sie! Meine Geduld ist begrenzt.“
    Unwillkürlich drehte Pister den Kopf nach rechts und blickte zu einem mannshohen, schwarzen Bretterzaun, der von den Baracken der Deutschen Ausrüstungswerke nur halb verdeckt wurde und der Doktor Schmelz erst jetzt auffiel.
    Pister bereute seine Reaktion sofort, aber Schmelz hatte das flache Gebäude, das sich hinter dem Zaun befand, entdeckt. Erstaunt musterte er den kurzen, dicken Schornstein und zog die Stirnhaut in Falten. Was sollte das denn? Er sah Pister mit großen Augen an. Wieso qualmte der denn? Was ist hier los?
    „Wieso qualmt denn der Schornstein?“, fragte er: „Mitten im Juni? Bei dem Wetter? Nun los!“
    „Und wissen Sie, wie viel Wild es hier gibt. Thüringen gilt ja mit Abstand als das …“
    „Was ist so geheim an Buchenwald? Was wird hier veranstaltet? Muss ich Sie erst in eines Ihrer eigenen Verhörzimmer schaffen lassen?“
    „Was an den Lagern geheim ist, wollen Sie wissen? Sie wollen, dass ich es ausspreche?“, fragte Pister und lachte, um Zeit zu gewinnen, ehe er sagte: „Es tut mir leid, ich muss leider an den Führerbefehl Nummer eins erinnern, der für alle gilt: ‚Jeden darf nur das interessieren, was ihn unmittelbar betrifft. Alles andere darf er nicht wissen.‘ “
    „Ich kenne den Befehl, und ich habe Ihnen erklärt, mich interessiert alles und jeder. Mich betrifft alles! Muss ich Ihnen meinen Geleitschein vom Reichsführer SS noch einmal vor die Nase halten, oder was? Mann, was soll das Theater? – Ich lasse Ihre Mannschaft hier antreten und putze Sie vor allen runter! Das ist für mich ein Kinderspiel, kapiert, Mann? Kapiert? Antworten Sie, Kamerad!“
    „Verstehen Sie doch, diese Lager betreffen nicht das deutsche Volk, und also auch nicht Sie! Hier ist nur der Abschaum, verstehen Sie jetzt endlich? Der Propagandaminister hat selbst ausgerufen, es gibt im Tausendjährigen Reich keine Verbrecher mehr. Das setzen wir hier um. Mehr nicht. Es gibt im Tausendjährigen Reich keine Verbrecher mehr, weil sie alle hier sind. Die sind alle in Lagern. Verstehen Sie doch! Und das dürfen wir dem deutschen Volk doch nicht zeigen, Obersturmführer, ich meine, dass es so viele sind. Oder sind Sie da anderer Meinung? Aber irgendwohin müssen sie ja. Wir können sie ja nicht einfach verbrennen, diese ganzen Mörder, Schwulen und Zigeuner! Oder doch?“, fragte Pister und lachte gekünstelt auf.
    Schmelz schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen und stemmte die Fäuste in die Hüfte, ehe er leise sagte: „Ich rate Ihnen, sich auf meine Seite zu stellen, Standartenführer! Ich mache Ihnen das Angebot noch genau ein einziges Mal. Sie entscheiden, was Reichsführer SS von Ihnen zu halten haben wird. Zeigen Sie mir jetzt und hier, wo Sie stehen. Erklären Sie sich, warum qualmen die Schornsteine im Juni? Oder ich gehe, jetzt und hier, persönlich da rüber, reiß den schwarzen Zaun ein und schaue mir das Gemauschel dahinter selbst an. Wenn ich das aber tun muss, dann haben Sie Ihre Chance vertan, Standartenführer! Beförderung oder

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