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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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schaden, als
wenn jemand bei ihr wäre.«
    »Was soll ich also tun?«
    Mary zögerte erneut. »Du weißt, daß ich
dir keinen Rat geben kann, ohne sie genau einschätzen zu können, aber... in
einem Fall wie diesem wäre es wohl besser, sie sieht sich das Haus zusammen mit
jemandem an, den sie mag und dem sie vertraut.«
    Jack. Natürlich — ich nehme einfach
beide mit. »Danke für den nicht gegebenen Rat, Mary.«
    »Gern geschehen. Aber ich gebe dir den
guten Rat, unsere Verbindung nicht wieder abreißen zu lassen.«
    Ich versprach es. Dann rief ich Cathy
Potter, meine Maklerin, an und sprach eine Nachricht auf ihren
Anrufbeantworter. Inzwischen war ich halb verhungert, und so ging ich in die
Küche und schob eine Tiefkühl-Lasagne in die Mikrowelle. Während der Herd
summte und das Essen Pirouetten drehte, überlegte ich, ob ich später Hy anrufen
sollte. Da fiel mir ein, daß er ja in San Diego war. Vielleicht war es auch
ganz gut, daß ich dort keine Telefonnummer von ihm hatte. Ich war eigentlich
gar nicht in redseliger Stimmung.
    Die Mikrowelle piepte. Ich ließ die
Lasagne auf einen Teller gleiten und schlang sie hinunter. Nebenbei blätterte
ich in einem Versandhauskatalog. Das Gerichtsprotokoll über den Fall Benedict
lag vor mir auf dem Tisch unter der ungelesenen Morgenzeitung. Meine Finger
wanderten langsam darauf zu, zuckten dann aber zurück, als hätte ich sie mir
verbrannt.
    Nicht heute abend, rief ich mich zur
Ordnung. Wenigstens eine Nacht mal ohne Alpträume.
    Ich erhob mich und räumte die Küche
auf. Mein Blick wanderte noch einmal zum Protokoll. Dann ging ich ins
Wohnzimmer, musterte den Stapel Romane, die darauf warteten, gelesen zu werden,
und studierte als nächstes die Fernseh-Illustrierte. Noch immer spürte ich den
Sog aus der Küche. Schließlich gab ich nach, holte mir das Protokoll und
blätterte es durch — wieder einmal auf der Suche nach den wahren Gründen.
     
    Der anonyme Anruf kam um fünf nach drei
Uhr morgens. Es war eine männliche Stimme mit starkem Akzent.
    »Wenn Sie nicht sterben wollen, lassen
Sie die Finger von der Benedict-Geschichte«, sagte sie.
     
     
     

17
     
    Um zehn nach acht am nächsten Morgen
öffnete ich die Haustür und sah den Abfall, den man mir vor den Eingang gekippt
hatte. Klebriger, schmieriger Abfall — und nicht einmal mein eigener —, der
aussah und so roch, als faule er schon seit Wochen vor sich hin.
    Übelkeit und Wut zugleich schnürten mir
die Kehle zu. Ich drehte mich um, schlug die Tür wieder zu und lehnte mich
dagegen. Vielleicht ist er ja nicht mehr da, wenn ich jetzt noch einmal
hinausschaue, sagte ich mir. Vielleicht kommt ja zufällig ein guter Samariter
vorbei, der sich gern des Abfalls annimmt und die Wege abspritzt.
    Genau — und vielleicht bekommen
Schweine auch Flügel und ich gewinne in der Lotterie.
    Ich kehrte in die Küche zurück und goß
mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Das schnurlose Telefon thronte auf einem
Haufen Einkaufszetteln und Postwurfsendungen. Ich nahm es auf und tippte die
Nummer der Mordkommission. Adah Joslyn war schon im Büro und unerträglich
fröhlich. »Hallo, Sharon, was gibt’s denn?« fragte sie.
    »Vor meiner Haustür liegt eine ganze
Tonne Abfall.«
    »Waren das Kinder? Oder Hunde?«
    »Nein, anscheinend wurde er extra für
mich per LKW rangekarrt.«
    »O Gott, ich weiß, man kann heute alles
per Katalog bestellen.« Etwas ernster setzte sie hinzu: »Halten Sie das für
eine Variante zu den Schmierereien?«
    »Hm. Und zu der telefonischen
Morddrohung gestern mitten in der Nacht.«
    »Wird richtig einfallsreich, der Kerl,
nicht? Womit haben Sie ihn nur so weit gebracht?«
    Ich berichtete kurz, was ich seit
unserem letzten Treffen unternommen hatte.
    Darauf sagte sie: »Also, ich dachte,
Sie hätten begriffen, daß Sie sich aus unserem Fall heraushalten sollen. Nueva
hätten Sie uns überlassen sollen.«
    »Sie hatten doch zugegeben, daß die
beiden Fälle miteinander zu tun haben könnten. Was Sie von mir verlangen — die
Vergangenheit zu erforschen, aber von allem die Finger zu lassen, was in die
Gegenwart reicht —, ist so weder machbar noch führt es zu etwas.«
    Sie schwieg.
    »Ich habe Ihnen alles berichtet. Ich
nehme Ihnen Laufarbeit ab. Was wollen Sie mehr?«
    »Ich möchte, daß Sie aufpassen und
nicht unsere Ermittlungen gefährden — und unsere Jobs. Von jetzt an rufen Sie
mich nicht mehr im Büro an. Sie haben ja meine Privatnummer.«
    »Bart und Sie, ihr beide seid

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