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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Pedro revanchierte sich mit dem Angebot, die Küchentür - nur ein klein wenig - mit dem Fuß offen zu halten.
    »Es ist eine Ehre, die Aromen der Küche des Patrice aus erster Hand riechen zu dürfen, ohne Abluftventilator, unverfälscht«, ließ Pedro Dominic wissen.
    »Unverfälscht«, wiederholte der Koch im Stillen, doch zu Pedro sagte er: »Weißt du, wir ändern unseren Namen - nach Weihnachten.«
    »>Nach Weihnachten« ist aber ein merkwürdiger Name für ein Restaurant, Dominic«, antwortete der Obdachlose nachdenklich. »Nicht jeder feiert Weihnachten. Die Ente ist übrigens vorzüglich - und die Wurst ein wahres Gedicht!«
    »Nein, nein - wir nennen das Restaurant doch nicht >Nach WeihnachtenKiss of the Wolf    »Du machst wohl Witze«, sagte Pedro. »Das ist ein
berühmter
Pornofilm - einer der schlimmsten Pornofilme, die ich je gesehen habe, aber berühmt ist er. Er heißt so, da bin ich mir ganz, sicher.«
    »Bestimmt irrst du dich, Pedro«, sagte Dominic. »Vielleicht klingt es besser auf Italienisch«, fügte der Koch absurderweise hinzu.
    »Es ist kein
italienischer
Pornofilm!«, rief der Obdachlose. Er gab Dominic das halb aufgegessene Cassoulet zurück, wobei die Auflaufform über den Teller mit dem Stück Ente und der Wurst rutschte. (Der Koch verbrannte sich an der Auflaufform die Daumen.)
    »Kiss of the Wolf
kann
kein Pornofilm sein«, widersprach Dominic, doch Pedro zog sich in die Gasse zurück und schüttelte die mächtige Mähne, dass sein grauer Bart erbebte.
    »Mir wird gleich übel«, sagte Pedro. »Den Film werde ich nie vergessen - er war
ekelhaft!
Er handelt nämlich nicht von Sex mit Wölfen, Dominic...«
    »Ich will gar nicht wissen, wovon er handelt!«, wehrte der Koch ab. »Bestimmt liegst du mit dem Titel falsch!«, rief er dem Obdachlosen nach, der in der dunklen Gasse verschwand.
    »Manche Dinge kann man einfach nicht vergessen, Dominic!«, rief Pedro. Der Koch sah ihn schon nicht mehr. »Träume von Inzest, seine Mutter zu begehren - schlechter Oralsex!«, schrie der Wahnsinnige. Der Wind verwehte seine Worte, die man aber trotz des tiefen Brummens des Ventilators noch verstand.
    »Hat Pedro das Cassoulet nicht geschmeckt?«, fragte Silvestro, als der Koch den halbvollen Teller und die Auflaufform in die Küche zurückbrachte.
    »Ein Name hat ihn irritiert«, mehr brachte Dominic nicht heraus. Doch er fand, dass der Zwischenfall kein gutes Omen für Kiss of the Wolf war - selbst wenn sich Pedro bei dem Titel des schrecklichen Pornofilms irrte.
    Später fanden weder der Koch noch sein Sohn einen Pornofilm, der
Kiss of the Wolf
hieß. Nicht einmal Ketchum hatte einen solchen Film je gesehen, und Ketchum behauptete, alles gesehen zu haben - wenigstens alles Pornographische, was es in New Hampshire zu sehen gab.
    »Den Titel hätte ich mir bestimmt gemerkt, Cookie«, sagte Ketchum. »Ich bin mir sogar sicher, dass ich ihn dir geschickt hätte. Aber was passiert darin so Besonderes?«
    »Ich weiß nicht, was darin passiert - und ich
will's
auch gar nicht wissen!«, rief der Koch. »Ich will nur wissen, ob es ihn
gibt!«
    »Hoppla, lass dir deswegen keine krummen Eier wachsen«, sagte Ketchum.
    »Allem Anschein nach gibt es ihn nicht, jedenfalls noch nicht«, teilte Danny seinem Dad mit. »Du weißt doch, dass Pedro spinnt - das weißt du doch?«
    »Natürlich weiß ich das, Daniel!«, rief der Koch. »Aber der arme Pedro klang so überzeugt, dass es sich
plausibel
anhörte.«
    An diesem Samstagabend vor der Weihnachtspause - dem letzten Abend, an dem das Patrice noch Patrice hieß - hatten Danny und Ketchum drei Flaschen Barolo Massolino bestellt. Wie Dominic zu Arnaud gesagt hatte, trank Ketchum den größten Teil des Weins, doch Ketchum hatte auch mitgezählt.
    »Du
behauptest
zwar, du trinkst zwei Bier und ein, zwei Gläser Rotwein zum Abendessen, Danny, heute Abend hattest du aber
vier
Gläser Wein. Nach zwei Bier sind selbst drei Gläser Wein für einen kleinen Kerl wie dich ziemlich viel.« Ketchum klang überhaupt nicht vorwurfsvoll - er wollte nur etwas richtigstellen -, doch Danny fühlte sich angegriffen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du für mich mitzählst, Ketchum.«
    »Sag so was nicht, Danny«, sagte der Holzfäller. »Es ist nun mal meine Aufgabe, mich um euch Kerle zu kümmern.«
    Ketchum hatte sich darüber

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