Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Silver. »Dann wollen wir mal hoffen, niemand bekommt raus, dass du den meistgesuchten Mann Londons einfach so hast entkommen lassen.«
»Wird kaum passieren«, murmelte Carlyle.
»Nein, aber du kannst verstehen, wie es aussehen würde …«
Carlyle spürte einen Anflug von Zorn. »Willst du mir drohen?«
»Nein, nein«, sagte Dominic schnell. »Wie kommst du denn darauf?«
Carlyle grunzte.
»Sei nicht blöd«, fuhr Dominic fort. »Ich will dir nur den Rat geben, dass du damit hausieren gehst.«
»Ich bin doch nicht bescheuert.«
»Gut so.«
»Dann lass mal hören«, sagte Carlyle, »was hier eigentlich los ist.« Die Antwort ließ auf sich warten, und der Inspector konnte fast das Summen hören, das vom Gehirn seines Freundes ausging, während er die Informationen redigierte, die er gleich preisgeben würde.
Schließlich sprach Dominic: »Wie du weißt, hat Hagger manchmal für Jerome Sullivan gearbeitet.«
»Für wen?«
»Du weißt schon – der Typ auf dem Video, das ich dir gezeigt habe; das Genie, das sich erschossen hat und vom Dach seines Hauses gefallen ist. Der Film auf dem Handy, wo du Hagger im Hintergrund entdeckt hast.«
»Ja, ja«, sagte Carlyle, dem die Richtung nicht gefiel, die das Gespräch einschlug.
»Nun ja, es hat den Anschein, als ob Hagger und Jeromes anderer schwachköpfiger Kumpel Eric Christian versucht haben, seit dem Abgang ihres glorreichen Führers den Betrieb am Laufen zu halten. Aber sie sind eindeutig damit überfordert. Einer meiner … Partner hat mich gebeten, die Sache zu regeln.«
»Gebeten?«
»Angewiesen.«
Carlyle seufzte. Normalerweise wollte er so wenig wie möglich über die Funktionsweise von Dominic Silvers Berufsleben erfahren, aber hier musste er wissen, in welche Machenschaften er verwickelt wurde. »Ich dachte, solche Sachen machst du nicht«, bemerkte er.
»Mache ich auch nicht«, sagte Dominic. »Ich versuche nur, eine befriedigende Lösung für dieses Chaos in die Wege zu leiten.«
»Jake inklusive?«
»Jake inklusive.«
Carlyle trat von einem Fuß auf den andern. »Soll das heißen, dass noch mehr Leute von Häusern runterfallen?«
»Hoffentlich nicht«, war alles, was Dominic dazu sagen wollte.
»Und an welcher Stelle passt der Junge in dieses Chaos rein?«, fragte Carlyle.
»Hagger hat ihn als Sicherheit für eine Verbindlichkeit aufgeboten, die Jerome eingegangen ist.«
»Als Sicherheit?« Carlyle schnaubte. »Wie viel kann der Junge wert sein?«
Wieder entstand eine Pause. »Eine ganze Menge, wenn du die falschen Leute kennst.«
Carlyle spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. »Wie viel?«
»Keine Ahnung.«
»Wer ist der Gläubiger?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Dann spekulier doch mal.«
»Nein, das tu ich nicht. Nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt.«
»Wie lange haben wir Zeit?«
»Keine Ahnung.«
»Was passiert, wenn Hagger das Geld nicht auftreibt?«
»Dann wird der Junge versteigert«, sagte Dominic nüchtern, als wäre das sonnenklar.
»Komm schon«, insistierte Carlyle, »red nicht solchen Schwachsinn.«
»Ich rede keinen Schwachsinn«, konterte Dominic. »Ich sage dir nur, wie es ist. Erschieß nicht den verdammten Boten. Ich versuche lediglich, dir zu helfen.«
»Herr im Himmel«, sagte Carlyle müde. »Was treibst du nur, dass du in eine solche Scheiße hineingezogen wirst?«
»Ich versuche, sie aus der Welt zu schaffen«, sagte Dominic gereizt.
Carlyle hustete einen Schleimpfropfen hoch und spuckte ihn von der Feuertreppe aus in die Gasse hinunter. Sein Mund war trocken, und er fühlte sich schauderhaft. Was für ein degenerierter Dreckskerl würde sein eigenes Kind verkaufen? Von Dominic nicht zu reden: Wie schaffte er es, in eine solche Situation verwickelt zu werden?
»John, ich muss jetzt los …«
»Okay.« Carlyle riss sich zusammen. »Alles, was ich will, ist der Junge. Was du auch tun musst, um ihn zurückzubekommen, ich werde mir alle Mühe geben, dafür zu sorgen, dass etwaige strafrechtliche Konsequenzen ausgeräumt werden.«
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Dominic.
»Sorg einfach dafür, dass er unbeschädigt zurückkommt, verdammt noch mal …«
»Keine Angst, ich kümmere mich darum, dass Jake nichts zustößt, selbst wenn ich für ihn aus meiner eigenen Tasche zahlen muss.«
»Da tust du gut dran.«
»Wofür hältst du mich eigentlich?«
Du erwartest nicht wirklich, dass ich dir diese Frage beantworte, oder?, dachte Carlyle. »Wo ist er jetzt?«
»Das kann ich dir nicht
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