Letzte Rache: Thriller (German Edition)
sagen Sie Ihren Leuten, dass sie mich in Ruhe lassen sollen.«
Meine Leute? Carlyle fragte sich, was er meinte. Vielleicht übertraf Inspector Cutler alle Erwartungen. »Okay.«
»Falls Jake etwas geschieht«, fuhr Hagger fort, der sich ein bisschen aufgeregt anhörte, »dann ist das Ihr Fehler.«
»Niemand will, dass Jake etwas geschieht«, sagte Carlyle so besänftigend, wie er konnte.
»Na ja, dann sagen Sie Ihrem Kumpel Silver, dass er sich benehmen soll.«
Silver? Carlyle runzelte die Stirn. »Was hat er mit dieser Sache zu tun?«
Hagger versenkte die Hände in seinen Hosentaschen, machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich mit raschen Schritten. »Sagen Sie es ihm einfach, verdammt noch mal«, rief er über die Schulter.
Während Carlyle zusah, wie er von ihm wegging, ließ er in seinem Kopf noch einmal ablaufen, was gerade gesagt worden war. Als Hagger um eine Ecke verschwand, griff er in seine Jackentasche, holte sein privates und – wie er hoffte – nicht zurückverfolgbares Handy heraus und rief Dominic Silvers Nummer an. Fast sofort wurde er mit der Mailbox verbunden. Frustriert packte er das Handy fester und spuckte seine Nachricht heraus: »Dominic, ich bin’s. Ruf mich so schnell wie möglich zurück. Ich warte auf deinen Anruf, deshalb werde ich auf jeden Fall rangehen.«
Ein paar Augenblicke lang starrte er sein Telefon an und befahl ihm zu klingeln, während er sich fragte, ob er genug Zeit hätte, um zum Mittagessen im Il Buffone aufzukreuzen. Aber das Telefon klingelte nicht, und er beschloss mit Bedauern, dass er keine Zeit für ein richtiges Mittagessen hätte. Plan B war ein Käsesandwich und ein Orangensaft, die er von einer fröhlichen jungen Frau in Kylies Imbisswagen kaufte, um sie mit zur Station zu nehmen.
Fünf Minuten später trat Carlyle, der sich des Knurrens in seinem Magen durchaus bewusst war, aus dem Aufzug und ging auf seinen Schreibtisch zu. Als er näher kam, war er nicht gerade erfreut, jemanden auf seinem Stuhl vorzufinden.
»John Carlyle?«
»Ja.«
Der große, asiatisch aussehende Typ hob seine makellosen Nike-Turnschuhe von Carlyles Schreibtisch und setzte sie auf den Boden. »Ich bin Inspector Nick Chan.« Er wies mit dem Kopf auf einen anderen Mann, der sich in der Nähe aufhielt. »Und das ist Sergeant Greg Brown.«
Beide Männer hatten diesen selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht, der besagte: Wir wissen etwas, das du nicht weißt .
Chan und Brown? Nach ein paar Sekunden Überlegung kam Carlyle zu dem Schluss, dass er über dieses Duo nichts wusste. Damit verdoppelte sich seine Gewissheit, dass Vorsicht geboten war.
»Was kann ich für die Herren tun?«, fragte Carlyle. Er konnte nicht länger darauf warten, dass er etwas zu sich nahm, weshalb er sich auf den nächsten Stuhl plumpsen ließ und begann, sein Sandwich auszupacken.
Chan nahm das zum Anlass aufzustehen. »Gehen wir in eins der Besprechungszimmer.«
»Okay.« Carlyle nahm einen großen Bissen von seinem Sandwich und kaute herzhaft, wobei er wieder aufstand und seinen beiden Kollegen zu der Reihe leerer Zimmer folgte, die im hinteren Teil des Stockwerks lagen.
Im Besprechungszimmer Nummer sieben stand ein langer rechteckiger Tisch, der von einem Dutzend Stühle umgeben war. Carlyle nahm schnell am gegenüberliegenden Ende des Tischs neben dem Fenster Platz. Jemand hatte eine Ausgabe des Mirror liegen lassen. Die Zeitung war in der Mitte gefaltet, und Carlyle konnte nur einen Teil der Schlagzeile sehen: FERNSEHMODERATORIN … Er widerstand der Versuchung, sie aufzuklappen, verputzte den Rest seines Sandwichs und trank einen großen Schluck Saft.
Hinter ihm betrat Brown das Zimmer, gefolgt von Chan, der die Tür zumachte und sein Jackett auszog, das er über die Rückenlehne eines Stuhls hängte. Beide Polizisten blieben stehen. »Kennen Sie Sandra Groves?«, fragte Chan.
Carlyle trank den letzten Schluck Saft und schraubte den Verschluss auf die leere Flasche. »Ja.«
»Sie behauptet, Sie hätten sie angegriffen.«
»Das hab ich gehört.« Weil er nun wusste, worum es ging, entspannte sich Carlyle ein bisschen.
»Und stimmt das?«
»Nein.« Carlyle lächelte Brown an, der ihn grimmig anstarrte. »Habt ihr die Berichte nicht zur Kenntnis genommen?«
»Sie liegt im Krankenhaus«, sagte Brown.
»Soweit ich unterrichtet bin«, sagte Carlyle so beiläufig, wie er konnte, »ging es ihr prima, als sie diese Station verließ.«
Brown verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich
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