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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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eine Straßenkarte vor die Nase und fragten ihn sehr höflich – und in jener Art von perfektem Englisch, die in England niemand seit Menschengedenken mehr benutzte – nach dem Weg zum Britischen Museum. Er widerstand der Versuchung, sie in eine völlig falsche Richtung zu schicken, zeigte auf das wuchtige Gebäude direkt auf der anderen Straßenseite und rang sich ein Lächeln ab. Das Paar bedankte sich fröhlich, verließ den Bürgersteig und lief fast direkt vor einen überdimensionierten Reisebus. Nachdem die beiden es schließlich heil über die Straße geschafft hatten, beobachtete Carlyle, wie sie im Folgenden noch die Pflastermaler und die Hotdog-Verkäufer links liegen ließen und das Tor des Museums sicher erreichten. Er wandte sich ab und beschloss, nach Hause zu gehen.
    Er hatte allerdings kaum zwanzig Meter zurückgelegt, als ihm eine Idee durch den Kopf schoss. Er machte kehrt und ging zu der Gasse zurück. Als er ankam, war der Stadtstreicher immer noch da und saß gelassen auf einem Haufen Abfallsäcke, als überblicke er sein Reich. In seiner Hand hielt er eine anonym aussehende Flasche, aus der er vorsichtig eine bräunliche Flüssigkeit trank.
    Der Penner gab durch nichts zu erkennen, dass er die Rückkehr des Polizisten bemerkt hatte. Carlyle, der wieder den Geruch zu ignorieren versuchte, blieb vor ihm stehen. »Dog«, sagte er, als er annahm, er habe schließlich die Aufmerksamkeit des Penners erlangt, »kommen Sie häufig hierher?«
    Walter richtete den Blick nicht nach oben, aber er nahm die Lippen so weit von der Flasche, dass er murmeln konnte: »Manchmal.«
    »Nachts?«
    Dog nickte und setzte die Flasche wieder an den Mund, um die letzten Tropfen herauszusaugen.
    »Waren Sie vor zwei Wochen auch hier?«, fragte Carlyle beharrlich.
    Dog kratzte sich hinter dem linken Ohr wie ein Mann, der versucht, mit der Vorstellung von Zeit zu Rande zu kommen. Als er sich jedoch damit überfordert fühlte, bedachte er Carlyle mit einem Blick unendlicher Müdigkeit. »Keine Ahnung.«
    »Die letzten Male, als Sie hier waren«, insistierte Carlyle, »haben Sie da sonst noch jemand gesehen?«
    Dog imitierte längere Zeit wieder hervorragend einen Mann, der überlegte. »Nein«, sagte er schließlich.
    Verdammt!, dachte Carlyle. »Niemand?«
    Noch eine Pause.
    »Nur den Mann mit dem Bart.«
    »Den Mann mit dem Bart?«
    Dog warf die Flasche über seine Schulter und stand auf. Er schaute Carlyle an. »Sie brauchen nicht alles zu wiederholen, was ich sage«, brummte er. Er griff in eine Innentasche seines Mantels und zog etwas heraus, was wie ein Stück Fleisch aussah. Er legte den Kopf in den Nacken und ließ sich den Brocken in den Mund fallen. Carlyle kämpfte den Brechreiz nieder und wartete, bis der Mann das Stück hinuntergeschluckt und einen zufriedenen Rülpser ausgestoßen hatte. Er zwang sich dazu, etwas Geduld an den Tag zu legen. Schließlich hatte er Dog an einem seiner helleren Tage erwischt – vielleicht hatte die Rückkehr von den Toten dazu beigetragen, seine Denkvorgänge zu schärfen –, und ihm war klar, dass er sich darauf einstellen sollte zu warten, bis Dog so weit war.
    Schließlich wischte Dog sich die Hand am Bauch ab. »Ist hinten die Treppe runtergekommen, genau wie Sie. Ich hab ihn um etwas Geld gebeten. Er hat irgendwas Ausländisches gesagt.«
    »Auf Spanisch?«, fragte Carlyle.
    »Vielleicht.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Hatte ’nen Bart«, sagte Dog, den Blick wieder auf die Haufen von Müllsäcken gerichtet; seine Gedanken kreisten zweifellos um die Frage, wo er am wahrscheinlichsten noch was zum Trinken auftreiben könnte.
    »Okay«, sagte Carlyle, dem klar wurde, dass der Penner jetzt andere Dinge im Kopf und ihm nichts Brauchbares mehr zu bieten hatte. »Danke.« Er fischte einen Zehn-Pfund-
Schein aus der Hosentasche und hielt ihn Dog hin. »Hier, hol dir ’ne Flasche Diamond White oder so.«
    Bei der Erwähnung von König Alkohol merkte Dog sofort auf, aber er betrachtete das Geld misstrauisch. »Ob das funktioniert?«
    »Das nehme ich an«, sagte Carlyle, »wenn Sie genug davon trinken.«
    »Nein«, sagte Dog, der den Geldschein noch immer nicht akzeptierte. »Ob das Geld funktioniert. Das andere wollte er nicht nehmen.«
    »Wer wollte es nicht nehmen?«, fragte Carlyle, der automatisch die falsche Frage stellte.
    »Der Kerl in dem Zeitungskiosk«, sagte Dog, als wäre das offensichtlich. »Er hat gesagt, mein Geld wäre nicht gut.«
    »Welches Geld?«
    Dog fing

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