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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Haynes und warf Erika einen auffordernden Blick zu. Sie öffnete die Tasche auf ihrem Schoß, zog das Manuskript heraus und reichte es Mott.
    Nachdem er es kurz durchgeblättert hatte, als wolle er sich vergewissern, daß ihm nicht schon wieder eine Sammlung leerer Seiten ausgehändigt worden war, blickte Mott Haynes an und sagte: »Harmlos, sagen Sie?«
    »Absolut.«
    Mott legte das Manuskript auf den Tisch neben seinem Sessel, faltete die Hände über seinem Bauch und starrte zu der dreieinhalb Meter hohen Decke hinauf. »Steady streut also in der Stadt die
    Kunde aus, daß er ein mörderisches Exposé über die CIA geschrieben hat. Aber da die Agency nicht beweisen kann, daß er jemals wirklich für sie gearbeitet hat, hat sie keine rechtliche Handhabe, die Veröffentlichung zu unterdrücken. So weit, so gut?« sagte er, senkte den Blick von der Decke und ließ ihn erst auf Erika, dann auf Haynes ruhen. Beide nickten.
    »Allerdings«, fuhr Mott fort, »ist Steady überzeugt, daß die Agency ihm schließlich doch ein Angebot machen wird, das er - sobald das Gefeilsche beendet ist - annehmen wird, um Langley anschließend alle Rechte zu übertragen. Und wenn das erledigt und das Geld auf dem Konto ist, wird er sie, ob sie darum bitten oder nicht, mit einer Kopie des Manuskripts ausstatten, und zwar nur, um sicherzugehen, daß sie vollends begreifen, was für Tölpel sie waren.«
    »Sein letzter Lacher«, sagte Erika.
    »Bloß, daß Steady gestorben ist«, sagte Mott.
    »Und noch drei andere«, sagte Haynes. »Oder vier, wenn man Purchase mitzählt, der auch dazu beigetragen hat, den Spaß zu verderben.«
    »Irgend jemand«, sagte Mott, »hat eine gottverdammte Angst davor, was Steady wußte und möglicherweise geschrieben hat. Derselbe Jemand hat eine solche Angst, daß er oder sie, vielleicht sogar mehrere, entschlossen waren, Isabelle Gelinet, Gilbert Undean und Tinker Burns zu töten. Von diesen dreien hatte meines Erachtens nur Burns den Verdacht, daß er in Gefahr schwebte.« Mott blickte Haynes an, nickte und fuhr fort: »Außerdem glaube ich, daß Tinker Ihnen womöglich den Grund seines Verdachts hinterlassen hat.«
    »Was meinen Sie mit >hinterlassen    Mott stand auf, ging zu seinem alten Rollschreibtisch und griff nach einem Umschlag von Federal Express. »Das hier ist heute nachmittag gekommen«, sagte er. »Es ist von Tinker und wurde gestern morgen etwa um elf abgeschickt. Das heißt, es mußte den ganzen Weg zur Federal-Express- Zentrale in Memphis und wieder zurück nach Washington zurücklegen.«
    »Hat er es an Sie oder an mich geschickt?«
    »An mich«, sagte Mott. »Aber in dem Fed-Ex- Paket lag ein großer Umschlag. In Druckbuchstaben stand der ziemlich melodramatische Hinweis >Nur im Falle meines Todes zu öffnen<. Und darunter befand sich Tinkers Unterschrift. Da Tinker nun tatsächlich tot ist, habe ich den Umschlag geöffnet. Innen steckte ein kleinerer Umschlag, der an Sie adressiert ist.«
    Mott gab Haynes den kleineren Umschlag. Haynes starrte auf das Papier. Sein Name war mit Kugelschreiber in Druckbuchstaben geschrieben.
    Rechts unter seinem Namen stand in großen Blockbuchstaben das Wort PERSÖNLICH, dreimal unterstrichen. Haynes riß den Umschlag auf und nahm drei Blatt Papier von unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Gewicht heraus. Das eine war ein Blatt Briefpapier des Madison Hotels. Die beiden anderen waren der Kohlepapierdurchschlag eines engzeilig beschriebenen Memorandums, datiert vom letzten Samstag und verfaßt von Gilbert Undean. Als vorgesehener Empfänger war vermerkt »Zu den Akten«.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?« fragte Mott.
    »Sicher.«
    »Lesen Sie es zuerst nur für sich, und dann entscheiden Sie, ob es notwendig - oder klug - ist, daß einer von uns den Inhalt kennt.«
    »Okay«, willigte Haynes ein.
    Zuerst las er die Notiz von Tinker Burns. Dann las er Gilbert Undeans Aufzeichnung für die Akten. Während Haynes den Text las, wurde sein Gesicht ausdruckslos und bis auf die Augen, die von Zeile zu Zeile tanzten, absolut unbewegt. Als er zu Ende gelesen hatte, blickte er hoch, und Mott bemerkte, daß Haynes' Augen nicht mehr tanzten. Sie wirkten jetzt alt und tödlich unbewegt - und ebenso unversöhnlich.
    »Ich meine, Ihr solltet beide hören, was Tinker an mich schreibt«, sagte Haynes in merkwürdig steifem Tonfall, als er zuerst Erika und dann Mott ansah. Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, begann er laut

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