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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ausgestreckt. »Mr. Burns. Sehen Sie mir meine Unhöflichkeit nach.«
    Burns erhob sich halb, drückte die angebotene Hand flüchtig, setzte sich wieder und beschränkte seine Begrüßung auf ein lapidares »Wie geht's?«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte der Senator und nahm seinen Platz wieder ein. »Ganz und gar nicht sicher. Ich hatte gewissermaßen gehofft, das könnte ich von Ihnen erfahren.«
    »Ich werde Ihnen sagen, was ich glaube, Senator, und dann werde ich Ihnen sagen, was ich weiß.«
    »Die Logik würde genau die umgekehrte Reihenfolge erfordern, aber legen Sie nur los.«
    »Ich glaube, Steady und Isabelle haben nie irgendwelche Memoiren geschrieben, hatten nie vor, sie zu schreiben, und das ganze Ding ist von Anfang bis Ende blauer Dunst.«
    Der Senator schob die Unterlippe nach vorn und nickte nachdenklich. »Heut' früh - sehr früh, könnte ich hinzufügen - haben Sie mich angerufen, um mir zu sagen, daß Sie Letitia Melon getroffen haben, die ehemalige Mrs. Steadfast Haynes, und daß sie Ihnen >etwas Wichtiges< - so haben Sie es, glaube ich, formuliert - übergeben hat.«
    »Genau. Sie hat mir ein Exemplar von Steadys Manuskript gegeben, und das bestand, wie sich herausstellte, aus gut dreihundertachtzig überwiegend leeren Seiten.«
    »Und daraus folgern Sie nun, es gäbe kein echtes Manuskript, und es hätte auch nie eines gegeben?«
    »Ich habe Steady sehr, sehr lange und Isabelle zeit ihres Lebens gekannt. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie sich auf Steadys Farm verkrochen haben, um das ganze Ding auszutüfteln.«
    »Den Schwindel, nicht das Manuskript?«
    »Genau. Dann buchen sie direkt vor der Amtseinführung ein Zimmer im Hay-Adams und lassen in der Stadt verbreiten, Steady hätte grade seine gepfefferten Memoiren abgeschlossen und benötige einen ständigen Platz beim North-Prozeß, weil der ihm den Epilog für sein Buch liefern soll. Und nun frag' ich Sie: Hat Steady wirklich versucht, sein Buch zu Ende zu bringen, oder hat er nur versucht, jemand höllische Angst einzujagen?«
    »Eine interessante Frage.«
    »Ich sage, er hat versucht, jemand höllische Angst einzujagen«, sagte Burns. »Und zwar Ihrem Klienten.«
    »Über meinen Klienten werden wir nicht sprechen, Mr. Burns.«
    »Okay. In Ordnung. Dann reden wir über Steadys Jungen und seinen Gehilfen, den grimmen Schnitter. Heute früh um drei haben sie an meiner Tür gehämmert, als wären sie die Gestapo oder das Scheiß-FBI auf Razzia.«
    »Der grimme Schnitter?«
    »Michael Padillo. Kennen Sie ihn?«
    »Wir sind uns schon begegnet.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Burns und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Jedenfalls kommen sie reingeplatzt und führen ihren Regentanz auf, bei dem ich mir die Hosen naßmachen soll. Ich muß zugeben, es war nicht übel. Padillo kann einfach dasitzen, nichts sagen und sein Gegenüber glauben machen, daß er ihm gleich die Nase abbeißt. Und Granny, nun, Granny macht die große Pauke, den Redseligen, der einem sagt, man soll die Stadt verlassen. Der absolute Mister Rechtschaffen. Aber er läßt nicht unerwähnt, daß er die Memoiren seines alten Herrn versteigern wird und das Mindestgebot bei einer Dreiviertelmillion liegt. Und dann spricht er gleich die beiden Zaubernamen aus.«
    »Welche Zaubernamen?«
    »Muriel Lamphier und Hamilton Keyes.«
    Tinker Burns gefiel es, wie er die beiden Namen zum Abschluß in den Raum warf. Er lehnte sich in dem blauen Ledersessel zurück und beobachtete den Senator, der gerade wieder die Jalousien vor den Neonaugen herabließ und den Mund zum dünnstmöglichen Lächeln formte.
    Eine Sekunde später öffneten sich die Augen, und das Lächeln - wenn es denn ein Lächeln war - verschwand, als der Senator sagte: »Lamphier, haben Sie gesagt, glaub' ich, und Keyes.«
    »Mr. und Mrs. Hamilton Keyes. Er ist ein Topmann in Langley. Sie ist reich.«
    »Wie wurden die Namen erwähnt?« fragte der Senator. »In welchem Zusammenhang, meine ich?«
    »Sie tauchten ganz plötzlich auf. Granny wollte wissen, wie gut ich Muriel Lamphier - die jetzige Mrs. Hamilton Keyes - kenne. Da hab' ich ihnen gesagt, sie sollen sich schleunigst verpissen, bevor ich den Sicherheitsdienst rufe.«
    »Und sie sind ohne Widerspruch gegangen?«
    »Wie die Lämmchen.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich in die Lobby gegangen und habe Sie von einem Münztelefon aus angerufen, um Ihnen ... Sie wissen ja, was ich gesagt habe.«
    »Daß Sie dabei seien, neue Überlegungen

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