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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ins Spiel brachte?«
    »Absolut sicher.«
    »Dann legt das den Schluß nahe, daß die Memoiren tatsächlich existieren und der junge Haynes sie gelesen hat.«
    »Oder aber Granny möchte, daß Sie genau das denken, Senator. Wissen Sie, wenn ich Granny wäre, würde ich genauso handeln wie er und versuchen, den Preis hochzureizen, indem ich Andeutungen mache, wieviel ich weiß. Das würde ich machen, wenn ich Granny wäre. Und wenn ich Sie wäre, würde ich ihm sagen, daß er blufft, und erklären, daß ich etwas lesen muß, bevor ich kaufe.«
    »Meinen Sie, daran hätte ich noch nicht gedacht?« sagte der Senator.
    »Warum tun Sie's dann nicht?«
    »Wenn ich es täte, würde er schlichtweg drohen, sie einem Verlag zu schicken. Und um ihn davon abzubringen, müßte ich mein Gebot ein weiteres Mal erhöhen.«
    »Das Risiko können Sie sich nicht leisten, was?« sagte Burns.
    »Nein.«
    »Dann spielt es keine große Rolle, ob die Memoiren echt oder vorgetäuscht sind, weil Sie die Rechte auf jeden Fall für Ihren Klienten kaufen werden - wer immer sie auch sein mag.«
    »Verdammt, Mr. Burns, ich werde mit Ihnen nicht über meinen Klienten reden.«
    »Okay. Bestens. Wir sprechen nicht über sie.«
    Der Senator holte tief Luft und sagte: »Aber ich denke, wir sprechen lieber darüber, was Sie zu verkaufen haben.« »Schweigen.«
    »Und wieviel kostet Schweigen?« »Nicht soviel, wie Sie denken«, sagte Tinker Burns.
     

 
    S ECHSUNDDREISSIG
    McCorkle saß in einem gewaltigen Lehnsessel und beobachtete, wie Harry Warnock, der zum Sicherheitsberater gemauserte IRA-Deserteur, die Lobby des Willard Hotel bearbeitete. Es war kurz vor zehn Uhr morgens, und McCorkle beobachtete Warnock schon eine volle Stunde.
    Mit einem dunkelblauen Anzug bekleidet, einen grauen Fischgratmantel über dem linken Arm, musterte Warnock jedes Gesicht, das durch den Hoteleingang hereinkam. McCorkle stellte sich ein Klassifizierungssystem in Warnocks Kopf vor, das jedes Gesicht mit Ja, Nein oder Vielleicht markierte. Bislang hatte es bis auf ein Vielleicht nur Neins gegeben. Aber als das Vielleicht, ein sichtlich nervöser Mann von Mitte Dreißig, zu einer Dame von Ende Sechzig eilte, sie auf die Wange küßte und »Mommy« nannte, hatte Warnock sich leicht enttäuscht abgewandt.
    Es war kurz nach zehn, als Warnock neben McCorkles Sessel auftauchte und mit Blick auf den Hoteleingang sagte: »Ich geh' in zehn Minuten fort.«
    »Wer löst dich ab?«
    »Mr. Coors. Erinnerst du dich an ihn?«
    »Der große Kerl?«
    »Groß sind sie alle«, sagte Warnock. »Aber er ist derjenige mit dem Tick menschlicher Intelligenz.«
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte McCorkle. »Was passiert, wenn Granville Haynes das Hotel verläßt?«
    »Ich hab' ein Zwei-Mann-Team draußen - oh, Schiet!«
    McCorkle blickte in die Richtung, in die Warnock blickte. Die Tür eines der Aufzüge hatte sich gerade geöffnet, und ein Mann eilte durch die Lobby zum Ausgang Pennsylvania Avenue.
    Der eilende Mann trug einen dunkelgrauen Anzug, blaue Krawatte, weißes Oberhemd und schwarze Lederschuhe. Er war von durchschnittlicher Größe, eins sechsundsiebzig bis achtundsiebzig, von durchschnittlichem Gewicht, etwa siebzig Kilo, und hatte gemäßigt kurzes Haar von der Farbe nassen Sandes. Außerdem hatte er zwei kleine Ohren, zwei hellgraue Augen, eine Stupsnase, einen wenig auffallenden Mund und wirkte wie Mitte, Ende Vierzig.
    Harry Warnock wandte sich von McCorkle weg, ging dem eilenden Mann entgegen und sagte: »He, Purchase!«
    Der Purchase genannte Mann änderte weder den Gesichtsausdruck noch kam er außer Tritt. Er war noch sechs Meter von Warnock entfernt, als seine rechte Hand in Gürtelhöhe quer über den Bauch huschte, im offenen Jackett verschwand und eine Sekunde später mit einer halbautomatischen Pistole wieder auftauchte. Noch immer auf den Ausgang zugehend, schoß Purchase auf Warnock. Die Kugel traf Warnocks linke Seite und warf ihn halb um die eigene Achse.
    Purchase fiel in einen Trab, der ihn an dem noch immer sitzenden McCorkle vorbeitrug. Ohne die möglichen Folgen abzuwägen, streckte McCorkle sein langes rechtes Bein aus und stellte es Purchase, der furchtbar ins Stolpern geriet und hinstürzte. Hätte er die Pistole fallenlassen, hätte er den Sturz mit beiden Händen abfangen können. Aber er ließ sie nicht fallen und landete der Länge nach auf dem Boden, die rechte Hand noch immer um die Waffe geklammert.
    McCorkle kam hoch und stampfte mit der Hacke auf

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