Letzte Worte
Mädchens war deutlich zu erkennen.
Brock hatte recht. Sie war sauber getötet worden. Die Leiche zeigte keine Spuren von Raserei, nur einen einzigen tödlichen, präzisen Schnitt.
Sara presste ihre Finger auf die beiden Wundenden und dehnte die Haut, um ihre wahrscheinliche Position zur Zeit der Verletzung zu rekonstruieren. Das Messer musste dünn gewesen sein, nur einen guten Zentimeter breit und wahrscheinlich nicht mehr als achteinhalb Zentimeter lang. Die Klinge war schräg eingedrungen. Der untere Rand des Einschnitts erschien gerundet, was bedeutete, dass das Messer gedreht worden war, um den größtmöglichen Schaden anzurichten.
Sara zog die Jacke des Mädchens hoch und verglich den Stich im Stoff mit der Wunde im Nacken. Wenigstens hier hatte Lena recht gehabt. Das Mädchen war von hinten erstochen worden. Sara nahm an, dass der Mörder Rechtshänder und sehr selbstsicher gewesen war. Der Stich war ebenso schnell wie tödlich gewesen. Wer Allison getötet hatte, hatte nicht gezögert, das Messer mit Wucht in ihren Körper zu rammen und es dann noch zu drehen.
Das war nicht das Werk von Tommy Braham.
Sara zog den Reißverschluss mit denselben Schwierigkeiten wieder zu. Bevor sie den Gefrierraum verließ, legte sie Tommy eine Hand aufs Bein. Natürlich spürte er die Berührung nicht mehr– Saras Trost kam für ihn zu spät, aber sie beruhigte der Gedanke, dass sie es sein würde, die sich um ihn kümmerte.
Sie zog die Handschuhe aus und warf sie in den Abfalleimer, während sie in den hinteren Teil des Kellers ging. Es gab dort einen kleinen fensterlosen Raum, der in viktorianischer Zeit als Weinkeller gedient hatte. Wände, Boden und Decke bestanden aus Backsteinen. Brock benutzte diesen Raum als Büro, obwohl es hier ziemlich kühl war. Sara schnappte sich die Jacke, die neben der Tür hing, überlegte es sich dann aber schnell anders, als sie Brocks Rasierwasser roch.
Der Schreibtisch war leer bis auf Autopsieformulare und einen Tintenstift. Brock hatte zwei Sets für die beiden Untersuchungen zusammengestellt. Darauf hatte er Post-its mit dem Namen, dem Geburtsdatum und der letzten bekannten Adresse jedes Opfers geklebt.
Die Gesetze in Georgia verlangten nur unter bestimmten Umständen eine Autopsie durch einen Mediziner. Gewaltsamer Tod, Tod am Arbeitsplatz, unklare Todesursache, plötzlicher Tod, unbeaufsichtigter Tod und Tod im OP erforderten weitere Ermittlungen. Die gesammelten Informationen waren größtenteils immer die gleichen: Namen, Alias-Namen, Alter, Größe, Gewicht, Todesursache. Röntgenaufnahmen wurden gemacht. Der Mageninhalt wurde untersucht. Organe wurden gewogen. Arterien, Klappen und Venen wurden begutachtet. Quetschungen wurden vermerkt. Verletzungen. Bissspuren. Dehnungen. Riss- und Schnittwunden. Narben. Tätowierungen. Muttermale. Jedes Detail, ob auffallend oder nicht, das auf der Leiche gefunden wurde, musste in das entsprechende Formular eingetragen werden.
Sara hatte sich ihre Lesebrille in ihre Bluse gesteckt, bevor sie aus dem Auto gestiegen war. Sie setzte sie auf und schaute sich die Formulare an. Der Großteil des Papierkrams konnte erst nach den Untersuchungen ausgefüllt werden, aber die Beschriftung jeder entnommenen Probe musste ihren Namen, den Untersuchungsort sowie Datum und Uhrzeit tragen. Zusätzlich musste unten in jedes Formular dieselbe Information zusammen mit ihrer Unterschrift und Zulassungsnummer eingetragen werden. Sie hatte sich bereits halb durch das zweite Paket gearbeitet, als sie an der Metalltür ein Klopfen hörte.
» Hallo? « Wills Stimme hallte durch den Keller.
Sara rieb sich die Augen. Sie fühlte sich, als wäre sie eben aus einem Nickerchen erwacht. » Ich bin hier. « Sie stieß sich vom Tisch ab und ging zur Treppe. Will stand auf der anderen Seite der Sicherheitstür.
Sie öffnete die Tür. » Schätze, meine Nachricht hat funktioniert. «
Er warf ihr einen vorsichtigen Blick zu, fast wie eine Warnung.
Sara winkte ihn in den Autopsiesaal.
» Keine schlechte Ausstattung « , sagte Will und schaute sich um. Seine Hände steckten in den Taschen. Sie sah, dass seine Jeans unten an den Hosenbeinen feucht und schlammig waren.
» Wie lief der Vormittag? «, fragte sie.
» Die gute Nachricht ist, dass ich die Stelle gefunden habe, wo Allison ermordet wurde. « Er erzählte ihr von seinem Ausflug in den Wald. » Wir hatten Glück, dass der Regen nicht alles weggewaschen hat. «
» Blut ist fünfmal dichter als Wasser. Es
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