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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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verstehen würde.
    Es schien höchst unangemessen, einen Smiley an der Haustür eines Bestattungsinstituts zu hinterlassen, dennoch zeichnete sie das kleine Symbol– zwei Augen und einen nach oben geschwungenen Mund–, weil sie dachte, dass sie so wenigstens Punkte für ihre Beständigkeit bekommen würde.
    Die Dielen im Obergeschoss knarzten, und Sara kehrte schnell in die Küche zurück. Sie ließ die Kellertür weit offen und nahm zwei Stufen auf einmal, um Brocks Mutter aus dem Weg zu gehen. Am Fuß der Treppe befand sich eine einbruchsichere Tür. Schwarze Metallstangen und ein Maschendrahtgitter hielten jeden davon ab, in den Einbalsamierungsbereich einzudringen. Man konnte sich kaum vorstellen, dass irgendjemand hier herunterkommen wollte, außer man musste es. Aber vor vielen Jahren hatten ein paar Jungs aus dem College die alte Tür aufgebrochen, um Formaldehyd zu stehlen, ein beliebtes Mittel zum Verschneiden von Kokain. Sara nahm an, dass die Nummer für das Tastaturfeld sich nicht geändert hatte. Sie gab 1-5-9 ein, und die Tür klickte auf.
    Brock hielt den Bereich direkt hinter der Tür leer, sodass niemand, der zufällig durch das Drahtgitter schaute, etwas sah, das er nicht sehen sollte. Die Pufferzone dehnte sich auch auf den langen, hell erleuchteten Flur aus. Wandregale enthielten diverse Chemikalien und Utensilien, wobei die Etiketten immer zur Wand gedreht waren, damit der Betrachter nicht wusste, was er anschaute. Kleine Schuhkartons füllten das letzte Metallregal, Asche von kremierten Verstorbenen, die nie jemand abgeholt hatte.
    Am Ende des Flurs hatte Brock ein Schild aufgehängt, das Sara aus der Leichenhalle des Krankenhauses kannte: Hic locus est ubi mors gaudet succurrere vitae. Grob übersetzt: Dies ist der Ort, wo es die Toten erfreut, die Lebenden zu unterweisen.
    Die Schwingtüren zum Einbalsamierraum wurden mit alten Ziegeln aus dem Haus offen gehalten. Kunstlicht brach sich an den weißen Wandfliesen. Während das Erdgeschoss drastisch verändert war, sah es hier unten noch genauso aus, wie Sara es in Erinnerung hatte. Mitten im Raum standen zwei Edelstahlbahren mit federnd gelagerten Industrielampen darüber. Ein Arbeitstisch befand sich am Fuß jeder Bahre, mit fest montierten Abflussleitungen, um die Organentnahme zu erleichtern. Brock hatte die Autopsiewerkzeuge bereits auf den Tischen angeordnet– die Sägen, die Skalpelle, die Zangen und Scheren. Er benutzte noch immer die Gartenschere, die Sara im Eisenwarenladen gekauft hatte, um das Brustbein zu durchtrennen.
    Der hintere Teil des Raums war allein dem Bestatterhandwerk gewidmet. Neben dem begehbaren Gefrierschrank stand ein Rollwagen, und darauf lag der metallene Trokar, der benutzt wurde, um beim Einbalsamieren die Organe anzustechen und zu säubern. Ordentlich in eine Ecke geschoben stand die Einbalsamiermaschine, die aussah wie eine Mischung zwischen einem Büffet-Kaffeespender und einem Mixer. Der Arterienschlauch hing schlaff ins Spülbecken. Daneben lagen schwere Gummihandschuhe. Eine Fleischerschürze. Eine Schutzbrille. Eine Spritzschutzmaske. Ein großer Karton mit Rollwatte, um Lecks abzudichten.
    Völlig unpassend waren ein Fön und ein pinkfarbenes, geöffnetes Schminkset oben auf dem Wattekarton. Darin befanden sich Töpfchen mit Grundierungen, diverse Lidschattenfarben und Lippenstifte. Das Logo von » Peason’s Bestatter-Make-up « war auf der Innenseite des Deckels eingeprägt.
    Sara nahm ein Paar Gummihandschuhe aus dem Spender an der Wand. Sie öffnete die Gefrierschranktür. Kalte Luft wehte ihr entgegen. Drinnen lagen drei Leichen, alle in schwarzen Säcken. Sie suchte auf den Etiketten den Namen » Allison Spooner « .
    Der Reißverschluss machte die gewohnten Schwierigkeiten, er verfing sich in dem sperrigen schwarzen Plastik. Allisons Haut hatte den wächsernen, irisierenden Ton des Todes angenommen. Ihre Lippen waren schwärzlich blau. Grashalme und Zweigfragmente klebten an ihrer Haut und der Kleidung. Kleine Quetschungen sprenkelten Mund und Wangen. Sara schlüpfte in die Gummihandschuhe und zog behutsam die Unterlippe des Mädchens nach unten. Tief ins Fleisch gegrabene Zahnspuren zeigten, dass Allisons Gesicht auf den Boden gedrückt worden war. Die Wunden hatten geblutet, bevor sie starb. Der Mörder hatte sie niedergedrückt, um sie zu töten.
    Vorsichtig drehte Sara Allisons Kopf zur Seite. Die Leichenstarre hatte sich bereits wieder gelöst. Die klaffende Stichwunde am Nacken des

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