Letzte Worte
gut. «
» Warum haben Sie wegen der Leiche im Wohnheim nicht Frank Wallace angerufen? «
Sie zuckte die Achseln. » Wie Sie gesagt haben, ein guter Bulle bin ich nur, wenn ich es sein will. «
Will öffnete die Haustür. Lena ging als Erste hinein. Ihre rechte Hand schnellte an die Hüfte, eine Bewegung, die ihr wahrscheinlich gar nicht bewusst war. Will hatte Faith schon oft diese Haltung einnehmen sehen. Sie war seit zehn Jahren Polizistin. Gewisse Bewegungen gingen einem einfach in Fleisch und Blut über.
Das Wohnzimmer lag rechts neben dem Eingang. Die Einrichtung war alt und trist, Risse in den Polstern waren mit Isolierband verklebt. Der Bodenbelag war derselbe wie im Flur: orangefarbene, langflorige Teppichauslegeware. Will spürte ihn an seinen Schuhen saugen, als sie nach hinten zur Küche gingen. Hier ersetzte gelbes Linoleum den Teppich. Gordon hatte sich nicht die Mühe gemacht, irgendetwas zu modernisieren bis auf die makellose Mikrowelle aus Edelstahl, die auf einem Resopaltisch stand.
» Geschirr « , sagte Lena. Zwei Teller, zwei Gabeln und zwei Gläser standen auf dem Abtropfblech neben dem Spülbecken. Vor ihrem Tod hatte Allison hier mit jemandem gegessen und danach abgespült.
Lena riss ein Küchentuch von der Rolle und öffnete damit den Kühlschrank. Der Innenraum war in der Mitte mit blauem Klebeband abgeteilt. Handelsübliche Limonaden füllten jede Ablage. Essen gab es keines bis auf eine vertrocknete Orange und einen Becher Jell-o-Pudding. Lena öffnete das Gefrierfach. Auch hier dieselbe Unterteilung mit dem Klebeband, doch die Feuchtigkeit hatte es teilweise abgelöst. Die eine Seite war randvoll mit Tiefkühlmenüs, auf der anderen gab es nur Eis am Stiel und Eis in Waffeln.
Mit der Handkante hob Will den Deckel des Küchenmülleimers an. Er sah zwei leere Kartons von Stouffer’s French Bread Pizza. » Ich werde Sara nach den Mageninhalten fragen. «
» Tommy hatte mehr Zeit zum Verdauen. «
» Stimmt. « Mit der Schuhspitze stieß er eine Lamellen-Schwingtür auf und erwartete dahinter eine Speisekammer, entdeckte aber eine Toilettenschüssel, eine kleine Dusche und ein noch kleineres Waschbecken. Das eigentliche Bad befand sich neben der Hintertür. Er vermutete, das war die Toilette für die Mieter der Garage. Es sah auf jeden Fall so aus, als wäre sie von einem jungen Mann benutzt worden. Das Waschbecken war schmutzig. Im Abfluss der Dusche steckten Haare. Handtücher lagen auf dem Boden. Eine schmuddelig aussehende Unterhose klemmte zusammengeknüllt in einer Ecke. Auf dem Boden lag eine Socke, die nur bis knapp zum Knöchel ging. Will stellte sich vor, dass die andere derzeit durch Pippys Verdauungstrakt wanderte.
Will merkte, dass Lena nicht mehr hinter ihm war. Er durchquerte das Esszimmer, in dem ein Glastisch und zwei Stühle standen, und sah sie in einem kleinen Büro neben dem Wohnzimmer. Der Raum wirkte wie hastig verlassen. Auf dem Boden türmten sich Papierstapel– Magazine, alte Rechnungen, Zeitungen. Anscheinend hatte Gordon ihn als Abladeplatz für all den Papierkram benutzt, den sein Leben so mit sich brachte. Lena schaute in die Schreibtischschubladen. Soweit Will es erkennen konnte, stapelten sich in ihnen weitere Rechnungen und Quittungen. Das einzige Bücherregal im Zimmer war leer bis auf einen Teller mit einem verschimmelten, nicht identifizierbaren Nahrungsmittel. Daneb en stand ein Glas mit einer trüben, dunklen Flüssigkeit.
Der Teppich zeigte Spuren eines Staubsaugers, aber er fühlte sich genauso schmuddelig an wie der Rest des Hauses. Auf dem Schreibtisch stand ein uralter Computermonitor. Lena schaltete ihn ein, aber nichts passierte. Will bückte sich und sah, dass das Ding nicht mit der Stromleitung verbunden war. Oder mit einem Computer.
Auch Lena sah es. » Wahrscheinlich hat er den Computer zu Jill June gebracht. Das ist seine Freundin. «
» Haben Sie in der Garage einen Laptop gesehen? «
Sie schüttelte den Kopf. » Ob Tommy überhaupt einen benutzen konnte? «
» Er kümmerte sich um die Maschinen auf der Bowlingbahn. Die sind alle computergesteuert. « Will zuckte die Achseln, weil er es nicht sicher wusste. » Gordon hat den Festnetzanschluss ausgesteckt. Ich bezweifle sehr, dass er Geld für einen Internetservice ausgegeben hat. «
» Wahrscheinlich nicht. « Lena öffnete die letzte Schreibtischschublade und hielt ein Blatt Papier in die Höhe, das wie eine Rechnung aussah. » Zweiundfünfzig Dollar. Das Haus muss besser
Weitere Kostenlose Bücher