Letzte Worte
«
Hinter sich hörte Sara das Rauschen des angeschwollenen Flusses. Wo blieb nur Will? Warum brauchte er so lange? Sie schaute nach links und nach rechts, überlegte sich, in welche Richtung sie am besten laufen sollte.
» Tu’s nicht « , sagte Darla, als könnte sie ihre Gedanken lesen. » Ich werde dir nichts tun. Gib mir einfach den Schlüssel. «
Sara konnte kaum sprechen. » Ich habe ihn nicht. «
» Lüg mich nicht an! « Darla blickte noch einmal zum Revier. Zur Klinik hatte sie noch kein einziges Mal zurückgeschaut. Entweder sie hatte sich bereits um Will und Jared gekümmert, oder sie wusste nicht, dass sie dort waren. » Sei nicht blöd, Kleine. Du weißt, wozu ich in der Lage bin. «
Mit zitternder Stimme fragte Sara: » Was passiert, wenn ich ihn dir gebe? «
Darla machte einen Schritt auf sie zu, verringerte den Abstand zwischen ihnen. Das Messer lag ruhig in ihrer Hand. Sie war jetzt nur noch einen knappen Meter entfernt. » Dann kannst du nach Hause zu Mama und Daddy gehen, und ich bin verschwunden. «
Sara war kurz erleichtert, doch dann traf die Wahrheit sie wie ein Schlag. So würde es sich nicht abspielen. Sie wussten beide, dass Sara nicht nach Hause gehen würde. Sie würde gleich über die Straße ins Polizeirevier laufen und ihnen erzählen, was passiert war. Darla würde es nicht einmal bis zur Stadtgrenze schaffen, bevor sie von Einsatzwagen umringt wäre.
» Gib mir die Schlüssel «, wiederholte Darla. Ohne Vorwarnung holte sie mit dem Messer aus. Mit einem zischenden Geräusch schnellte die Stahlklinge an Saras Gesicht vorbei. » Jetzt, verdammt noch mal! «
» Okay! Okay! « Sara steckte ihre Hand in die Tasche, ihr Blick blieb jedoch auf das Messer gerichtet. » Ich gebe dir den Schlüssel, wenn du mir sagst, warum du sie umgebracht hast. «
Darla starrte sie abschätzend an. » Sie haben mich erpresst. «
Sara machte einen kleinen Schritt zurück. » Die Studie? «
Darlas Arm entspannte sich ein wenig, doch das Messer war noch immer sehr nahe. » Ständig brachen Studenten ab, tauchten nicht auf, wie sie sollten. Ich brachte Jason dazu, doppelte Blutproben abzugeben und ein zweites Protokoll zu führen. Er zog Allison mit hinein, und schließlich auch noch Tommy. Wir wollten das Geld halbe-halbe teilen. Doch dann wurden sie gierig und meinten, sie wollten alles. «
Sara konnte den Blick nicht von dem Messer abwenden. » Du hast versucht, Jason den Mord an Allison in die Schuhe zu schieben. «
» Schlau warst du schon immer. «
» Wusste Hare Bescheid? «
» Was glaubst du, warum ich die Stadt verlasse? Er hat Tommys Unterlagen gefunden. Meinte, er werde es der Ethikkommission melden. Ich wollte nicht, dass Tommy etwas passiert.« Zeigte sie zum ersten Mal Reue? »Er wusste rein gar nichts von der Sache. Ich konnte nicht zulassen, dass sich jemand die Fallberichte zu genau ansieht. «
» Tommy hat auch die doppelte Dosis genommen « , vermutete Sara. » Er nahm doppelt teil, nahm die zweifache Dosis. Deshalb seine Stimmungsschwankungen. Sie sind der Grund dafür, dass er sich umbrachte, nicht wahr? «
» Ich habe keine Lust mehr, mit dir herumzuquasseln. « Sie streckte den Arm wieder aus. Das Messer war nur noch Zentimeter von Saras Gesicht entfernt. » Gib mir den Schlüssel. «
Sara gestattete sich einen schnellen Blick zur Klinik. Die Tür war noch immer geschlossen. » Ich habe ihn nicht. «
» Lüge mich nicht an, du blöde Kuh. Ich habe dich im Auto gesehen. «
» Ich… «
Darla sprang auf Sara zu. Sara hob abwehrend die Hände und machte einen Schritt zurück. Sie spürte, wie die Klinge ihr die Haut aufschlitzte, aber sie spürte keinen Schmerz. Das Einzige, was sie fühlte, war Panik, die ihr das Herz einschnürte, als der Boden unter ihren Füßen plötzlich nachgab und sie beide nach hinten taumelten.
Sara knallte mit dem Rücken auf die Erde. Darla bäumte sich auf, das Messer hoch über dem Kopf. Sara versuchte wegzukriechen und drehte sich instinktiv auf den Bauch, bevor ihr bewusst wurde, dass das exakt Allisons Position gewesen war, als ihr die Klinge in den Nacken gerammt wurde. Sara versuchte, sich wieder umzudrehen, aber Darla packte sie im Nacken. Sara stieß sich mit den Händen ab, trat mit den Füßen, tat alles, was sie konnte, um unter der Frau herauszukommen.
Doch anstelle der Klinge in ihrem Fleisch spürte Sara die Erde erzittern, den Boden unter sich nachgeben. Wieder hatte sie das Gefühl, frei zu fallen. Das Dröhnen des
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