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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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Landelternheim zu fahren«, beendete die Prinzessin meinen Satz.
    Aber dieses Mal mussten wir nicht darüber lachen.
    »Lasst uns auch rausgehen zu den anderen und mitmachen«, schlug ich vor.
    Ich wollte nicht mehr traurig sein und die strahlende Sonne konnte meine trüben Gedanken einfach nicht vertreiben. Aber die Prinzessin schaute mich ernst an.
    »Das geht doch nicht«, sagte sie und Sandro schob seine langen Haare ein Stück vor sein Gesicht.
    »Hey, Rapunzel, lass dein Haar herunter«, rief ein Junge von unten und ein vielstimmiges Lachen folgte. Wir setzten uns an den Küchentisch.
    »Wir müssen die Stellung halten und alles genau beobachten. Deswegen ist es wichtig, dass wir drei hier oben bleiben. Unten bei den anderen wärst du vielleicht wieder ganz durcheinander. Sandro würde vielleicht wieder anfangen, auf Zettel zu schreiben und sich die ganze Zeit hinter seinen Haaren zu verstecken. Und ich würde ganz nervös werden, weil alles so unordentlich ist«, erklärte die Prinzessin und sortierte die Salz-, Pfeffer- und Zuckerstreuer, die Töpfchen mit den kleinen Kakteen und die Kerzenhalter, also alles, was auf dem Esstisch stand.
    Sandro hielt aus lauter Gewohnheit sein »Das ist traurig«-Schild hoch. Aber wir wussten, dass die Prinzessin Recht hatte. Obwohl wir da noch nicht wussten, warum sie Recht hatte.
    Und dann schlug die Stimmung in den Straßen plötzlich um. Wir hatten ja schon geahnt, dass es nicht ewig so friedlich und unbeschwert weitergehen würde. Trotzdem erschraken wir, als es den ersten Überfall auf die Bäckerei gab.
    Irgendwann mussten sich die Kinder die Lebensmittel selbst organisieren. Nach zwei Wochen waren sämtliche Schränke in den Küchen der Eltern geplündert und das Geld in den Sparschweinen ausgegeben. Manche Kinder hatten schon ganz große Augen vor Hunger. Deswegen steckten sich viele im Supermarkt heimlich etwas in die Taschen. Das war auch nicht schwierig, denn die Kassiererinnen beachteten die Kinder gar nicht, die sich zwischen den Regalen herumdrückten. Auch wir füllten bei unseren nächsten Einkäufen einfach unsere Tasche und gingen wieder, ohne zu bezahlen. Es war aber auch echt anstrengend, die Aufmerksamkeit der Kassiererinnen zu erregen. Sie hockten meist zusammen, hielten sich an großen Kaffeetassen fest und quatschten. Ob jemand bezahlen wollte oder nicht, schien sie gar nicht zu interessieren.
    Schnell sprach sich herum, wie einfach man im Supermarkt an Lebensmittel kam. Die Süßigkeitenregale wurden natürlich als Erstes geplündert. Sie wurden allerdings nicht wieder aufgefüllt. Jedenfalls nicht mit allen Sorten. Irgendwann gab es nur noch Schokolade mit 75% Kakaoanteil, Likörpralinen und scharfe Pfefferminzplätzchen. Also lauter Sachen, die nicht schmeckten.
    Beim Bäckerladen konnte man sich nicht so einfach bedienen. Die süßen Stückchen lagen hinter einer Glasscheibe und man kam nur an sie heran, wenn man um die Theke herumging. Dort stand aber die Bäckersfrau und an der kam man nicht vorbei. Es sei denn, man benutzte einen Trick.
    Wir machten gerade eine Runde durch die Straßen, als uns eine große Gruppe Kinder entgegenkam. Eigentlich war das nichts Ungewöhnliches, aber diese Kinder waren bewaffnet. Sie trugen Stöcke und Bretter und machten böse Gesichter. Ein großer Junge mit blonden Haaren führte sie an. Damit ihn jeder sehen konnte, schwenkte er eine Fahne mit einem Totenkopf darauf.
    »Sie ziehen in die Schlacht«, rief Sandro. Die Prinzessin zog das Band ihres Sturzhelms fester unterm Kinn zusammen.
    Die Kinder liefen an uns vorbei und wir folgten ihnen. Ein kleiner Junge mit einem Holzschwert verhedderte sich in einem der rosa Bänder vom Rock der Prinzessin.
    »Grüngepunkteter Puddingplumpser!«, rief die Prinzessin dem kleinen Holzritter hinterher, während der Wind das Band davontrug.
    Die Meute blieb mit einem Ruck vor der Bäckerei stehen. Dann rief der Anführer »Attacke!« und die Kinder stürmten den Bäckerladen. Es gab ein Riesengetöse. Nach wenigen Augenblicken rannten die Jungen und Mädchen mit Kuchen, Brot und Saftflaschen beladen wieder heraus und verstreuten sich mit ihrer Beute in alle Richtungen. Keiner schaute dem anderen hinterher.
    »Auweia«, sagte die Prinzessin und ich löste mich aus der Verteidigungsstellung, die ich unbewusst eingenommen hatte. »Sie sind von ihrer eigenen Tat so entsetzt, dass sie sich nicht mehr in die Augen schauen können«, murmelte Sandro. Wir blickten den Kindern nach,

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