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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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des Viertels kennen und blöd finden:
    Betreten der Grünfläche verboten!
Fußballspielen auf dem Rasen verboten!
Hunde sind an einer Leine zu führen!
    Eigentlich darf man im Park nur spazieren gehen und das ist nur was für ältere Leute. Und nun fand hier, mitten auf der Grünfläche, eine Party statt! Um die Verbote kümmerte sich niemand.
    »Ist ja toll«, meinte ich. »Wie im Urlaub«, sagte die Prinzessin und im Schein der Lichter sah ich, dass sie lächelte.
    Als wir später in meinem Zimmer lagen, war an Schlaf natürlich nicht zu denken. Dafür hatten wir einfach viel zu viel erlebt. Jedes Mal, wenn ich die Augen zumachte, starrten mich hundert riesige Echsen- und Lurchaugen an und dann sah ich die glänzenden Leiber in den braunen Gummijacken wieder in die Abflüsse kriechen. Wir wollten gar nicht darüber nachdenken, wie und wo die Abflüsse einer Stadt miteinander verbunden waren. Immerhin heißt es ja Abwassersystem. Ein System ist etwas Verbundenes. Wir waren froh, dass wir im dritten Stock wohnten.
    »Rosaschimmliges Abflussrohr«, fluchte die Prinzessin leise ins Zimmerdunkel hinein.
    »Musst du auch mal zur Toilette?«, fragte Sandro.
    »Ich muss auch«, sagte ich.
    »Wir könnten alle zusammen gehen«, schlug die Prinzessin vor. »Ich meine, nur zur Sicherheit.«
    Trotzdem war mir etwas mulmig zumute, als ich dann auf der Toilette saß, und ich beeilte mich. Ich überlegte sogar, im Stehen zu pinkeln. Aber im Stehen pinkle ich nicht, weil Oma sagt, das sei eine Sauerei. Um mich abzulenken, dachte ich darüber nach, dass die Prinzessin, Sandro und ich nun echte Freunde waren. Weil wir zusammen pinkeln gingen.
    Als wir wieder im Bett lagen, konnten wir immer noch nicht einschlafen.
    »Bevor wir hier nur dumm herumliegen, lasst uns lieber überlegen, was wir als Nächstes tun«, sagte die Prinzessin und knipste das Licht wieder an. »Erst einmal sollten wir alles aufschreiben, was wir gesehen haben.«
    »Ich schreibe«, sagte Sandro und die Prinzessin hatte nichts dagegen. Ich auch nicht. »So«, sagte die Prinzessin, als Sandro zwanzig Minuten später den Stift wieder zur Seite legte. »So«, sagte auch Sandro und dann schauten die beiden mich auffordernd an. Sollte ich auch noch einmal »So« sagen? »Also«, sagte ich stattdessen, »aufgrund unserer Beobachtungen …«
    »Aufgrund unserer Beobachtungen«, wiederholte die Prinzessin kichernd, aber ich achtete gar nicht darauf, sondern fuhr fort: »… wissen wir, dass das Geheimnis unter der Stadt liegt, nämlich in der Kanalisation.«
    »Das wissen wir?«, fragte die Prinzessin, die anscheinend auf dem Schlauch stand.
    »Na, das ist doch klar«, antwortete Sandro. »Große Breitmaulfrösche bauen die Hütten der Kinder ab. Ein Rattenmann verteilt Essen mit irgendeiner Droge, die die Kinder faul und zufrieden macht. Hunderte Ratten bevölkern die Straßen. Sie freunden sich mit den Kindern an und beobachten alles ganz genau. Wahrscheinlich räumen irgendwelche Riesenlurche die Schule auf. Jedenfalls gab es eine Versammlung dieser Viecher im Aquarium und wir wurden zufällig Zeugen davon. Sie sind in der Kanalisation verschwunden, wo ja auch die Ratten wohnen. Kurt hat Recht. Irgendetwas geht da unten vor. Wir müssen runtersteigen und nachsehen.«
    »Auweia«, sagte die Prinzessin, aber da war es schon eine beschlossene Sache. Wir würden unter die Stadt in die dunkle, feuchte Kanalisation steigen. Dorthin, wo alle Abflussrohre endeten. Dorthin, woher die Ratten kamen und wo die riesigen Lurche, Molche und Olme in den braunen Gummijacken hausten.
    »Wann gehen wir in die Kanalisation?«, fragte ich.
    »Am besten tagsüber«, antwortete die Prinzessin. »Vielleicht ist es dann nicht so dunkel da unten.«
    »Wir sollten das lieber in der Nacht machen«, sagte Sandro. »Das ist wahrscheinlich wirklich besser«, bestätigte ich. »In der Nacht sind die Breitmaulfrösche mit den Mülllastern unterwegs, die Lurche putzen die Schule und die anderen halten irgendwo Versammlungen ab.«
    »Stimmt«, sagte die Prinzessin, »dann begegnen wir da unten nicht ganz so vielen von denen.«
    Das hoffte ich auch. Obwohl ich irgendwie ahnte, dass wir uns irrten. Wie sehr wir uns jedoch täuschten, hätte ich mir nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen ausmalen können.
    Eigentlich war ich mir sicher, dass ich die ganze Nacht kein Auge zumachen würde. Aber irgendwann schlief ich doch ein.
    Am nächsten Tag schien die Sonne hell am Himmel. Das Erlebnis im

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