Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Multifunktionswerkzeug aus dem Rucksack und grinste uns an. Dann klappte er die Schere aus.
Es war unheimlich schwer, die Maschen des Zaunes durchzuschneiden und wir mussten uns abwechseln, weil wir Krämpfe in die Hände bekamen. Aber irgendwann war das Loch groß genug, sodass wir hindurchkrabbeln konnten. Dann suchten wir den Weg zum Aquarium. Es roch nach wilden Tieren und dieser Geruch kam mir viel stärker vor, als ich es von meinen früheren Zoobesuchen kannte.
»Es ist wirklich still hier drinnen«, murmelte ich.
»Also still finde ich es hier nicht gerade«, sagte die Prinzessin.
Wir blieben einen Moment stehen und lauschten. Wir hörten das Fauchen, das Gebrüll und die Schreie der nachtaktiven Tiere. Sie hatten wohl unser Kommen bemerkt und begrüßten uns freundlich. Jedenfalls redete ich mir ein, dass ihre Begrüßung freundlich war und hoffte insgeheim, dass alle Käfige gut verschlossen waren.
»Es ist jedenfalls kein Mensch hier«, stellte Sandro fest.
»Musik kann man auch nicht hören«, sagte ich.
»Scheint ein ganz kleines Konzert zu sein«, vermutete die Prinzessin.
Endlich fanden wir das Aquarium. Aber auch das war verschlossen. Wir liefen einmal um das Gebäude herum und versuchten, durch die winzigen Fenster zu spähen. Die waren jedoch zu hoch und wir kamen nicht an sie heran.
»Und nun? Wie kommen wir da jetzt rein?«, fragte die Prinzessin seufzend.
»Vielleicht müssen wir gar nicht mehr ins Aquarium rein«, sagte ich. »Es scheint hier ja überhaupt kein Konzert stattzufinden.«
»Stimmt«, sagte die Prinzessin und guckte so verdutzt, dass ich beinahe gelacht hätte.
»Kommt mal schnell her!«, hörten wir Sandro rufen. Wir liefen um die Ecke und sahen, wie er sich mit den Händen an eins der hohen Fensterbretter klammerte. Seine Beine baumelten in der Luft.
»Wie bist du denn da hochgekommen?«, fragte die Prinzessin.
»Mit dem dicken Ast da«, schnaufte Sandro. Unter dem Fenster lag ein zerbrochener Ast, den Sandro gegen die Wand gelehnt und als Leiter benutzt hatte. Unter seinem Gewicht war er aber durchgebrochen.
»Kurt, machst du mal eine Räuberleiter für mich?«, bat Sandro. Seine Stimme zitterte vor Anstrengung.
»Du hängst schon viel zu hoch«, sagte ich. »Da nützt dir eine Räuberleiter nicht viel. Stell dich lieber auf meine Schultern.« Ich positionierte mich unter seine Füße.
»Moment mal«, sagte die Prinzessin und zog Sandro die Schuhe aus. »So ist es besser.«
Sandro stellte sich auf meine Schultern und ließ sich von der Prinzessin die Stirnlampe aus dem Rucksack geben. Er setzte sie auf und drehte sich zum Fenster.
»Und? Was siehst du da drinnen?«, fragte ich.
»Eigentlich nichts Besonderes. Nur Fische, die still im Wasser stehen. Die hören bestimmt kein Konzert. Die schlafen.« Sandro kicherte. Doch plötzlich begann er auf meinen Schultern zu zappeln und versuchte, sich auf die Zehenspitzen zu stellen.
»Au, das tut weh«, beschwerte ich mich, aber Sandro war nicht zu stoppen. »Da ist noch etwas«, flüsterte er mit ganz heiserer Stimme. »Da krabbelt was am Boden herum.«
»Was ist es denn?«, fragte die Prinzessin.
Sandro hüpfte wieder auf meinen Schultern herum und ich machte einen steifen Rücken. »Es hat keinen Sinn. Ich bin zu klein und kann nicht auf den Boden gucken.«
»Vielleicht sind es Ratten mit lustigen Kappen«, sagte ich. Das erschien mir sehr logisch. Schließlich waren die Ratten überall.
»Nein, keine Ratten. Was immer es ist, es ist größer.«
»Größer?«, wisperte die Prinzessin. »Das Tier ist größer?«
»Es ist nicht ein Tier«, antwortete Sandro. »Es sind viele Tiere.«
»Dreimalgekringelter Lotzi«, fluchte die Prinzessin und ich hatte plötzlich große Lust, einfach wieder nach Hause zu gehen. Aber nur für einen klitzekleinen Moment.
Sandro krabbelte von meinen Schultern. »Gib mir mal bitte das Seil«, sagte er und die Prinzessin gab es ihm. Sandro sprang ein Stück in die Höhe und warf dabei das Seil nach oben. Es fiel wieder runter.
»Warum machst du das?«, fragte die Prinzessin erstaunt.
»Ich will das Seil da oben festmachen«, erklärte Sandro und zeigte auf einen großen rostigen Eisenring an der Dachkante. Dann probierte er es noch einmal. Doch wieder fiel das Seil herunter ohne den Ring berührt zu haben.
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich es gerne einmal versuchen«, sagte ich.
Ich nahm das Seil, zielte und ließ es wie ein Lasso fliegen. Das Seil flog durch den Ring und
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