Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Belize?«, fragte die Prinzessin.
»In Zentralamerika«, antwortete ich.
»Aha«, machte die Prinzessin. »Ich habe überlegt, ob wir sie nicht mal anrufen sollten.«
»Das habe ich schon versucht. Es gibt aber keine Verbindung und meine Mails kommen auch immer wieder zurück«, sagte ich mit einem dicken Kloß im Hals.
»Verkrusteter Schlammbeißer«, schimpfte die Prinzessin leise.
Neben mir wackelte Sandro hinter seinen Haaren.
»Warum kümmert sich eigentlich niemand anderes um die ganze Sache? Warum müssen wir das tun?«, fragte er.
»Wir könnten in die Schule zum Rattenmann gehen und zu Mittag essen«, schlug ich vor. »Dann würden wir uns auch nicht mehr darum kümmern wollen.« Ich meinte es in dem Moment wirklich ernst.
»Ihr habt sie ja wohl nicht mehr alle!«, rief die Prinzessin und funkelte uns mit ihren Sternenaugen an.
»Aber was sollen wir denn nun machen?«, fragte ich.
»Wir könnten morgen Nacht noch einmal versuchen, dem Mülllaster zu folgen«, schlug Sandro vor und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Wir könnten auch noch mal den Rattenmann beobachten.«
So richtig toll fanden wir Sandros Ideen nicht. Wir steckten in einer Sackgasse, wie Mama immer sagt, wenn sie nicht weiterweiß.
»Wir bleiben heute besser hier«, sagte die Prinzessin. »Vielleicht haben uns die Müllmänner gestern doch gesehen und dem Rattenmann Bescheid gesagt. Außerdem sind wir viel zu müde. Lasst uns heute den Tag über faul sein. Heute Abend gehen wir dann ins Aquarium zum Konzert. Ich habe das Gefühl, dass wir dort etwas erfahren werden, das wichtig ist.«
Also waren wir den Tag über faul. Ich breitete meine Pläne und Berechnungen für den besten Computer der Welt aus und zeichnete daran weiter. Aber so richtig konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Die Prinzessin nähte rosa Bänder an ihre Röcke und Kleider. Sandro saß in seiner Ecke und las eines von Mamas Büchern.
»Zeigst du mir ein paar von deinen Hapkido-Techniken?«, fragte er irgendwann und schlug das Buch zu. »Oh, da würde ich auch gerne mitmachen«, sagte die Prinzessin und legte ihr Nähzeug zur Seite.
Und dann hüpften wir ein bisschen im Wohnzimmer herum und ich zeigte den beiden ein paar Handtechniken und Fußtritte. Es sah toll aus, wie die Prinzessin in ihren Röcken und den rosa Bändern herumwirbelte und »Kiap« schrie. Zum Mittagessen brieten wir Spiegeleier und aßen sie mit Brot. Danach machten wir eine lange Siesta, um Schlaf nachzuholen.
»Lasst uns wieder die Kapuzenpullis anziehen«, sagte die Prinzessin am Abend.
Uns war klar, dass das, was wir vorhatten, gefährlich war. Warum wussten wir allerdings nicht. Noch nicht. Die Prinzessin packte eine Stirnlampe, ein Seil, ein Multifunktionswerkzeug, einen Kompass, Traubenzuckerbonbons und eine Flasche Wasser in einen Rucksack.
»Brauchen wir das wirklich alles?«, fragte Sandro, der den Rucksack als Erster tragen sollte.
»Man kann nie wissen«, erwiderte die Prinzessin.
Wir düsten mit unseren Fahrrädern durch die dunklen, verlassenen Straßen. Zweimal sahen wir von Weitem eines der seltsamen Müllautos. Dann kamen wir am Zoo an. Wir versteckten unsere Räder in einem Gebüsch und liefen zum Eingang.
Die Prinzessin rüttelte am Tor. »Stinksockiger Rüpfel! Es ist abgeschlossen«, schimpfte sie. »Das ist seltsam. Wie sollen denn die Gäste zum Konzert ins Aquarium kommen?«, wunderte ich mich.
»Vielleicht gibt es noch einen Zugang«, überlegte Sandro.
Wir beschlossen, am Zaun entlangzulaufen und einen weiteren Eingang zu suchen.
»Es gibt keinen anderen«, sagte die Prinzessin, als wir eine halbe Stunde später wieder vor dem verschlossenen Haupteingang standen.
Ich zeigte auf das hohe Tor. »Wir müssen da wohl drüberklettern«, murmelte ich. Die Prinzessin schaute auf den Stacheldraht, der auf dem Tor angebracht war, und dann auf ihren Rock mit den rosa Bändern.
»Ich glaube, das schaffen wir nicht«, sagte ich schnell. »Brauchen wir auch nicht. Kommt mit«, rief Sandro und lief noch einmal am Zaun entlang um den Zoo herum. »Aber es gibt doch gar keinen Nebeneingang«, protestierte ich.
»Dann werden wir uns eben einen bauen«, erwiderte Sandro.
»Ach so.« Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. Die Prinzessin und ich rannten ihm nach. An einer Stelle verlief der Zaun durch ein Gebüsch und war vom Weg aus nicht zu sehen. Dort blieb Sandro stehen.
»Wir haben ja alles, was wir brauchen, stimmt’s?«, sagte er, holte das
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