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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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leise und das Echo warf sein Flüstern zurück. Es hörte sich an, als flüsterten ganz viele Sandros durcheinander.
    Dann sah ich es. »Ein rosa Band! Da, im Wasser!«
    Wir beobachteten, wie das Band langsam an uns vorbeitrieb.
    »Einen besseren Wegweiser hätten wir gar nicht finden können«, sagte Sandro. »Wir müssen nur dem Lauf des Wassers folgen.«
    Ich beugte mich hinunter.
    »Das Wasser ist eiskalt«, sagte ich und zog meine Hand schnell wieder aus dem unterirdischen Fluss, »aber nicht tief. Nur ungefähr bis zum Knöchel.«
    »Wieso haben wir nicht an Gummistiefel gedacht?«, fragte Sandro. »Gute Frage. Aber warte mal, ich habe eine tolle Idee«, erwiderte ich.
    Ich holte die Regenponchos aus den Rucksäcken und riss sie in vier Teile. Dann schnitt ich vier Stücke vom Seil ab und wickelte damit die Ponchoteile um unsere Schuhe und Waden.
    »Das sind super Gummistiefel«, sagte ich und tapste vorsichtig ins Wasser. »Und wasserdicht sind sie auch.«
    »Warte«, sagte Sandro. Er nestelte an seinem Rucksack herum und nahm etwas heraus.
    Plötzlich zuckte ein greller Blitz durch das Gewölbe.
    »Arrgh …!«, schrie ich auf.
    »Nur ein schnelles Foto zur Erinnerung«, sagte Sandro. Na, das ist vielleicht ein tolles Bild geworden.
    Vor uns verlor sich das Gewölbe im Dunkeln. Von seinen gemauerten Wänden hallten die plätschernden Geräusche zurück, die unsere Füße im Wasser machten. Wir liefen ein Stück gegen die leichte Strömung, bis wir an eine Gabelung kamen.
    »Und nun?«, überlegte ich. »Wir könnten uns trennen. Du gehst nach links und ich nach rechts.« Ich fand Sandros Idee nicht gut. Ich fand, wir sollten zusammenbleiben. »Aber vielleicht sollten wir lieber zusammenbleiben. Oder was meinst du?«, fragte Sandro. Ich nickte und leuchtete mit meiner Taschenlampe in einen der beiden Gänge hinein. »Schau mal, ich glaube, da vorn ist ein rosa Band!«
    Wir wateten zu der Stelle und da hing tatsächlich ein Band an einem herausstehenden Stein im Gemäuer. Daneben fanden wir einen kleinen Durchbruch. Also krabbelten wir hindurch. Nach dem Durchbruch konnten wir uns sofort aufrichten und standen in einem schmalen Gang. Am Ende leuchtete ein Licht.
    »Das ist seltsam«, sagte Sandro. »Wir sind hier ganz alleine. Nichts und niemand begegnet oder beobachtet uns. Nicht einmal eine einzige Ratte.«
    »Na ja, ob uns jemand beobachtet, das können wir nicht wissen«, erwiderte ich und leuchtete die Wände ab. »Hier könnten überall versteckte Kameras installiert sein.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie Recht ich damit hatte. Keiner unserer Schritte in den unterirdischen Tunneln war unbeobachtet geblieben.
    »Vielleicht war es ja auch gar nicht die Prinzessin, die die Spuren gelegt hat«, flüsterte Sandro. »Du meinst, wir tappen gerade in eine Falle?«, flüsterte ich zurück. »Ja, das meine ich. Mach schnell das Licht aus!«, raunte Sandro. Wir beeilten uns, die Taschenlampen auszuknipsen und standen im Stockdunkeln.
    Da hörte ich plötzlich ein merkwürdiges, ratterndes Geräusch. Es kam vom Ende des Ganges, wo das Licht zu sehen war.
    »Was ist das?«, wisperte Sandro in mein Ohr. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich. »Aber ich glaube, wir brauchen nicht zu flüstern und wir können auch die Taschenlampen wieder anmachen. Die Einzigen, die gerade nichts sehen können, sind nämlich wir selber. Wenn hier Kameras installiert sind, dann sind das solche, die uns auch im Dunkeln filmen können. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Also knipsten wir unsere Taschenlampen wieder an und liefen auf das Licht am Ende des Ganges zu. Je näher wir kamen, desto lauter wurde das seltsame Rattern. Schon bald erkannten wir eine angelehnte Tür, aus der das Licht und das Geräusch drangen. Die letzten Meter liefen wir auf Zehenspitzen. Obwohl wir ahnten, dass hinter der Tür jemand auf uns wartete. Und wir waren uns ziemlich sicher, dass dieser Jemand uns die ganze Zeit beobachtete.

Die grässliche Alte

    An der Tür blieben wir stehen und schauten vorsichtig um die Ecke. Ich weiß nicht, was wir erwartet hatten. Aber das, was wir sahen, ganz sicher nicht. Im ersten Moment dachte ich, wir wären in Omas Zimmer gelandet. Da war ein kleiner runder Tisch mit einer Häkeldecke und einem gemütlichen Sessel, unter dem ein dicker Teppich lag. Es gab einen alten Schrank aus Holz und eine Stehlampe mit einem Rüschenschirm. An den Wänden hingen altmodische Bilder in dicken Goldrahmen. In einer Ecke brannte ein kleines

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