Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
Vom Netzwerk:
Lippen hängengeblieben. Die Alte fuhr sich mit einer dicken, fleischigen Zunge darüber und mit einem Schnapp waren alle Maden in ihrem Mund verschwunden.
    »Wer nicht will, der hat schon!«, rief sie und setzte sich uns gegenüber auf den Stuhl. Um sie nicht noch mehr zu verärgern, trank ich einen kleinen Schluck Tee. Obwohl ich mich furchtbar vor der mit Dreck verkrusteten Tasse ekelte. Aber der Tee war wirklich sehr köstlich. »Der Tee ist wirklich sehr köstlich«, brüllte ich und lächelte die Alte an.
    Ich wollte sie dabei aber nicht so genau anschauen. Sie sah einfach zu gruselig aus. Außerdem musste ich an die Maden denken, die sie verschluckt hatte. Also guckte ich ein bisschen an ihr vorbei auf ein Bild, das hinter ihr an der Wand hing. Es war ein Foto in einem goldenen Rahmen. Ein seltsames Foto. Sie selbst war darauf zu sehen und sah noch lurchiger aus als in Wirklichkeit. Vielleicht weil sie den breiten Mund so komisch verzog. Aber das sollte wohl ein Lächeln sein.
    Viel seltsamer aber war das Wesen, das neben ihr stand. Ich konnte es nicht genau erkennen. Es war auf alle Fälle kein Mensch. Vielleicht wurde das Bild in einem Vergnügungspark aufgenommen. Da laufen ja immer Figuren aus Filmen oder Comicheften herum. Ob die seltsame Alte gerne in Vergnügungsparks ging? Eigentlich sah sie nicht so aus, als ob sie sich gerne vergnügte. Vielleicht war das Wesen auf dem Foto auch nur eine Statue, die die Alte gerne mochte, weil sie ihr ein bisschen ähnlich sah. Fast hätte ich gekichert und darum trank ich schnell noch einen Schluck Tee. Da stieß mir Sandro plötzlich seinen Ellenbogen in die Seite. Der heiße Tee schwappte über meine Hose.
    »Hey! Sag mal, spinnst du!«, fuhr ich Sandro an.
    Aber Sandro machte ein verschwörerisches Gesicht und deutete unauffällig auf die Schilder um seinen Hals. Auf dem oberen stand das Wort »Nicht«.
    »Was habt ihr für Geheimnisse?«, schrie die Alte uns an.
    »Wir haben keine Geheimnisse«, antwortete Sandro.
    »Was sagst du?«
    »Wir haben keine Geheimnisse! Ich habe nur aus Versehen etwas Tee über die Hose meines Freundes gekippt!«, brüllte Sandro.
    »Ach so. Na, das trocknet wieder!«, schrie sie zurück und leckte sich mit ihrer dicken Zunge noch einmal über die Lippen und dann – über ihr Auge! Das war einfach unglaublich! Ihre Zunge musste mindestens 15 Zentimeter lang sein! Dann stand die Alte auf, um etwas aus dem Schrank zu holen.
    »Nicht vom Tee trinken«, raunte Sandro mir schnell zu.
    Damit hatte er natürlich Recht! Wenn die merkwürdige Alte mit dem Rattenmann unter einer Decke steckte, dann konnte es sein, dass der Tee etwas mit einem machte. Genauso wie das Mittagessen. Und ich hatte schon zwei Schlucke von der Brühe getrunken!
    Als die Alte sich wieder umdrehte, hielt sie so ein komisches Ding in der Hand. Es war ein silberfarbenes Hörhorn, dessen dünne Seite sie sich ins Ohr steckte. Dann beugte sie sich zu uns.
    »So!«, schrie sie. »So wird es besser gehen. Also Kinder, was wollt ihr nun hier?«
    »Wir suchen die …«, begann ich.
    Sandro unterbrach mich und deutete auf das breite Ende des Horns. »Du musst dort hineinsprechen«, sagte er. »Das ist eine altmodische Hörhilfe.«
    »Was flüsterst du da schon wieder?«, schrie die Alte ihn an. Sie wollte aber gar keine Antwort, denn ihr fiel etwas anderes auf. »Du hast deinen Tee noch nicht getrunken. Das ist sehr unhöflich.«
    »Entschuldigen Sie bitte!«, brüllte Sandro in das breite Ende des silbernen Horns.
    Die Alte ließ es fallen und hielt sich heulend die Ohren zu. »Uiuiuiuiui! Warum schreist du denn so?«, herrschte sie Sandro an und leckte sich mit ihrer langen Zunge wieder über die Lippen.
    Da hatte ich plötzlich das Gefühl, dass wir der Alten nicht sagen durften, warum wir hier waren. Die Alte durfte nicht wissen, dass wir die Prinzessin suchten. Irgendwie musste ich das Sandro zu verstehen geben. Aber wie? Die Alte beobachtete uns mit ihren großen, weit auseinanderstehenden Augen ganz genau. Sie konnte ihren breiten Kopf unheimlich schnell zur Seite drehen und nichts schien ihr zu entgehen. Mir wurde ganz heiß.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Sandro. »Wir haben oben auf der Baustelle ein Loch im Boden entdeckt. Wir wollten Abenteurer spielen und sind reingekrabbelt. Und dann kamen wir hier unten wieder raus. Ich glaube, wir haben uns verlaufen.«
    Na klar, Sandro hätte der Alten doch nie verraten, warum wir hier waren. Er verstellte seine Stimme so,

Weitere Kostenlose Bücher