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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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Luftstrom entgegen. Noch nie hatte ich so eine Dunkelheit gesehen – oder besser gesagt nicht gesehen. Es war so dunkel, dass ich meine Hand noch nicht einmal erahnen konnte, als ich sie mir ganz dicht vor die Augen hielt und damit winkte.
    Langsam krochen wir tiefer in die Erde hinein. Der Tunnel neigte sich abwärts. Der Boden und die Wände waren glatt und trocken, so als wären sie extra angelegt worden. Kein Stein lag im Weg, kein Tierchen krabbelte herum. Noch nicht einmal ein Spinnennetz blieb an unseren Gesichtern kleben.
    »Diesen Tunnel hat nicht das Regenwasser gegraben. Den hat irgendjemand extra angelegt«, schnaufte Sandro hinter mir.
    »Sollen wir eine Taschenlampe anmachen?«, fragte ich. »Dann würden die Wesen, die es hier vielleicht gibt, uns zwar sehen, aber wir sie auch.«
    Das war mir lieber, als mit dem Kopf gegen etwas oder jemanden zu stoßen, das oder den man vorher nicht gesehen hatte. Wir wussten ja auch gar nicht so genau, wer oder was die anderen Wesen überhaupt waren.
    Aber bevor Sandro antworten konnte, stieß ich mit dem Kopf gegen irgendetwas. Es war jedoch nur die Erdwand. Der Tunnel war plötzlich zu Ende. Ich zog meine Beine unter den Po, um die Balance halten zu können und tastete mit beiden Händen auf dem Boden herum.
    »Mist!«, schimpfte Sandro. »Ich komme nicht an die Taschenlampe heran. Es ist zu niedrig, ich kann den Rucksack nicht …«
    Mehr hörte ich nicht. Meine Hände hatten links neben mir ins Leere gegriffen. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel vornüber. Aber als ich mich am Boden abstützen wollte, war da kein Boden – da war einfach nichts!
    »Argh!«, schrie ich und stürzte in das Nichts unter mir, dem modrig riechenden Luftstrom entgegen.
    »Kurt!«, schrie Sandro hinter mir her.
    Noch bevor er meinen Namen zu Ende geschrien hatte, war ich schon unten angekommen und rollte mich ab. Wie ihr wisst, ist mein Name nicht lang. Er ist sogar sehr kurz, weil er nur aus einer einzigen Silbe besteht. Sandro schrie also nicht sehr lange und das bedeutete wiederum, dass ich nicht sehr tief gefallen war.
    Ich stand vorsichtig auf und tastete die Wände um mich herum ab, um zu prüfen, wie hoch sie waren. Da berührte ich etwas Warmes, etwas Weiches, etwas Lebendiges.
    »Hilfe!«, schrie Sandro direkt neben meinem Ohr. »Mich hat gerade etwas Lebendiges berührt.«
    »Das war ich«, sagte ich und Sandro schrie vor Schreck auf, als er meine Stimme so nah hörte.
    »Wie bist du denn hier wieder hochgekommen?«, fragte er.
    »Ich habe mich einfach hingestellt«, antwortete ich. »Das Loch ist nicht tief.«
    »Ich glaube, wir brauchen dringend unsere Taschenlampen«, sagte Sandro.
    Ich nahm meinen Rucksack ab, holte meine Lampe heraus und schaltete sie an. Sandro hockte direkt neben meinem Kopf auf einem Vorsprung. Wir blinzelten uns verdutzt an und prusteten los.
    »Wenn hier irgendwelche Ratten herumspionieren, weiß jetzt die ganze Unterwelt, dass wir kommen«, meinte Sandro.
    Aber das war uns erst einmal egal.
    Ich leuchtete den Boden ab, um zu schauen, wie der Tunnel weiterging. Er war genauso niedrig wie vorher und machte einen scharfen Knick nach links. Ich krabbelte hinein. Hinter mir hangelte sich Sandro langsam den Absatz hinunter. Auch er hatte seine Taschenlampe inzwischen gefunden. Vier weitere Absätze mussten wir noch hinunterspringen, aber jetzt, wo wir etwas sahen, war das kein Problem.
    Endlich weitete sich der Tunnel und bald konnten wir uns aufstellen und gebückt weiterlaufen. Irgendwann standen wir vor einer Treppe.
    »Wieso führt diese Treppe nach oben?«, wunderte ich mich.
    »Lass es uns herausfinden«, erwiderte Sandro.
    Es waren nur acht Stufen. Dann standen wir wieder vor einem Loch. Dieses Mal kroch Sandro als erster hinein. »Es ist nur ein Durchgang«, rief er über seine Schulter. Ich folgte ihm, bis wir auf einer kleinen Steinstufe in einem hohen gemauerten Gewölbe standen. Vor uns floss träge kristallklares Wasser vorüber. »Das ist bestimmt das alte Wasserreservoir der Stadt«, sagte Sandro und seine Stimme hallte hundertfach zurück.
    Wir leuchteten mit den Taschenlampen die Wände ab und staunten. Der Raum war riesig. Er war bestimmt fünf Meter hoch und seine Länge konnte man nicht abschätzen. Ein langsames Tropfen und Plätschern hallte von den Wänden und wenn wir ins Wasser leuchteten, zauberten unsere Taschenlampen schillernde Lichtreflexe, die über das rote Mauerwerk huschten.
    »Ist das schön hier«, sagte Sandro

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