Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
Vom Netzwerk:
Mensch oder ein genetisch verändertes Tier?«
    »Ich will da gar nicht darüber nachdenken«, antwortete Sandro.
    »Auf jeden Fall ist derjenige irgendwo hinter diesem Raum mit den Lurchen«, sagte ich. »Das bedeutet, wir müssen an denen vorbei.«
    »Aber wie denn nur?«, murmelte Sandro.
    »So wie es aussieht, herrscht hier unten ewige Dunkelheit. Die Lurche sind also kein Licht gewöhnt. Normale Lurche sind auch eher nachtaktiv und verharren still, wenn es draußen hell ist.«
    »Ich weiß, was du vorhast. Wir haben ja die Notlichter im Rucksack!«, rief Sandro. »Wir zünden die Lichter an, die Lurche sind total verwirrt und wir laufen einfach durch sie hindurch oder über sie hinweg.«
    »Genau«, antwortete ich.
    Ich hatte zwar keine Lust, über die schleimigen Leiber zu krabbeln. Aber es war zumindest ein Plan. Außerdem war es der einzige Plan, den wir hatten.
    »Wie lange leuchtet denn so ein Notlicht?«, fragte Sandro. »Sechzig Sekunden. Und wir haben acht Notlichter. Also haben wir acht Minuten Licht«, rechnete ich schnell aus. »Das muss genügen. Hoffentlich ist der Raum nicht so lang«, sagte Sandro. »Von hier aus kann man sechs blinkende rote Lichter hintereinander sehen. Der Abstand zwischen den Kameras könnte etwa zehn Meter sein«, überlegte ich. »Dann wäre der Raum etwa 60 Meter lang. 60 Meter in acht Minuten, das müssten wir schaffen.«
    »Wir haben ja auch noch die Blitze an den Einwegkameras. Die sollten wir für alle Fälle parat haben«, sagte Sandro.
    Inzwischen waren das Platschen und Quaken immer näher gekommen und der Geruch nach Knoblauch und Fußschweiß nahm uns fast den Atem. Die riesigen Amphibien mussten bis auf wenige Meter an uns herangekrochen sein. Es war, als bildeten sie eine dicke atmende Mauer vor uns. Die konnten wir zwar nicht sehen, aber ganz deutlich hören und riechen.
    Mit dem Ärmel vom Kapuzenpulli der Prinzessin putzte ich meine Brille. Ich musste unbedingt gut sehen können, wenn wir über die Lurche krabbelten. Dann kramten wir die Lichter aus unseren Rucksäcken. Die Kameras hatten Schlaufen, an denen wir sie uns um das Handgelenk hängten. Wir atmeten noch einmal tief durch, zurrten unsere Helme fester und setzten die Rucksäcke wieder auf. In die rechte Hand nahm ich drei Notlichter und das Sturmfeuerzeug. In der linken Hand hielt ich das Licht, das ich als erstes anzünden wollte. Sandro machte es genau umgekehrt, weil er Linkshänder war. Dann stellten wir uns auf, bereit zum Start. Vor uns schmatzte und schnaufte die Masse der Lurche.
    »Okay, du machst das erste Licht an und wirfst es zur Seite. Dann rennen wir sofort los«, sagte ich und spannte schon einmal meine Muskeln an.
    »Alles klar«, sagte Sandro. »Auf die Plätze, fertig, los!« Mit einem lauten Ratschen zündete Sandro das erste Notlicht an. Wir waren selber so lange im Dunkeln gewesen, dass ich erst ein paar Mal blinzeln musste, bevor ich etwas sehen konnte. Die Brillengläser waren glücklicherweise nicht mehr allzu sehr verschmiert. Sandro stand wie erstarrt mit dem gleißenden Licht in der Hand.
    »Du musst es wegwerfen!«, rief ich. »Aber sei vorsichtig, es ist superheiß. Damit kann man Eisen schmelzen.« Sandro hob den Arm und warf das Licht weit zur Seite. Ein Platschen war zu hören. »Verdammt! Ich habe das Licht ins Wasser geworfen!«, schrie Sandro panisch. »Lauf! Sandro, lauf los!«, rief ich ihm zu, konnte mich aber selber auch nicht rühren. »Das Notlicht ist im Wasser gelandet!«, rief Sandro. »Wir können gar nichts sehen, aber die Lurche uns.«
    »Sandro, lauf endlich los! Das sind doch Magnesiumlichter. Magnesium brennt auch unter Wasser!«
    Da erst schien Sandro zu bemerken, dass es um uns herum taghell war. Und nicht nur das. Im weißen Licht des Magnesiums sahen wir das Grässlichste, aber auch das Aufregendste, das ich mir vorstellen konnte. Vor uns stand eine etwa ein Meter hohe Wand aus Lurchen aller Art. Da gab es schlammfarbene Molche und gelb gefleckte Salamander mit platten Köpfen und breiten Körpern. Außerdem riesige Würmer ohne Beine, die sich auf ihr hinteres Ende gestellt hatten und aufrecht vor uns standen. Dazwischen streckten fischartige Wesen mit breiten Lippen und Schwimmflossen die Köpfe nach oben. Fette grüne Unken und Kröten waren da und weiße Axolotl, deren Kiemen wie kleine Bäumchen vom Kopf abstanden. Sie alle verharrten wie versteinert in dem gleißenden Licht, genauso wie ich es vorausgesagt hatte. Mit ihren großen runden

Weitere Kostenlose Bücher