Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
überzogen, dass ich schmieriger war als ein nasses Stück Seife. Ich fasste um die glatten Beine und an die warzigen Füße und zog mich vorwärts. So rutschte ich über den Boden. Wenn es nicht so eklig gewesen wäre, hätte es vielleicht sogar Spaß gemacht. Meine Haut begann wieder zu brennen. Doch darauf durfte ich nicht achten. Ich musste vorwärts kommen. Ich musste hier raus, bevor Sandros letztes Licht erloschen war.
Dann erlosch das letzte Licht.
»Mist«, hörte ich Sandro fluchen.
Kurz darauf blitzte es auf. Wieder und wieder. Sandro drückte den Auslöser seiner Kamera. Aber nur zehn Blitze später waren die Batterien leer. Zum Glück hatte ich im aufzuckenden Licht das Ende des Weges gesehen. Ein letztes Mal griff ich um einen kalten gummiartigen Fuß und zog mich unter der quakenden Masse hervor. Keine Sekunde zu früh, denn in der Dunkelheit lösten sich die Tiere aus ihrer Erstarrung und platschten, krabbelten und glitschten zurück in das Moderwasser.
»Hierher, Kurt!«, hörte ich Sandro.
Ich lief seiner Stimme entgegen. Vor mir öffnete sich eine Tür und ich rannte hindurch.
Im Bunker
»Die geht nicht mehr auf«, sagte Sandro, nachdem die schwere Metalltür mit einem dröhnenden Knall hinter uns wieder zugefallen war.
Ein sirrendes Klackern war zu hören und über uns schaltete sich automatisch eine lange Reihe Neonlampen ein. Wir standen in einem endlosen Gang, von dem viele, viele Türen abgingen. Es sah hier ganz anders aus als in den alten, gemauerten Gewölben der Kanalisation. Der Gang war eckig und weiß gestrichen wie in einem langen Bürohaus. Fenster gab es natürlich keine. Die Aussicht wäre auch nicht besonders spannend gewesen, immerhin befanden wir uns ja unter der Erde. Ich fragte mich, ob man das überhaupt noch Aussicht nennen würde – obwohl es wirklich nicht der richtige Augenblick war, darüber nachzudenken. Die Luft war nicht mehr stickig und auch nicht mehr so warm wie bei den Lurchen. Wir konnten hören, wie sich die schweren Leiber der Amphibien mit lautem Platschen und Rumsen gegen die Tür warfen. Aber das musste uns nicht mehr kümmern. Die Tür war fest verschlossen und ging nicht mehr auf. Stattdessen schauten wir vor uns in den langen Gang.
»Wow, das sieht hier aus wie in einem riesigen Bunker«, sagte Sandro.
»Und ich sehe aus wie ein mit Schleim übergossener Schauspieler, der in einem Horrorfilm mitspielt«, sagte ich. »Als Monster zum Beispiel. Ekliger Schleim spielt da immer eine große Rolle.« Ich fühlte mich, als hätte man mich mit grünem Slimy aus dem Spielzeugladen übergossen, vermischt mit rosa Duschgel, Tapetenkleister, flüssigem Eiweiß, grünem Nasenrotz, Schneckenschleim und matschigen Algen.
Sandro starrte mich an, als müsste er sich gleich übergeben. Dann spürte ich das Brennen wieder. Es tat fürchterlich weh. Ich rieb mir mit dem Ärmel über das Gesicht, aber davon wurde es auch nicht besser. Der Kapuzenpulli der Prinzessin war schließlich genauso mit Lurchschleim überzogen wie mein Gesicht. Rosa war er auf alle Fälle nicht mehr.
»Tut ganz schön weh, was?«, fragte Sandro und guckte mich ganz unglücklich an. Er selber hatte nur ein paar Spritzer abbekommen.
»Mhm«, machte ich. »Eine Dusche wäre jetzt wirklich prima.«
»Ich könnte mir glatt vorstellen, dass wir hier eine finden«, sagte Sandro und drückte die Klinke der ersten Tür nieder.
Die Tür ging tatsächlich auf. Eine Neonlampe blinkte ein paar Mal klackend, bevor sie schließlich ganz anging, und wir erkannten einen gekachelten Raum mit einer langen Reihe Schränke und Holzbänke an der einen Seite. Auf der anderen Seite waren unzählige Duschen an der Wand befestigt.
»Das gibt es doch gar nicht«, rief ich.
Ich zog mir ratzfatz den Helm und meine schleimigen Klamotten aus und warf sie auf eine Bank.
»Wenn jetzt noch Wasser aus den Duschen kommt, ist alles perfekt«, sagte Sandro grinsend. Er hatte einen der Schränke geöffnet und Handtücher und Duschgel gefunden.
»Stimmt.« Ich grinste zurück und schnappte mir die Flasche mit der duftenden Seife. Ich drehte an einem Hahn und ein dicker Strahl eiskalten Wassers prasselte auf mich herab.
»Ho! Ha!«, rief ich, als mir kurz die Luft wegblieb. Aber dann hatte ich mich an die Kälte gewöhnt und spülte mir den brennenden und stinkenden Schleim ab. Sandro sprang unter eine Dusche neben meiner. Nachdem wir uns gewaschen hatten, spritzten wir unsere Rucksäcke ab.
»Los, die Helme müssen
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