Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Augen starrten sie uns an und konnten uns doch nicht sehen. Neben ihnen strahlte es gleißend hell aus dem grünen Wasser, dessen Wellenbewegungen als silberne Reflexionen über die gemauerten Bögen des Gewölbes liefen. Es war bezaubernd und erschreckend zugleich.
Dann erlosch plötzlich das Licht und wir standen wieder im Dunkeln. Sofort kam Bewegung in die Lurche und ihr Schmatzen und Quaken hallte von den Wänden wider.
»Oh nein, wir sind ja gar nicht losgelaufen!«, schrie Sandro.
Schnell zündete ich mein Notlicht an. Es dauerte nicht einmal einen Wimpernschlag. Aber als sich der Raum wieder erhellte, schienen die Lurche ein Stückchen näher gerutscht zu sein.
»Na dann los!«, schrie ich und warf das Licht weit vor mich in den Raum.
Sicher könnt ihr Euch genau vorstellen, wie wir Anlauf nahmen und hineinsprangen in die glotzende Versammlung. Oder?
Ich hätte es mir nicht vorstellen können. Die Lurche bildeten diese etwa einen Meter hohe atmende Wand vor uns. Ihr habt ja schon mitbekommen, dass ich nicht so groß bin. Um genau zu sein, messe ich nur einen Meter und neunundzwanzig. Hochzuspringen ist kein Problem für mich. Das schaffe ich als Hapkido-Schüler locker. Aber ich durfte auf keinen Fall zwischen den schleimigen Leibern wieder hinunterrutschen. Dann wäre ich von den Lurchen zerquetscht worden. Ich rannte los und sprang. Dabei stützte ich mich auf einem breiten Kopf zwischen zwei glupschigen Augen ab. Und das mit nur einer Hand – ich durfte ja die Leuchtsignale nicht verlieren. Ich landete weich.
›Jetzt nur nicht wieder abrutschen‹, dachte ich und kämpfte mich weiter über die glitschigen Lurchköpfe. Neben mir hörte ich Sandro.
»Verdammt!«, schrie er.
»Alles klar?«, rief ich.
»Alles klar«, antwortete Sandro. Wir hätten uns eh nicht helfen können. Jeder war auf sich alleine gestellt.
Am einfachsten war es natürlich, über die breiten Köpfe der Molche und Salamander zu laufen. Irgendetwas machte Klick in meinem Kopf. Und dann waren sie die Gehwegplatten, auf die ich treten musste. Die Ritzen, die ich auf keinen Fall berühren durfte, das waren die Lurche mit den schmalen Köpfen. Von ihnen würde ich abrutschen, hinunterfallen, zwischen ihren Leibern ertrinken. Sie waren wie gurgelndes Wasser voller gefährlicher Stromschnellen. Dazwischen lauerten gierige Mäuler, lange Zungen, warzige Krötenhaut und klebrig glänzende Augen wie Wirbel und Wasserfälle, die mich mitreißen und auf den schlammigen Grund drücken würden. Die hoch aufgerichteten Drehwürmer waren meine Slalomstangen, um die ich herumlaufen musste. An ihnen orientierte ich mich auf der Suche nach den breiten Molchköpfen, die mir als glitschige Steine dienten, auf denen ich den Wildbach überqueren konnte.
Sandro zündete das nächste Notsignal an, obwohl meins noch nicht erloschen war. Aber das war gut, denn so standen wir keine Sekunde im Dunkeln und die Lurche bewegten sich nicht. Das wäre furchtbar gewesen. Obwohl wir damit natürlich einige Sekunden Helligkeit verloren. Die Köpfe wurden immer glitschiger und schleimiger und ich hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Gestank nach Knoblauch und Käsefüßen war mittlerweile unerträglich. Ich hatte das Gefühl, bald nicht mehr atmen zu können. Ich hoffte, dass ich genügend breite Molchköpfe in der schleimigen Versammlung finden würde, um bis ans Ende des Raumes zu kommen. Fieberhaft suchte ich nach dem besten Weg. Ich musste blitzschnell entscheiden, welcher Molchkopf der Richtige war. Es musste auf jeden Fall einer sein, hinter dem auch ganz bestimmt ein nächster war. Glücklicherweise kam ich gut voran. Ich hatte gerade die sechste Leuchtrakete abgefeuert und das Ende des Gewölbes war nicht mehr weit.
Da passierte es. Ich rutschte ab.
»Hilfe!«, schrie ich, bevor ich zwischen den dicken, schmierigen Körpern versank, die sich über mir wieder zusammenschlossen.
»Kurt! Kurt! Wo bist du?«, hörte ich Sandro verzweifelt rufen.
Hier unten, wollte ich antworten, aber das war sinnlos. Sandro würde mich niemals finden. Überzogen mit dem schleimigsten Schleim lag ich zwischen kalten, platten Bäuchen und knubbligen, warzigen Füßen. Aber ich konnte atmen. Und ich konnte sehen!
»Sandro«, schrie ich, »lauf weiter und zünde dein letztes Licht an. Ich suche mir einen Weg hier unten durch. Die Viecher sind so groß, dass ich zwischen ihren Beinen durchkrabbeln kann.«
Und dann robbte ich los. Inzwischen war ich so mit Schleim
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