Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
dreimal hintereinander.«
»Wozu soll das denn gut sein?«, fragte Sandro. »Es ist jetzt bestimmt nicht der richtige Augenblick für Atemübungen.«
»Wir atmen unsere Furcht weg und sammeln Energie, um hier wieder rauszukommen«, antwortete ich. »Das nennt sich Kidoin und ist ein alter Hapkido-Trick.«
Vor uns hielten die Lurche noch immer ihr ohrenbetäubendes Konzert ab.
»Alles klar«, sagte Sandro.
Wir atmeten, wie es mir mein Hapkido-Lehrer gezeigt hatte. Danach fühlte ich mich viel besser. Wir tasteten uns zurück zu der kleinen Tür. Dort kauerten wir uns nebeneinander auf den Absatz.
»Mein Mund brennt wie Feuer. Ich muss etwas von dem Lurchschleim geschluckt haben«, sagte ich.
Sandro kramte in seinem Rucksack. »Hier, trink erst einmal was«, sagte er und legte mir die Wasserflasche in den Schoß. Ich nahm sie und trank einen großen Schluck.
»Wir sollten auch etwas essen«, fuhr Sandro fort. »Wie kannst du jetzt nur an Essen denken?«, fragte ich entgeistert.
Mir war so übel von dem Knoblauchgestank und dem Käsegeschmack des Schleims, dass ich auf gar keinen Fall etwas essen wollte. Außerdem war es in dem Gewölbe viel zu gruselig, als dass ich Hunger haben konnte.
»Wer weiß, wie lange wir noch unterwegs sind und wie viel Kraft wir noch brauchen werden«, erwiderte Sandro und drückte mir einen Müsliriegel in die Hand.
Da hatte er Recht. Immerhin waren wir schon seit Stunden unterwegs. Also hockten wir auf dem Treppenabsatz im Rabenfinstern und bissen in unsere Müsliriegel, während uns die riesigen Lurche und Molche anschrien.
»Oma sagt immer, essen beruhigt die Nerven«, rief ich.
»Beruhigte Nerven können wir jetzt gut gebrauchen«, antwortete Sandro. »Außerdem hatte ich auch nicht so einen leckeren Madenkeks wie du«, ergänzte er und kicherte.
Nun bekam ich den Müslihappen in meinem Mund gar nicht mehr hinunter und schob ihn verzweifelt von einer Backe in die andere.
Eine schleimige Angelegenheit
Dann verstummte plötzlich das Geheul und Geschrei der Lurche, Molche und Olme und wir konnten die Taschentuchfetzen aus unseren Ohren nehmen.
»Die Viecher wollen uns also nicht vorbeilassen und die Tür hinter uns ist zu«, fasste Sandro zusammen. »Eigentlich sind das ganz normale Lurche«, überlegte ich. »Sie sind einfach nur ein bisschen größer …«
»Nur? Ein bisschen größer? Ich finde, das ist genug, um jeden das Fürchten zu lehren«, unterbrach mich Sandro. »Das stimmt. Aber trotzdem. Sie scheinen nicht gefährlicher zu sein als normale Lurche«, fuhr ich fort. »Woher willst du das denn wissen?«, fragte Sandro mit schriller Stimme.
»Wegen dem Schleim und dem Lärm, den sie veranstalten. Lurche sondern in Stresssituationen Schleim ab. Und der kann brennen. Außerdem machen sie bei Gefahr solche Geräusche.«
»Warum weißt du das eigentlich alles?«, fragte Sandro.
»Ich habe viel über Lurche gelesen, weil ich mal ein Paar afrikanische Aquariumsmolche hatte. Irgendwann sind sie aber krank geworden. Ich habe sie in die Toilette geworfen. Ich wollte nicht, dass sie leiden.«
»Vielleicht sind deine Molche ja wieder gesund«, sagte Sandro. »Wer weiß, wie viele andere Menschen ihre kranken Molche, Lurche und Fische in der Toilette runtergespült haben. Vielleicht sind sie ja alle mutiert. Und jetzt bereiten sie sich darauf vor, die Weltherrschaft zu übernehmen.«
Uns schauderte.
»Das glaube ich nicht. Irgendjemand benutzt sie nur. Wahrscheinlich hat jemand sie gezüchtet oder sogar genetisch verändert, damit sie so groß werden. Dann hat er sie als Putzmolche, Küchenlurche und Breitmaulfroschlastwagenfahrer dressiert. Vielleicht sind die hier unten die Fehlversuche.«
Das klang zwar schrecklich aber auch irgendwie logisch. Mit Frau Müller hatten wir mal das Thema Genmanipulation durchgenommen. Allerdings ging es da um Maispflanzen und Getreide.
»Ich glaube, sie haben auch keine Gummijacken an. Ich habe keine gespürt, als ich sie anfasste«, sagte ich und trank vom Wasser, damit endlich der Müslibrei in meinem Mund hinunterrutschen konnte. »Wahrscheinlich tragen die dressierten Lurche Gummijacken und die abgerichteten Ratten alberne Karnevalskappen. Die alte Lurchfrau näht ihnen die Sachen.
Das heißt, sie steckt auf alle Fälle mit demjenigen, der die Lurche manipuliert hat, unter einer Decke.«
»Und mit dem Rattenmann«, sagte Sandro. »Wahrscheinlich hält dieser Jemand auch die Prinzessin gefangen.«
»Glaubst du, er ist ein
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