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Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Titel: Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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der Warschauer seine feinen Anzüge bezahlte, wollte sie sich keine grauen Haare wachsen lassen. Die Hauptsache war, dass er jeden Monat pünktlich soviel Geld bezahlte, alles andere ging sie nichts an. Sie lächelte zufrieden bei diesen Gedanken und stand auf, die Rollläden herunterzulassen und sich schlafen zu legen.
    Der Anblick des fast vollen Mondes und das Glitzern der Sterne ließen sie zögern; sie stützte sich mit verschränkten Armen auf die Fensterbank, um sich noch einige Augenblicke dem Schauspiel der beginnenden Nacht hinzugeben. Unter dem himmlischen Trabanten waberte grauweißer Dunst. Immer noch herrschte eine erdrückende Schwüle, aber ganz im Westen – von Zeit zu Zeit von Wetterleuchten erhellt – ballten sich dunkle Wolken zusammen. Ganz in der Nähe hörte sie Grillen zirpen. Aus der Wohnung über ihr vernahm sie eine Weile Janine hantieren, bevor Ruhe einzog in das Haus.
    Die Stille wurde jäh gestört von der Standuhr im Wohnzimmer, die mit elf schleppenden, tiefen Glockenschlägen anzeigte, wie spät es war. Wie die Zeit verging! dachte Michaela, im nächsten Monat feierten sie drüben schon Martinstag. Mein Gott, müsste das schön sein, wenn wir Jungen und Mädchen wie die Wessis vor und hinter dem Bollerwagen mit dem Feuerholz laufen dürften und singen: „Steuer, steuer zum Martinsfeuer!“ Und später würden wir andächtig hochschauen zu dem verkleideten Mann auf dem Pferd, vor allem aber zu den weit empor lodernden Flammen des Scheiterhaufens, der auf dem ganze fünfzehn Meter hohen Windmühlenberg aufgeschichtet wäre.
    Von der Hauptstraße durch die Gasse drang das Geräusch einer sich nähernden Straßenbahn, ein Klingeln folgte, das Rattern schwoll an, verstärkte sich zusehends, aber nur um sich schneller wieder zu verlieren, als es herangekommen war, und wieder Stille einkehren zu lassen. Bitter und unwürdig empfand Michaela ihre Einsamkeit. Schmerzhaft überkam sie eine drängende Unruhe und gleichzeitig ein bohrendes Verlangen nach menschlicher, vor allem männlicher Nähe und Zärtlichkeit, das sie seufzen machte. In der Ferne blitzte und donnerte es.
    Sie ließ nun endlich die Rollläden herunter und knipste das Licht an. Sie war etwas benommen, weil es noch immer drückend und schwül war im Zimmer. Gedankenverloren streifte sie ihr dünnes Baumwollfähnchen, das sie noch vom Wäscheaufhängen an hatte, ab und legte es sorgsam über die Lehne des Stuhls, auf dem früher immer ihr Mann gesessen hatte.
    Wo er sich jetzt wohl herumtrieb? Sie strich sachte über den dünnen Stoff des Kleides. Das Schlimmste war doch diese Ungewissheit: Wenn sie wüsste, er ist gesund, wäre alles halb so schlimm; blieb die quälende Frage: Kam er bald oder später oder am Ende gar nicht? Er könnte wirklich einmal anrufen oder wenigstens eine Postkarte schicken!
    Im Schlafzimmer betrachtete sie im Spiegel des Kleiderschrankes ihren unverhüllten Körper. Spielerisch berührte ihre Hand die Lampe, derweil sie unbeweglich verharrte. Der pendelnde Schein der Lampe spielte mit Schatten auf ihrer Haut, als liebkoste er ihren Leib. Langsam hob sie den anderen Arm, griff mit beiden Händen in ihr zusammengestecktes Haar, löste es, dass es in golden schimmernder Fülle über ihre Schultern herabfiel und sie wie ein Mantel einhüllte. Der pendelnde Schatten machte ihre Haut doppelt hell leuchten, und der eigentümliche Kontrast ließ sie sich ihrer Nacktheit erst voll bewusst werden; ihr eben noch vor Müdigkeit halb verhangener Blick belebte sich zusehends, bis in ihre weit geöffneten Augen ein Ausdruck hitziger Anspannung trat, als sähe sie ihren Körper zum ersten Mal in voller Bewusstheit. Nicht ohne Wohlgefallen betrachtete sie ihre Figur, ließ die Arme langsam herunter, um ihre wohlgeformten, nicht großen Brüste zu umfassen und auf ihre Festigkeit zu überprüfen. Mit ihren Handflächen fuhr sie streichelnd über ihre glatte Haut und verhielt bei den Lenden; den Kopf leicht zur Seite geneigt, konstatierte sie durch Umspannen ihrer Taille mit den Händen voll Genugtuung ihre Schlankheit. Die Hände in die Hüften gestemmt, reckte sie ihren Körper hoch, ein Lächeln begann ihren Mund zu umspielen, Daumen und Zeigefinger zeichneten ihre Hüftbögen nach, und ihre Handflächen verweilten mit geschlossenen Fingern gepresst an den Schenkel. Für einige Sekunden blieb ihr Blick in das Abbild ihrer Figur im Spiegel versunken, glitt langsam an ihrem Körper aufwärts, bis sie sich im

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