Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
gibt es keine Probleme?“ Die Frau Doktor seufzte. „Wenn Ihre Aussage bei einem Gerichtsverfahren wesentlich sein könnte, kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Sie es nicht noch einmal erzählen müssen. Von mir allerdings wird außer dem Staatsanwalt niemand erfahren, was Sie ausgesagt haben. Und von Inspektor Gasperlmaier auch nicht!“ Die Frau Doktor sah Gasperlmaier ernst in die Augen, der sich beeilte, zustimmend zu nicken. „Gasperlmaier? Haben Sie eine Tochter in der zweiten?“ Gasperlmaier nickte. „Dann habe ich Ihre Tochter in Französisch. Witziger Zufall. Ein ganz nettes Mädchen, übrigens. Sie sollte sich nur nicht so freizügig anziehen. Ich finde das bei so jungen Mädchen keine so gute Idee. Bei älteren übrigens auch nicht.“ Gasperlmaier fand, dass das Gespräch in Bereiche abglitt, die mit dem Grund ihres Treffens überhaupt nichts zu tun hatten. Außerdem war es ihm peinlich, dass nicht nur ihm aufgefallen war, dass die Katharina für die Schule unpassend angezogen war, sondern sogar schon ihrer Lehrerin. Und man konnte schließlich nicht behaupten, dass die Frau Magistra Zettel eine verzopfte alte Tante war, die nichts davon wusste, wie die Jugend heute lebte und sich kleidete.
„Was war es eigentlich, weswegen Sie mit mir sprechen wollten?“ Die Frau Doktor führte die Unterhaltung geschickt zu ihrem eigentlichen Thema zurück, doch wieder zögerte die Frau Magistra Zettel, bevor sie sich dann doch entschloss, zu reden. Die ersten Sätze kamen stockend. „Es ist wegen dem Kollegen Fritzenwallner. Sie können sich ja vorstellen, dass da geredet wird, wenn man weiß, dass der eine Beziehung mit einem Mordopfer gehabt hat. Sie glauben ja gar nicht, was für wilde Theorien da im Konferenzzimmer herumschwirren, wenn er gerade nicht da ist. Ihm gegenüber sagt natürlich keiner was, das können Sie sich ja denken.“ Die Frau Doktor nickte, gab aber keinen Kommentar ab. Draußen hatte es wieder zu regnen begonnen, und dicke Tropfen pochten gegen die Scheibe des BMW . Gasperlmaier schaute ihnen dabei zu, wie sie die Windschutzscheibe hinunterrannen. „Eigentlich wollte ich Ihnen erzählen, dass er es auch bei mir probiert hat. Und ich weiß ja nicht, ob Sie das überhaupt interessiert. Aber er ist ziemlich, ich weiß nicht, wie ich sagen soll, ziemlich hartnäckig gewesen.“ Die Frau Doktor ließ ihr Zeit, fragte aber dann doch nach. „Was meinen Sie denn mit hartnäckig?“ „Ja, zuerst hat es natürlich das Übliche gegeben – Komplimente, dass ich so elegant angezogen bin, und dass mir das Dirndl so gut steht. Beim Schulfest zum Schulbeginn habe ich nämlich eins getragen. Das ist bei mir selten, ich bin nicht so eine Trachtenfee. Aber ich hab mir halt gedacht, wenn du schon in Aussee bist, dann gehört das irgendwie dazu.“ Gasperlmaier hoffte, die Frau Magistra würde bald zum Punkt kommen. Dafür, dass sie ihnen hier jetzt ihr Herz in aller Ausführlichkeit ausschüttete, war wirklich keine Zeit. Außerdem begann Gasperlmaier zu frieren. „Und dann, ein paar Tage später, da waren meine Augen so schön, und dann wollte er auf einen Kaffee und eine Torte zum Lewandofsky, weil ich mir das eh leisten kann mit meiner Figur.“ „Wie haben Sie denn auf seine Komplimente reagiert?“, fragte die Frau Doktor. „Ich hab ihm keine Hoffnungen gemacht, meistens habe ich nicht einmal geantwortet. Und bei den Einladungen, da hab ich einfach behauptet, ich hätte schon was anderes vor.“ Die Frau Doktor, so schien es Gasperlmaier, wurde nun doch ein wenig ungeduldig. „Bis jetzt sehe ich noch nicht, dass uns Ihre Erfahrungen mit dem Herrn Magister Fritzenwallner irgendwie weiterhelfen könnte. Das war ja an sich noch nichts Anrüchiges, was Sie uns da erzählt haben.“ Die Frau Magistra Zettel streckte den Arm zu ihnen nach vorne aus und wedelte damit herum. „Sie haben mich ja auch noch nicht alles erzählen lassen! Zweimal ist er mir nämlich, finde ich, ein bisschen zu nahe gerückt. Wir haben da so einen Plan für die Reservierung der Fernseher in einem Türdurchgang hängen, und wie ich da so schau und meine Klasse gerade eintragen will, drückt sich jemand hinter mir vorbei und presst sich an meinen …“ Die Frau Magistra zögerte. „… an mein Hinterteil. So, als ob es zufällig wäre. Aber das war es nicht, das merkt man einfach. Ja, und am nächsten Tag, da habe ich wirklich Pech gehabt. Und falsch reagiert. Ich hab mir einen Kaffee heruntergelassen, und ich war allein
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