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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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vernünftig bleiben.“ Zaghaft zupfte die Frau Doktor an ihrem Mittagessen herum, wohl um sich ihr nicht ganz weißes Kostüm nicht mit hässlichen Fettspritzern zu verunzieren. Gasperlmaier brütete vor sich hin, unsicher, ob er den Vorfall im Bierzelt für sich behalten sollte oder nicht.
    Der Pfarrer indessen versuchte nochmals, das Gespräch auf den Tod des Doktor Naglreiter zu bringen. „Schad ist es um ihn, ein angesehener Mann war er, der Doktor Naglreiter. Auf so eine Art aus dem Leben gerissen zu werden.“ Seufzend schüttelte er den Kopf, so, als ob ihm der Verlust des Doktor Naglreiter persönlich nahegehen würde. Aber des Pfarrers Pflicht und Schuldigkeit, dachte Gasperlmaier bei sich, war es doch auch, vom Leid seiner Gemeindemitglieder betroffen zu sein oder Betroffenheit zumindest gekonnt zu heucheln, das gehörte eben zu seinem Berufsbild.
    Obwohl die Leute an den umliegenden Tischen ihre Gespräche wieder aufgenommen hatten, blieben die Polizisten einsilbig. Gasperlmaier bearbeitete weiterhin sein Hendl und war schon fast fertig damit, ebenso wie mit seiner zweiten Halben Bier. Die Frau Doktor zupfte nach wie vor mit einem etwas angewiderten Gesichtsausdruck an ihrem Gummiadler herum und hatte noch nicht viel weitergebracht, wie auch ihr Cola noch fast voll war. Der Kahlß Friedrich hielt sich an seinem mittlerweile leeren Bierkrug fest und starrte dumpf vor sich hin, während der Pfarrer auf der Bank herumzappelte, dass sogar die Frau Doktor neben ihm ein wenig in Schwingung versetzt wurde. Gasperlmaier sah sie leicht auf und ab wippen, was ihn angesichts der geringen Verzögerung, mit der ihre Brüste dem Wippen des übrigen Körpers nachfolgten, ein wenig schwindlig machte.
    „Aber ein Hundling war er schon, der Naglreiter!“, setzte der Pfarrer mit der Einleitung zu Hintergrundinformationen fort, die er nicht für sich behalten konnte oder wollte. „Der hat nicht nur mit seiner eigenen Frau, der war ein ganz schöner …“
    Gasperlmaier blickte auf, ebenso die Frau Doktor. Was wollte denn der Pfarrer mit seinen Andeutungen in Halbsätzen sagen? Der hat’s gerade nötig, dachte Gasperlmaier, denn der ganze Ort wusste, dass der Pfarrer seit Jahren ein Verhältnis mit einer Lehrerin hatte, einer Kollegin und guten Freundin von Gasperlmaiers Frau. Und er hielt damit auch nicht hinter dem Berg. Sogar bei mehr oder weniger offiziellen Anlässen im Kirchenjahr hatte er durchblicken lassen, dass er den Zölibat nicht leben könne und wolle. Und der hielt es jetzt für angebracht, Gerüchte über das Mordopfer in Umlauf zu bringen?
    „Wissen Sie was Genaueres?“, wandte sie sich halblaut dem Pfarrer zu, der aber nur mit den Schultern zuckte und seine Blicke im Ausschnitt der Frau Doktor verweilen ließ. Gasperlmaier fiel auf, dass sie die Beine übereinandergeschlagen hatte und vor allem dem Pfarrer einen guten Ausblick auf ihre wohlgeformten Schenkel bot.
    „Herr …“, setzte die Frau Doktor nun noch einmal an, mit einem fragenden Unterton in der Stimme, den der Pfarrer verstand.
    „Ainhirn heiß’ ich, Johannes Ainhirn, und ich hab auch eines“, grinste er übers ganze Gesicht, sichtlich stolz darauf, den Witz wieder einmal an die Frau gebracht zu haben.
    Die Frau Doktor überhörte den schlechten Witz und blieb sachlich. „Herr Ainhirn, wenn Sie irgendwelche Informationen über Beziehungen des Getöteten haben, dann müssen Sie uns die auch mitteilen. Wenn Sie nicht gerade in der Beichte davon erfahren haben.“
    Der Pfarrer wand sich. „Man hört halt viel, als Pfarrer, nicht wahr, und dem Doktor Naglreiter ist schon nachgesagt worden, dass er kein Kostverächter war.“
    Die Frau Doktor hob die Augenbrauen. Gasperlmaier kannte das mittlerweile schon, und insgeheim freute es ihn, dass sie den Pfarrer jetzt nicht mehr vom Haken lassen würde. „Wer, Herr Pfarrer, hat ihm was nachgesagt? Einzelheiten, bitte.“ Das „wer“ und „was“ hob sie dabei durch Betonung hervor. So leise die Frau Doktor auch gesprochen hatte, so gab es doch wieder neugierige Blicke von den Nachbartischen, die den Geistlichen einer Antwort enthoben. „Hier doch nicht!“, flüsterte er nun, Entrüstung heuchelnd, der Frau Doktor zu, nicht ohne die Gelegenheit zu benutzen, ihr näher zu rücken und dabei Ausschnitt wie Schenkel ausgiebig in Augenschein zu nehmen, wie es Gasperlmaier schien. Wenn hier einer kein Kostverächter, sondern vielmehr ein rechter Lustmolch war, dachte Gasperlmaier bei sich, dann

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