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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Dilemma. Die Frau Doktor nickte ihm freundlich zu. Gasperlmaier erhob sich und stellte sich in die lange Schlange der Hungrigen, die bereits kurz nach dem Eingang zum Bierzelt begann. „Du, Gasperlmaier!“ Von hinten tippte ihm einer auf die Schulter. Gasperlmaier drehte sich um, es war der Amesreiter Sepp, der auch bei der Feuerwehr war und, wie Gasperlmaier feststellte, wohl schon mehr Bier getrunken hatte, als um die Mittagszeit empfehlenswert war. Seine Augen waren ein wenig glasig, er schaffte es nicht, den Blickkontakt zu Gasperlmaier zu halten, weil sein Kopf wie auch das Gestell, an dem er befestigt war, bereits schwankten wie ein Schilfrohr in leichter Brise. „Habt’s ihr den Mörder schon? Oder hast die ganze Zeit gebraucht, um mit der feschen Kommissarin anzubandeln?“ Gasperlmaier würdigte den Sepp nicht einmal einer Antwort. Langsam begann ihm der Appetit auf ein Grillhendl zu vergehen, als ihm eine Kellnerin entgegenkam, die nicht nur ein äußerst bemerkenswertes Dekolleté, sondern auch ein Tablett voller Bierkrüge mit sich herumtrug. „Nehmen S’ Ihnen eines, Herr Inspektor, damit Sie sich wenigstens nicht beim Bier auch noch anstellen müssen.“ Endlich eine verständige, mitleidige Seele, die nicht dumm fragte, sondern den ermittelnden Behörden in ihrer Not hilfreich zur Seite sprang.
    Alle weiteren Versuche der Kontaktaufnahme, die ihm von den voll besetzten Tischen in der verrauchten, abgestandenen Luft des Zeltes entgegenschallten, versuchte Gasperlmaier von sich abprallen zu lassen. Die harmlosesten davon waren noch „Na, Sherlock Holmes?“ oder „Nicht Hendl fressen, Mörder fangen!“. Gasperlmaier war die Herabwürdigung der Exekutive durch das von ihr beschützte Volk durchaus gewohnt. Als er aber bereits recht weit vorne in der Reihe stand, während sein Bier des lang andauernden Anstellens wegen bereits wieder zur Neige ging, stand ein langer Bursch an einem Tisch neben ihm schwankend auf und grölte ihm entgegen: „Hätt’st ihn nicht gleich umbringen müssen, den Naglreiter, bloß weil er deine Alte nagelt!“, wofür er von den Zechgenossen an seinem und den umliegenden Tischen brüllendes Gelächter erntete. Gasperlmaier trat, nun doch deutlich aus der Ruhe gebracht, aus der Schlange auf den Burschen zu, hob seinen Bierkrug und schüttete ihm den darin verbliebenen Rest ins Gesicht. „Und du haltst jetzt deine vorlaute Pappen, sonst sperr ich dich das nächste Mal gleich eine Nacht ein, wenn ich dich auch nur mit einem halben Promille zu viel erwische!“, fauchte ihn Gasperlmaier an. Schlagartig wurde es ruhig an dem Tisch. Gasperlmaier zog sich in die Schlange zurück. Dem Begossenen troff das Bier vom Kinn auf sein Hemd, langsam ließ er sich auf die Bank niedersinken. Gasperlmaier hatte diesmal die Lacher auf seiner Seite. „Na, des hätt’st dir nicht gedacht, dass die Polizei auch einmal zurückschlägt?“, grinste der Banknachbar des Beamtenbeleidigers.
    Gasperlmaier stierte auf den Rücken seines Vordermanns, zornesrot ob der Beleidigung seiner Frau, wütend über die allgemeine Aufmerksamkeit. Gasperlmaier hoffte, dass der Vorfall keine weiteren Kreise ziehen würde. Wurde bekannt, dass er sich in Uniform fast in einen Raufhandel eingelassen hatte, würde er dem Kahlß Friedrich, der Frau Doktor und letztendlich auch seiner Frau einiges zu erklären haben. Missmutig nahm er die beiden Grillhendln für sich und die Frau Doktor in Empfang, drehte sich um und machte sich auf den Weg durchs ganze Zelt zum Ausgang, sich der vielen Blicke bewusst, die ihm folgten.
    Nicht nur die Miene des Gasperlmaier hatte sich verfinstert, als er draußen ankam, sondern auch vor die Sonne hatte sich eine dicke Wolke geschoben. Die Frau Doktor schien leicht zu frösteln, als Gasperlmaier das Grillhendl vor sie hinstellte, zumindest hatte sie gerade ihre Kostümjacke ein wenig fester um den Oberkörper gezogen. Der Kahlß Friedrich schob dem Gasperlmaier eine weitere Halbe Bier hin. „Damit du dich nicht noch einmal anstellen musst!“ Gasperlmaier begann das Federvieh mit seinen Fingern zu zerlegen. Die Frau Doktor schaute ein wenig verdutzt, einerseits, weil er mit einer solchen Wut an den Knochen des unschuldigen Vogels zerrte, andererseits, weil er ihr keinerlei Werkzeug mitgebracht hatte, mit dem sie dem Grillhendl hätte zu Leibe rücken können. „Isst man das hier mit den Fingern?“ Der Kahlß Friedrich nickte nur. „Ja freilich. Wir schauen, dass die Preise

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