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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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untergegangen sein?“, wandte sich Gasperlmaier ein wenig ratlos an die Frau Doktor Kohlross, während der Kajetan die Zille näher an die Frau Naglreiter heransteuerte, deren linker Schuh sich gerade, wohl durch den Wellengang, der vom Boot ausgelöst wurde, von ihrer Ferse zu lösen begann.
    „Verdammt noch einmal!“ Die Frau Doktor war dem nahe, was der Gasperlmaier gern als fuchsteufelswild bezeichnete. „Was weiß denn ich, warum sie nicht untergegangen ist? Wollen Sie sie fragen? Oder ihr vielleicht einen Strafzettel schreiben, weil sie sich nicht wie eine vorschriftsmäßige Wasserleiche aufführt? Ich hab jetzt schon die zweite Leiche, keinerlei klare Spur, und der zweite Mord passiert auch noch quasi vor meinen Augen! Was glauben Sie denn, was mir meine Vorgesetzten erzählen werden!“
    Gasperlmaier konnte nicht umhin, die Frau Doktor fast andächtig anzustarren, denn im Zorn war ihr Gesicht am Ende noch ausdrucksstärker, das Funkeln in ihren Augen noch leuchtender als sonst. Gasperlmaier schrak zwar ein wenig zurück – aber eigentlich sollte er sich von der Tirade der Frau Doktor nicht wirklich betroffen fühlen, dachte er bei sich, denn er war ja bloß so etwas wie ein ortskundiger Begleiter und Fremdenführer, die Ermittlungen waren, näher betrachtet, seine Sache nicht.
    Der Kajetan drehte kurz den Motor hoch, um nicht mit der Leiche zusammenzustoßen. Langsam umrundete das Boot die Frau Naglreiter. Gasperlmaier war jetzt ihrem Kopf ganz nahe, fast schien das fächerartig sich ausbreitende Haar vom Rand des Bootes verweht zu werden. „Stopp!“, schrie die Frau Doktor und streckte dem Kajetan ihre Handfläche entgegen, „so bleiben Sie doch stehen!“ Der Kajetan brummte bloß, dass man eine Zille nicht wie ein Moped auf den Meter zum Stillstand bringen könne, manövrierte aber dennoch geschickt, sodass sich die Bootsseite, über die sich die Frau Doktor Kohlross nun beugte, um den Leichnam genauer zu besehen, nicht allzu weit davon entfernte.
    „Sehen Sie das?“, fragte sie, „sehen Sie das?“ Sie deutete mit ausgestrecktem Finger auf den Kopf der Frau Naglreiter. Im gleichen Moment schien es Gasperlmaier, als würde sie das Gleichgewicht verlieren und ins Wasser stürzen, und er warf sich, einem plötzlichen Impuls folgend, über die Frau Doktor und hielt sie an den Schultern fest, um sie daran zu hindern, der im See treibenden Leiche Gesellschaft leisten zu müssen. Das Boot neigte sich gefährlich auf die Seite, während Gasperlmaiers Brust nun mehr oder weniger auf dem Hintern der Frau Doktor zu liegen kam. Sein Knie war zwischen ihren Oberschenkeln gelandet, sodass ihr Rock ungehörig weit hochgerutscht war. „Gasperlmaier!“, kreischte die Frau Doktor. Der Angesprochene begann sich vorsichtig zurückzuziehen, wobei er weniger aus Lüsternheit als aus Ungeschick die Frau Doktor an weit intimeren Stellen berührte, als ihm eigentlich lieb war. Der Kahlß Friedrich schüttelte resigniert seinen mächtigen Schädel und schnaufte wie ein Dampfross, während sich der Kajetan bemühte, mit Steuerruder und Motor das Boot halbwegs stabil zu halten.
    Nur wenige Sekunden hatte der Vorfall gedauert, und schon saßen die Frau Doktor Kohlross wie auch Gasperlmaier wieder auf den Plätzen, die sie zuvor eingenommen hatten. Gasperlmaier rückte seine Uniformjacke zurecht. „Sagen Sie einmal!“, stieß die Frau Doktor hervor und strich sich ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren zurück. „Was ist Ihnen denn eingefallen?“
    Gasperlmaier erklärte ihr umständlich und unter Hervorbringung einiger hilfloser Gesten, dass er der Meinung gewesen sei, sie sei kurz davor gewesen, ins Wasser zu fallen. „Gar kein dran Denken!“, fiel ihm die Frau Doktor ins Wort. „Schau ich so dämlich aus, dass ich mich nicht in einem Boot halten kann? Oder meinen Sie vielleicht, Frauen sind generell so ungeschickt, dass man sich zu ihrem Schutz gleich am besten auf sie draufwirft?“ Immer noch atmete sie heftig. Gasperlmaier zuckte mit verschiedenen Körperteilen herum, ohne dass ihm eine schlagfertige Antwort einfallen wollte. Endlich besann er sich, dass eine Entschuldigung der Angelegenheit vielleicht die Spitze und Dramatik nehmen könnte.
    „Entschuldigung, Frau Doktor, ich …“ Unter wiederum hilflosem Achselzucken ließ Gasperlmaier den Satz versickern. Er tappte heute von einer Peinlichkeit in die nächste, und die allergrößte seiner Dummheiten, die Verbringung der Naglreiter’schen Leiche in das

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