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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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leicht abfallende Wiese begrenzte, die als Parkplatz diente. Um diese Zeit würde er das wohl unbemerkt tun können, wer stand schon – gerade an diesem Morgen – vor sechs Uhr auf oder spazierte gar auf dem Bierzeltgelände herum, wenn er nicht gerade der diensthabende Ortspolizist war. Gasperlmaier beschloss, um des Kirtags willen ein persönliches Opfer zu bringen und gegen seine Vorschriften zu handeln. Der Tote musste aus dem Bierzelt verschwinden, das Gelingen des Kirtags war eindeutig ein ethisch höher stehender Wert als eine korrekte Ermittlung in einem Todesfall. Dem Toten selber konnte eine solche ohnehin nicht mehr helfen, für ihn war die Angelegenheit mit seinem Ableben erledigt, versicherte sich Gasperlmaier selbst.
    Gasperlmaier fasste den Toten unter den Armen, einen Anflug von Ekel einem höheren Ziel zuliebe unterdrückend. Erleichtert stellte er fest, dass die Leichenstarre noch kaum eingesetzt hatte. Gasperlmaier ließ ihn zu Boden gleiten. Die zuvor angezogenen Beine gaben im Hüft- und Kniegelenk nach und streckten sich. Leere Augen starrten ihn an, der Mund des Toten blieb leicht geöffnet, so, wie er auf der Bank gesessen war. Gasperlmaier wandte seinen Blick rasch ab.
    Er kam nun nicht umhin, deutlich zu erkennen, woran der Mann gestorben war. Oberhalb des Hosenbunds klaffte linkerseits ein breiter Riss in seinem weiß-blau karierten Hemd, das rund um diese Stelle völlig von getrocknetem Blut geschwärzt war. Am Ende, so dachte Gasperlmaier bei sich, hatte der Doktor – wie er die Leiche bei sich zu nennen beschlossen hatte – einen Stich mit seinem eigenen Hirschfänger abbekommen, dem Messer, das man dem Brauch nach in einer eigens dafür aufgenähten Tasche am rechten Oberschenkel trug. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass das Messer fehlte.
    Zuerst wollte sich Gasperlmaier allerdings um die Bank kümmern. Eine blutbesudelte Bank im Bierzelt, ohne den dazugehörigen Bluter, der immerhin einen nicht zu übersehenden Lederhosenabdruck auf derselben hinterlassen hatte, würde ebenso eine Untersuchung, Absperrung oder dergleichen, mithin einen Ausfall des Kirtags, mit sich bringen. Gasperlmaier schnappte die Bank in einem Akt hastiger Kraftanstrengung, wie sie Menschen nur in außergewöhnlichen Situationen zu vollführen imstande sind, verließ mit ihr das Bierzelt durch einen Seiteneingang, warf die Bank in ein nahes Gebüsch, klappte ihre Metallbeine zusammen und schob sie in den Schatten unter die tief hängenden Äste. So schnell würde man sie dort weder suchen noch finden.
    Nun galt es, die Leiche weit genug vom Bierzelt wegzuschaffen. Gasperlmaier machte sich keine Illusionen: Den Doktor so zu verstecken, dass er nicht gefunden werden würde, war aussichtslos. Er musste nur so weit vom Bierzelt weggebracht werden, dass eine allfällige Leichenauffindung und die darauf folgenden Ermittlungen abseits und ohne Störung des Bierzeltbetriebs vonstatten gehen konnten.
    Den Doktor aus dem Zelt zu schleifen, war schwerer, als er sich das vorgestellt hatte. Peinlich berührt sah Gasperlmaier, dass ein Schweißtropfen, der sich von seiner Stirn gelöst hatte, die Leiche genau an der Nasen-wurzel traf. Zudem musste Gasperlmaier feststellen, dass die Haferlschuhe des Verstorbenen so deutliche Schleifspuren hinterließen, dass ihm am Gelingen seines Unternehmens Zweifel kamen. Er ließ den Mann vollends zu Boden gleiten und zog ihn an den Händen über die Wiese weiter. Wieder musste Gasperlmaier dabei den Ekel überwinden, der in ihm aufstieg, als er die Arme des Toten gegen den Widerstand der einsetzenden Leichenstarre nach oben zu verdrehen gezwungen war. Nun waren die Schleifspuren zwar wahrnehmbar, aber nicht allzu auffällig, und würden bald von den Lastwagen und Traktoren der Lieferanten frischen Biers und roher Grillhendln verwischt werden. Die Bauchwunde des Toten hatte durch die Bewegung wieder zu bluten begonnen: Rote Flecken breiteten sich jenseits der braunen, eingetrockneten Ränder aus.
    Nach weniger als zwanzig Metern im bereits prallen Sonnenschein wurde Gasperlmaiers Unterfangen jäh durch das Brummen eines Dieselmotors unterbrochen. Ein LKW der Gösser-Brauerei tauchte langsam und auf der holprigen Wiese wild auf und ab tanzend aus dem Schatten der Zeltwand auf. In seiner Verzweiflung tat Gasperlmaier das einzig Mögliche: Er verschwand mit seiner Last im Pissoir, das auf der Wiese hinter dem Bierzelt seinen Platz gefunden hatte.
    Nun war das Pissoir des Altausseer Bierzelts

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