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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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war. Der Zeuge hat zwar selber schon erheblich getrunken gehabt, schwört aber Stein und Bein, dass der Doktor Naglreiter neben ihm am Pissoir gestanden ist.“ Und da hat er noch nicht gewusst, dachte Gasperlmaier bei sich, dass er das Pissoir das nächste Mal als Toter wiedersehen wird, dass er quasi zum letzten Mal in seinem Leben das Wasser abgeschlagen hat. Ein trauriger Gedanke, so schien es Gasperlmaier.
    „Eine Tatwaffe haben wir nicht“, fuhr die Frau Doktor fort, „danach wird noch gesucht – allerdings haben wir zu wenige Leute, ich erhoffe mir nicht viel. Ich würde das Messer in den See werfen, wenn ich jemanden erstochen hätte. Ich habe auch ein paar Taucher angefordert, aber auch da habe ich nicht viel Hoffnung.“ Die Frau Doktor blickte zur Leiche hinüber, wo der Arzt noch beschäftigt war. „Dann finden wir die erschlagene Leiche der Frau Naglreiter. Inzwischen wissen wir, dass sie vor ihrem Mann gestorben ist. Sagt zumindest die Gerichtsmedizin. Zwischen einundzwanzig Uhr und Mitternacht ist sie gestorben, ihr Mann zwischen zwei und vier Uhr. Wenn wir aber bedenken, dass sich um zwei noch zahlreiche Menschen in der Nähe des Bierzelts aufgehalten haben, denke ich da eher an das Ende dieser Zeitspanne. Sie ist wahrscheinlich nicht am Ufer erschlagen worden, es wäre sonst kaum erklärbar, wie sie in die Mitte des Sees gelangt ist. Also“, die Frau Doktor ließ ihren rechten Zeigefinger in der Luft kreisen, „ich korrigiere mich: Sie kann wo auch immer erschlagen worden sein, die Leiche jedenfalls ist vermutlich von einem Boot aus im See entsorgt worden. Sie war einigermaßen festlich gekleidet, keine Spuren sexueller Gewalt, sie hatte allerdings in dieser Nacht bereits Geschlechtsverkehr gehabt.“
    „Wie …?“ Gasperlmaier ließ seine Frage in der Luft hängen. „Wie man das feststellen kann? Gasperlmaier, seien Sie doch nicht so naiv. Denken Sie daran, was in der Vagina häufig zurückbleibt, wenn man ungeschützt Sex hat!“ Gasperlmaier wurde es warm um die Ohren. Hoffentlich, dachte er bei sich, werde ich jetzt nicht rot. Allerdings wusste er aus leidvoller Erfahrung, dass die Angst vor dem Erröten bei ihm ebendieses Phänomen zuverlässig hervorrief. Schon glühten seine Ohren. Die Frau Doktor lächelte belustigt, aber weder hämisch noch verächtlich, sodass sich Gasperlmaier beruhigte. „Ich habe nicht gewusst, dass man“, Gasperlmaier suchte nach Worten, „dass man da, dort, bei einer Untersuchung …“ „Dass die Vagina auch untersucht wird?“ Der Frau Doktor, dachte Gasperlmaier, waren solche Wörter offenbar gar nicht peinlich. Seiner Christine, fiel ihm ein, auch nicht. Wie oft hatte sie ihn schon darüber aufzuklären versucht, dass man über sexuelle Angelegenheiten ganz sachlich sprechen konnte, wenn man die richtigen Wörter benutzte, oder aber auch ganz gefühlvoll und leidenschaftlich, wenn … Gasperlmaier rief sich zur Ordnung, fragte sich aber dennoch, welche Wörter wohl die Christine benutzte, wenn sie den Kindern in der Volksschule erklärte, wie die Babys in den Bauch hineinkamen.
    „Sie ist zwar mit ihrem Mann an einem Tisch vor dem Bierzelt gesehen worden, aber das war schon vor Einbruch der Dunkelheit, eine genauere Aussage dazu haben wir nicht. Sie haben Grillhendl gegessen und Bier getrunken, das stimmt auch mit der Analyse des Mageninhalts der beiden überein.“
    Gasperlmaier wurde übel, als er sich vorstellte, wie man den Mageninhalt von Mordopfern analysierte. Hoffentlich, dachte Gasperlmaier bei sich, wird keines meiner Kinder einmal Gerichtsmediziner, da lässt es sich bei Tisch kaum entspannt darüber plaudern, was es denn in der Arbeit Neues gegeben habe.
    Gasperlmaier hatte eine Idee: „Vielleicht sind sie Boot gefahren, ich meine, der Doktor Naglreiter und seine Frau?“ Die Frau Doktor schüttelte skeptisch den Kopf. „Warum sollten die beiden miteinander Boot gefahren sein? Eine romantische Bootsfahrt kann ich mir bei denen überhaupt nicht …“ Die Frau Doktor hielt inne und legte den Zeigefinger an die Lippen: „Halt! Gasperlmaier, meinen Sie vielleicht, es könnte zum Streit gekommen sein, und er hat sie mit dem Ruder … aber dann müsste es ja zwei Mörder geben! Kommt mir, so betrachtet, recht unwahrscheinlich vor.“ Gasperlmaier zuckte die Schultern. „Jedenfalls haben sie ein Boot. In einem Bootshaus liegen. Das gehört nicht ihnen, das Bootshaus, meine ich. Sie haben es da eingestellt. Wie man zum Beispiel ein Pferd

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