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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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ratlos. Zwar wusste er, dass damit die Zehe einer Sau gemeint war, die nähere Bedeutung dieses auch hierzulande eher unüblichen Schimpfwortes war ihm aber unbekannt. Eingedenk der Vermutung, der Kahlß Friedrich habe die Beleidigungen langsam gesteigert, entschloss er sich zu einer Einschätzung. „Was Schlimmeres als ein Saubartl“, beschied er der Frau Doktor, die daraufhin auf weitere Nachfragen verzichtete.
    „Harr Kahlß, die jungen Leute heute, die warten mit dem Sex nicht so lange wie wir …“, mit einem Blick auf die beiden Männer korrigierte sie sich, „wie ihr früher. Die probieren halt gern einmal etwas aus, ich glaube nicht, dass Ihrer Nichte – in dieser Beziehung – etwas besonders Schlimmes wiederfahren ist. Den Stefan Naglreiter, so wenig sympathisch er mir auch anlässlich unserer einzigen Begegnung gewesen ist, den sehe ich einfach nicht als Vergewaltiger, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Gasperlmaier meinte zu bemerken, dass der Friedrich wieder etwas ruhiger atmete und seine Augen wieder auf dem Weg zurück in die ihnen angestammten Höhlen waren.
    „Wenn ich kurz einmal stören darf?“ Der Doktor Kapaun war, ohne dass es einer von ihnen gemerkt hatte, von hinten an die Frau Doktor herangetreten und hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt. Die Frau Doktor stand auf, wohl um die Hand des Doktor Kapaun loszuwerden, dachte Gasperlmaier, denn ihre Augenbrauen waren schon wieder so hoch oben, dass der Gasperlmaier alle Schattierungen ihres Lidschattens, von goldbraun bis kupferfarben, überdeutlich wahrnehmen konnte. „Wenn ich mich kurz zu Ihnen setzen darf?“ Die Frau Doktor wies auf einen der freien Klappstühle, den der Doktor Kapaun etwas umständlich an den Tisch heranmanövrierte. Danach stellte er sich vor den Sessel und fasste mit der Hand zwischen seinen Beinen hindurch, um den Stuhl in die rechte Position für seine Hinterbacken zu bringen. Etwas ordinär wirkte diese Geste, fand Gasperlmaier, man musste sich ja nicht unbedingt an den Schritt fassen, um sich im Gastgarten hinzusetzen.
    „Darf’s noch was sein?“ Der Paul war an den Tisch gekommen. Die Frau Doktor bestellte einen Kaffee, worauf er fragte: „Die Herren auch einen großen Braunen?“ Gasperlmaier und der Kahlß Friedrich nickten ergeben, der Doktor Kapaun aber bestellte sich ein Bier, was den Gasperlmaier kurz, aber heftig zusammenzucken ließ. Fast fürchtete Gasperlmaier, er würde nie mehr ein Bier bestellen können, ohne an seine Erniedrigung durch die Boulevardpresse denken zu können. Fürchterliche Aussichten waren das, die einem das ganze zukünftige Leben schal und freudlos erscheinen ließen.
    „Nach einer schönen Leich’ hab ich immer einen Gusto auf ein Bier!“, rief der Doktor Kapaun gut gelaunt. Die Frau Doktor blieb ebenso still wie die beiden Polizisten. Seltsam, dachte Gasperlmaier, wie kann ein Mensch nur so unsensibel sein wie dieser Doktor Kapaun, er musste doch merken, dass er und seine aufgesetzte gute Laune hier fehl am Platz waren, dennoch fuhr er anscheinend völlig ungestört fort zu grinsen, sich die Hände zu reiben und Belanglosigkeiten über das wunderbare Wetter in die Luft über der Seewiese abzusondern. „Herr Doktor Kapaun, wenn Sie mir bitte über Ihre Untersuchungen etwas mitteilen könnten?“ Die Stimme der Frau Doktor, fand Gasperlmaier, war schneidend, eisig. Der Doktor Kapaun schien es nicht zu merken, oder er ignorierte es bewusst. „Schädel eingeschlagen. Wahrscheinlich mehrfache Brüche. Os parietale, Os temporale. Mit Gehirnaustritt.“ Bei der Erwähnung des Gehirnaustritts sah Gasperlmaier Bilder vor seinem inneren Auge, die ihn denken ließen, es wäre besser gewesen, er hätte sich einen Schnaps bestellt. Vielleicht konnte er später, beim Paul in der Küche, noch schnell einen trinken. Keine Ahnung hatte Gasperlmaier natürlich, von welchen „Os“ der Doktor sprach, die Frau Doktor aber fragte nicht nach, und so ließ es auch Gasperlmaier bleiben. Offenbar musste man als Kriminalbeamtin wissen, was das für Körperteile waren. „Stumpfer Gegenstand, wahrscheinlich ein Stein, der hier herumgelegen ist. Habt’s ihn schon gefunden?“ Die Frau Doktor blieb einsilbig. „Wir haben mehrere Steinbrocken mit Blutspuren gefunden und gesichert, ja.“ „Na dann“, fügte Doktor Kapaun hinzu. „Ich stelle mir vor, dass ein Linkshänder von vorne zugeschlagen hat. Oder ein Rechtshänder von hinten. Auf jeden Fall jemand, den er nahe an sich

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