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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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hatte offensichtlich mit einem so plötzlichen und versöhnlichen Ende der Befragung nicht gerechnet, murmelte Unverständliches und reichte der Frau Doktor die Hand, die sie kräftig schüttelte. „Bitte hinterlassen Sie dem Herrn Inspektor Gasperlmaier hier Ihre Personalien und rechnen Sie damit, dass wir Sie noch einmal befragen müssen. Wegen des Protokolls, reine Formalität.“
    „Noch einmal befragen? Ich hab doch meine Zeit nicht gestohlen!“ Die Frau Doktor stand auf und verließ die Veranda, nachdem sie noch einmal auf Gasperlmaier verwiesen hatte.
    Gasperlmaier zog sein Notizbuch heraus. „Name?“ Herr Podlucki gab sich störrisch. „Den kennen Sie doch!“ Gasperlmaier versuchte ruhig zu bleiben. „Vornamen und Nachnamen, bitte!“ „Herrschaftszeiten!“, fluchte Podlucki. „Johann Podlucki.“ Gasperlmaier schrieb sorgfältig auf und stutzte. Wie sollte er Podlucki schreiben? Mit oder ohne „tz“? Er entschloss sich, nachzufragen: „Wie schreiben Sie sich denn?“ Podlucki begann zu keifen. „Muss ich’s jetzt buchstabieren auch noch?“ Gasperlmaier seufzte. „Bitte!“ Podlucki buchstabierte, Gasperlmaier schrieb. Fast schien es ihm, als werfe der Podlucki jeden Buchstaben nach ihm. „Ingenieur dürfen S’ noch dazuschreiben“, fügte er schließlich hinzu. Gasperlmaier seufzte neuerlich und kritzelte vor dem Vornamen des Ingenieurs ein „Ing.“ hin. Er hätte sich brennend dafür interessiert, welcher Art die Streitigkeit zwischen Podlucki und den Naglreiters gewesen war, aber er wagte sein zunehmend mürrisches Gegenüber nicht noch einmal danach zu fragen. Er würde sich gedulden müssen, bis ihn die Frau Doktor informierte.
    Gasperlmaier verabschiedete sich von Podlucki, der sofort sein Stirnband zurechtrückte und auf seine voluminöse Armbanduhr sah. Seufzend drückte er einige Knöpfe, sah kurz zum Himmel auf und trabte los. Gasperlmaier blickte dem blitzblauen und neongelben Zucken des im Wald verschwindenden Lauftrikots versonnen nach. Was hatte der Podlucki schnell noch einmal gesagt, als ihn die Frau Doktor wegen seiner Anzeigen gegen die Naglreiters befragt hatte? Wenn man sich nicht selber hilft, bleibt man auf der Strecke? Hatte sich, dachte Gasperlmaier, etwa der Podlucki selber geholfen, indem er nach der Reihe die Naglreiters ins Jenseits befördert hatte? Aber andererseits: Wegen einer simplen Nachbarschaftsstreitigkeit brachte man doch niemanden um!
    Gasperlmaier musste an einen Fall denken, der sogar das Bezirksgericht drüben in Aussee beschäftigt hatte: Da waren die Hühner eines Kleinhäuslers immer wieder durch ein Loch im Zaun zum Nachbarn geschlüpft, und das hatte den so erbost, dass er nicht nur Klage erhoben, sondern auch mit seinem Flobertgewehr auf die Hühner geschossen und ein paar von ihnen erlegt hatte. Der Hühnerbesitzer wiederum war vor lauter Zorn mit seiner Schrotflinte aus dem Haus gestürmt und hatte auf den Hühnermörder angelegt. Den Ehefrauen der beiden war es zu verdanken gewesen, dass es zu keinen weiteren wildwestreifen Szenen gekommen war. So weit, dachte Gasperlmaier, waren Nachbarschaftsstreitereien offenbar doch nicht von Mord und Totschlag entfernt. Und dieser Podlucki war schon ein seltsamer Kauz. Wundern würde es mich nicht, dachte Gasperlmaier, wundern würde es mich nicht.
    Gasperlmaier machte sich auf den Weg zur Frau Doktor hinüber, die innerhalb des abgesperrten Auffindungsorts der Leiche stand, als er das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs vernahm. Wer konnte um diese Zeit mit dem Auto hierherkommen? Auch die Frau Doktor hatte das Motorengeräusch gehört und antwortete Gasperlmaiers fragenden Blicken. „Wir warten noch auf den Leichenwagen. Und die Gerichtsmedizin, zuerst. Die werden wohl mit dem Auto kommen.“ Die Fahrt mit dem Auto hierher war ein wenig umständlich, wusste Gasperlmaier. Man musste über Puchen ziemlich hinten herum und weit oberhalb der Südostseite des Sees über eine Forststraße. Gasperlmaier war selber schon gelegentlich mit dem Streifenwagen zur Seewiese gefahren, Vergnügen war es keines ohne ein wirklich geländegängiges Fahrzeug.
    Kaum waren die Motorengeräusche verstummt, tauchte der Doktor Kapaun aus dem Wald heraus auf und hielt auf sie zu. „Oh nein!“, stöhnte die Frau Doktor, „nicht schon wieder der!“ Doktor Kapaun schien bestens gelaunt. „Einen wunderschönen guten Morgen, meine Gnädigste!“ Galant schüttelte er der Frau Doktor die Hand und machte sogar die

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