Letzter Mann im Turm - Roman
Welpen winseln, und ich bin rausgegangen und in den Abflussgraben gestiegen, um den Welpen zu retten. Da stand auf einmal dieser Bursche vor mir, hatte eine Goldkette um den Hals und einen Hockeyschläger dabei, achtzehn, neunzehn Jahre alt, und hat gefragt, bist du der Mann aus Vishram, der nichts will? Und ich habe gefragt, wer bist du? Und dann … hat er mir mit dem Schläger auf den Kopf getippt und sagte, nächstes Mal ist es ein Messer …», Mr Pinto schluckte, «und dann hat er gesagt, kapierst du jetzt, was es heißt, nichts zu wollen? Und dann habe ich mich umgedreht und versucht wegzulaufen, aber ich bin gestürzt, und mein Fuß …»
«Wir mussten ihn in Doktor Gerard d’Souzas Klinik an der Hauptstraße bringen», sagte Mrs Puri. «Gott sei Dank ist es nur eine Verstauchung. Doktor d’Souza hat gesagt, in seinem Alter hätte er sich auch den Fuß brechen können. Oder sonst was.»
Mrs Pinto, die es nicht länger ertrug, vergrub ihr Gesicht in Mrs Puris Bluse.
Masterji stand auf.
«Machen Sie sich keine Sorgen, Mr Pinto. Ich gehe sofort zur Polizei. Ich werde ihnen sagen, dass sie Mr Shah sofort verhaften sollen. Ich habe einige ihrer Söhne unterrichtet. Machen Sie sich keine Sorgen.»
«Nein», sagte Mr Pinto. «Gehen Sie nicht noch mal dahin.»
«Nein?»
Der alte Buchhalter schüttelte den Kopf. «Es ist aus, Masterji.»
«Was ist aus?»
«Wir können so nicht weitermachen. Heute ist es mein Fuß, morgen …»
Masterji ließ die Papaya auf dem Boden liegen und stand auf.
«Sie müssen jetzt tapfer sein, Mr Pinto. Dieser Shah wird uns nicht am helllichten Tag bedrohen.»
Mrs Pintos Gesicht und Hände baten inständig. «Bitte, Masterji, lassen Sie uns die ganze Sache vergessen. Lassen Sie uns einfach Mr Shahs Angebot unterschreiben und dieses Haus verlassen. Ich habe Schuld an allem, weil ich gesagt habe, dass ich nicht ausziehen will. Aber jetzt sage ich Ihnen, es ist aus. Lassen Sie uns ausziehen. Kommen Sie und essen Sie heute mit uns zu Abend. Lassen Sie uns gemeinsam essen.»
«Ich esse nicht mit Feiglingen.»
Masterji trat gegen die Papaya, sie rollte davon, verlor dabei das Zeitungspapier, in das sie eingewickelt war, und klatschte gegen die Wand vor Mrs Saldanhas Küche.
«Ich gehe zur Polizeiwache, ob mit Ihnen oder ohne Sie», sagte er. «Dieser Bauherr glaubt, dass er
mir
Angst einjagen kann? In meiner eigenen Wohnung?»
Mrs Puri stand auf.
«Zur Polizei? Wollen Sie alles noch schlimmer machen?» Sie legte den Finger an Masterjis Brust und verstärkte den Druck. «Wir sollten
Sie
auf die Wache bringen!»
Auch von der anderen Seite stupste ihn ein Finger. Ajwani.
«Sie haben aus dieser Genossenschaft einen Hort der Gewalt gemacht. Achtundvierzig Jahre lang ist in Vishram nichts Derartiges vorgefallen.»
Mrs Puri sagte: «Ein Mann, der sich mit seinem eigenen Sohn überwirft – und so ein
netter
Sohn –, was ist das bloß für ein Mann?»
Ibrahim Kudwa stand hinter ihr: «Unterschreiben Sie jetzt Mr Shahs Angebot. Unterschreiben Sie
jetzt.»
«So lasse ich mich nicht zwingen, meine Meinung zu ändern», sagte Masterji. «Also halt die Klappe, Ibrahim.» Kudwa suchte nach einer Antwort, dann sank er in sich zusammen und trat zurück.
Ajwani schob ihn beiseite und trat vor. Der Verwalter näherte sich von der anderen Seite. Schreie – Masterji wurde geknufft, jemand schubste ihn.
«Unterschreiben Sie jetzt!»
Ajwani drehte sich um und fluchte. Mrs Saldanhas Abflussrohr entleerte sich direkt auf seinem Fuß. «Dreh den Wasserhahn ab, Sal-dan-ha!», brüllte er.
«Hab ich!», brüllte sie zurück, aber das Wasser floss immer noch wie ein Kommentar zu der Gewalt, die im Parlament herrschte. Das Schmutzwasser teilte die Menge; aus dem Treppenhaus ertönte Gebell, und der alte Streuner schoss heraus, der Verwalter war gezwungen, zur Seite zu treten, und Masterji rannte die Treppe hoch.
Als er die Tür hinter sich verriegelte, konnte er Mrs Pintos Stimme hören: «Nein, bitte geht nicht hoch. Bitte, seid rücksichtsvoll!»
Er verbarrikadierte die Tür mit dem Teakholztisch. Als er ans Fenster ging, sah er sie unten alle versammelt, wie sie zu ihm hochstarrten. Er trat sofort vom Fenster zurück.
Dann bin ich jetzt also der letzte Mann im Turm,
dachte er.
Er schnüffelte, dankbar für den Tanningeruch des Ingwertees, der immer noch in der Luft hing.
Er schenkte sich den Rest aus der Porzellankanne ein und trank den bitteren, kalten Tee.
Dann rief er die Nummer auf
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