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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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gelegt und der Zauberwürfel lag neben dem Stuhl.
    Kudwa folgte den anderen und schloss die Tür. Der Verwalter ging zum Stuhl, schnitt ein Stück Klebeband ab und presste es Masterji auf den Mund.
    Das weckte den Schlafenden. Er riss sich das Klebeband von seinem Mund.
    «Kothari? Wie sind Sie reingekommen?»
    «Sie
müssen
das Angebot jetzt annehmen, Masterji. Jetzt sofort.»
    «Denken Sie an Gaurav», bat Mrs Puri. «Denken Sie an Ronak. Sagen Sie Ja.
Jetzt.»
    «Raus», sagte der alte Mann, «ihr alle, raus aus meiner –»
    Der Verwalter bewegte sich schon, ehe er den Satz beenden konnte; er hatte noch ein Stück Klebeband abgeschnitten und versuchte, es dem alten Mann über den Mund zu kleben. Masterji stieß den Verwalter weg. Mr Puri stand starr an der Tür.
    «Kothari, rühren Sie ihn nicht an», warnte Ibrahim Kudwa.
    Masterji erkannte die Stimme seines Beschützers, stand auf und drehte sich in seine Richtung.
    «Ibby», sagte Mrs Puri. «Ibby.»
    Auf der Stelle hob Ibrahim Kudwa den Hammer, den er aus dem Büro des Maklers mitgebracht hatte, machte einen Satz nach vorn und schlug Masterji damit auf den Kopf. Der fiel, vor allem, weil er völlig überrascht war, mit solcher Wucht in seinen Sessel zurück, dass dieser umstürzte; Masterji schlug mit dem Kopf hart auf dem Boden auf. Er blieb liegen und war unfähig, sich zu bewegen, obwohl er alles deutlich sehen konnte. Ibrahim Kudwa stand mitoffenem Mund da und starrte auf ihn; ihm fiel der Hammer aus der Hand.
Ich sollte nach dem Hammer greifen,
dachte Masterji, aber der Verwalter sprang vor und hob ihn auf. Nun spürte er ein Gewicht auf der Brust; Kothari drückte ihm das Knie auf den Leib, drehte den Hammer um und stieß ihn mit beiden Händen gegen seine Stirn. Es tat weh. Er versuchte zu schreien, hörte aber nur ein Stöhnen, das aus seinem Mund drang. Etwas oder jemand setzte sich auf seine Beine, und er verlor die Kontrolle über sie; ihm war bewusst, dass Kothari ihm immer wieder mit dem Hammer auf die Stirn schlug. Die Schläge landeten irgendwo in weiter Ferne wie Steine, die auf die Oberfläche eines Sees klatschten, in den er abgetaucht war. Ihm fiel eine Zeile aus dem
Mahabharata
ein: «… König Dhritharashtras Herz war wie ein Teich im Wald, warm an der Oberfläche, aber eisig am Grund.» Kothari hielt inne und holte Luft.
Dem Armen mussten mittlerweile die Arme schmerzen,
dachte Masterji. Dann knallte ihm der Hammer wieder auf die Stirn. Er war sich sicher, noch nie jemanden gesehen zu haben, der so schnelle Bewegungen machte wie der hammerschwingende Kothari, bis auf den Jungen im McDonald’s an der Linking Road, wenn er die Pommes frites aus dem heißen Öl hob, sie auf das Metallblech knallte und den leeren Behälter wieder zurück ins Öl tauchte. Wieder traf der Hammer seine Stirn.
    «Kothari. Warte.» Sanjiv Puri kam jetzt aus dem Schlafzimmer mit einem großen, dunklen Etwas, das er Masterji aufs Gesicht drückte. Als das dunkle Ding seine Nase berührte, verstand Masterji. Ja. Das Kissen aus seinem Bett. Es quetschte sich auf seine Nase und zerdrückte ihm den Schnurrbart: Er begriff, dass Sanjiv draufsaß.
    Seine Beine zappelten, nicht um sich zu befreien, sondern damit sie ihn noch schneller auf den Grund des Teichs trugen. Mittlerweile befand er sich in sehr kühlem, schwarzem Wasser.
    «Er ist bewusstlos. Sanjiv, es reicht. Steh auf.»
    Sanjiv Puri sah seine Frau an, die auf Masterjis Beinen saß, und dann Kudwa, der immer noch alles mit offenem Mund betrachtete.
    «Schnell. Du nimmst die Füße, Kothari hält den Kopf», befahl Mrs Puri ihrem Mann. «Ibrahim, heb den Hammer auf. Lass ihn nicht hier liegen.»
    Kudwa rieb sich die Unterarme und stand bewegungslos da. «Oioioi», sagte er.
    «Warten Sie», sagte Mr Puri. «Kleben Sie ihm zuerst noch mehr Klebeband über den Mund. Falls er zu Bewusstsein kommt.»
    Kothari gehorchte. Dann hoben die beiden Männer Masterjis Körper hoch und bewegten sich damit zur Tür. Mr Puri zuckte zusammen. «Ich bin auf etwas draufgetreten.» Seine Frau räumte mit einem Tritt den Rubik’s Cube aus dem Weg.
    Sie öffnete den Männern die Tür und sah prüfend den Flur entlang.
    «Wartet auf den Aufzug. Ich habe den Knopf gedrückt.»
    «Er funktioniert nie, lasst uns die Treppe nehmen, wir hier sind zwei kräftige Männer. Er hat ziemlich abgenommen.»
    «Heute Morgen hat er funktioniert. Wartet.»
    Mrs Puri drückte wieder und wieder auf den Knopf.
    Sanjiv Puri hatte den Aufzug schon

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