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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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zwischen ihnen beiden. Wieder klopfte es an der Tür des Nebenraums.
    Als der Verwalter öffnete, stand dort Sanjiv Puri.
    «Was machst du hier?», zischte seine Frau. Ihr Mann kam herein, gefolgt von Ibrahim Kudwa.
    «Er hat bei uns geklingelt und nach dir gefragt.»
    «Ich weiß, was hier vor sich geht», sagte Kudwa. «Mir hat zwar niemand etwas gesagt, aber ich bin nicht so blöd, wie Sie denken. Und ich weiß, dass Sie mir nichts gesagt haben, weil Sie denken, dass ein Moslem Ihnen nicht helfen würde.»
    «Hier geht gar nichts vor sich, Ibby.»
    Kudwa setzte sich neben sie auf das Feldbett. «Behandeln Sie mich doch nicht wie ein Kind. Ajwani wird
irgendetwas
tun. Heute Abend.»
    Der Verwalter sah die Puris an.
    «Es bringt doch nichts, die Sache vor Ibrahim zu verheimlichen, oder?»
    «Wir wissen, dass es gefährlich ist, Ibby. Deshalb haben wir Sie rausgehalten.» Mrs Puri streckte die Hand aus und strich ihm über den Unterarm. «Das ist der einzige Grund. Wir wissen doch, dass Sie für Mumtaz und die Kinder sorgen müssen.»
    Ihr Mann schob sich schützend vor sie. «Werden Sie jetzt der Polizei von uns erzählen?»
    «Nein!» Ibrahim Kudwa zuckte zusammen. Er schlug sich auf die Brusttasche, die voller herzförmiger Tabletten gegen Sodbrennen war. «Ihr seid doch meine
Freunde.
Allmählich müsstet ihr mich doch kennen. Ich möchte euch helfen. Wie will Ajwani denn damit durchkommen?» Er flehte mit gefalteten Händen. «Ram Khare wird doch von seinem Wachhäuschen aus alles sehen. Irgendjemand auf der Straße könnte etwas sehen. Vielleicht schreit Masterji. Es ist eine Falle – seht ihr das nicht? Der Bauherr hat euch allen eine Falle gestellt. Seit dem Tag, an dem er Turm B das Geld vorzeitig gezahlt hat – wollte er, dass ihr genau das tut.»
    «Und er hat
recht,
Ibby», sagte Mrs Puri. «Dieser Mann kam mit nichts an den Füßen nach Mumbai, und schau ihn dir jetzt mal an. Und schau dir
uns
an. Wir hätten das schon längst tun sollen.»
    «Sei nicht so laut», sagte der Verwalter. «Sprich mit Ajwani, wenn er kommt, Ibrahim. Ich will das Geld nicht. Ich möchte nur sichergehen, dass niemand ins Gefängnis kommt. Das ist meine heilige Pflicht hier.»
    Die Luchsfältchen breiteten sich an seinen Augen aus; er grinste.
    Er nahm das große, sichelförmige Messer aus dem Korb und klopfte damit auf die Kokosnüsse.
    «Ajwani ist Experte darin. Ich bin mir nicht sicher, wie man das richtig macht.» Er wählte eine große Kokosnuss aus, an der immer noch das braune Gewebe hing, das sie mit dem Baum verbunden hatte. Kothari hielt sie auf Armeslänge von sich weg, dann stieß er das Messer hinein. Drei zögerliche Hiebe, dann hatte er den Bogen raus.
Tschak, tschak, tschak.
Das weiße Fleisch der Kokosnuss war freigelegt, frische Milch floss heraus.
    «Nicht für mich», sagte Kudwa und zeigte auf die Tabletten gegen Sodbrennen in seiner durchsichtigen Brusttasche. «Magenprobleme.»
    «Nimm schon, Ibrahim. Wir trinken alle was. Ist gut gegen Magenprobleme.»
    Kudwa trank einen Schluck und bot die Kokosnuss dann Mrs Puri an, die auch einen Schluck nahm und sie dann an ihren Mann weiterreichte. Als er fertig war, stocherte der Verwalter mit dem Messer in der Kokosnuss herum und löste das weiße Fleisch darin ab, bevor er die Kokosnuss dann Mrs Puri anbot.
    «Wäre doch schade drum, oder?»
    «Okay.»
    Mrs Puri pulte das Fruchtfleisch mit den Fingern heraus undgab die Kokosnuss dann Kudwa, der auch Fruchtfleisch aß und sich dann die Finger ableckte.
    Der Verwalter warf die Kokosnuss in die Ecke. Kudwa zeigte auf das Messer, das er gerade auf die Kokosnüsse gelegt hatte.
    «Will Ajwani es etwa damit machen …?»
    Der Verwalter schob den Korb mit dem Fuß weg.
    «Wir haben überhaupt keine Ahnung, Ibby. Wir sind bloß hier, um Ajwani zu unterstützen.»
    «Das stimmt», sagte der Verwalter, «wir werden sagen, dass wir hier mit ihm zusammenwaren, als es passiert ist.»
    Sie saßen im Nebenraum herum, und das Schlagen der Daisy-Duck-Uhr draußen verriet ihnen, dass es 19.15 Uhr war.
    Kudwa streckte seine Beine aus.
    «Was summst du denn da, Ibrahim?»
    Mit routinierten Fingern stibitzte der Verwalter den Streifen herzförmiger Tabletten aus Kudwas Brusttasche und untersuchte sie.
    «Hey Jude.»
    Der Verwalter schob ihm die Tabletten zurück in die Hemdtasche. «Was ist das denn?»
    «Das kennen Sie nicht? Das ist doch nicht möglich.»
    «Ich bin ein Fan von Mohammad Rafi, Ibrahim.»
    «Ach», sagte Kudwa,

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