Letzter Mann im Turm - Roman
sprach, starrte Masterji finster auf das
chikki.
«Mein Junge, es gibt doch Dinge, die wir über Vishram wissen. Äußerlich ist es ins Hintertreffen geraten, aber die Erinnerung an meine verstorbene Frau …»
«Du redest von meiner Mutter.»
«Ja, deiner Mutter und deiner Schwester. Es ist nicht so leicht, einfach zusammenzupacken und auszuziehen.»
Während sein Vater zusah, riss Gaurav die nächste Tüte
chikki
auf; seine Frau sprach jetzt für ihn.
«Hast du die neuen Häuser in Parel gesehen, Schwiegervater?»
Sonal lehnte sich zurück, sodass er sie sehen konnte, mit dem Löffel in der Hand, von dem Joghurt tropfte, und lächelte.
«Es sind Zweifamilienhäuser. Noch nicht gebaut und alle schon verkauft. An neureiche Engländer. Weißt du, wie viel sie kosten?» Sie fütterte ihren Vater mit Joghurt. «Jedes 270 Millionen. Alle verkauft.»
Jedes für 270 Millionen. Masterji versuchte zusammenzurechnen, wie viel Geld das war, und dachte an das Meer.
«270 Millionen», sagte Gaurav.
«270.»
Guck dir den Jungen an, plappert die Worte seiner Frau nach.
Das Dienstmädchen brachte ein Stück
barfi,
Konfekt, und sechs oder sieben geröstete Bananenchips und stellte sie vor ihm auf den Tisch. Die Portionen waren klein. Das war immer der Fall, wenn er hierherkam; das Essen spazierte lediglich auf Zehenspitzen über seinen Teller.
«Im Oktober jährt sich der Todestag deiner Mutter zum ersten Mal, mein Junge. Ich habe mit Trivedi gesprochen, der unbedingt die Zeremonie abhalten will. Wir drei werden wie letztes Mal nach Bandra gehen. Ich hoffe, du kannst dieses Jahr mit, Sonal. Und bring Ronak mit.»
Er aß die Bananenchips einen nach dem anderen.
Gaurav nahm die Packung mit den Leuchtsternen in die Hand und roch daran. «Vater, das ist billiges Zeug, ist nicht gut für den Jungen.» Er ließ sie fallen.
Masterji stand auf und ging auf den Balkon. Er sah Ronak unten auf dem Grundstück spielen und klatschte in die Hände. Ohne sich zu seinem Sohn umzudrehen, sagte er: «Keines meiner Geschenke für Ronak ist in diesem Hause willkommen. Ich schenke ihm ein Buch, ein wunderbares, blaues Buch.
Die illustrierte Geschichte der Naturwissenschaften
. Seine Mutter hat es mir zurückgegeben.»
Er klatschte erneut in die Hände.
Sonal lehnte sich im Nebenzimmer zurück, um ihren Mann anzusehen. Antworte, antworte, drängten ihre Blicke ihn.
Mit einem weiteren Löffel voller Joghurt beugte sie sich zu ihrem Vater vor und verschwand aus dem Blickfeld.
«Vater, du hast immer von mir erwartet, dass ich Bücher lese, selbst als ich noch klein war. Du hast mich Französisch lernen lassen. Ich bin nicht gut in diesen Dingen. Mutter hat es dir doch erklärt. Ich bin kein Intellektueller wie du.» Gaurav machte noch eine Tüte Erdnuss
-chikki
auf. «Und Vater, unter Sindhis ist es nun mal üblich, Gold zu schenken, wenn ein Kind geboren wird. Du hast Ronak noch nie Gold geschenkt. Eine von Mutters Halsketten ist immer noch bei dir in der Wohnung. Eine Vummidi-Kette. In ihrem
almirah.
Ich habe dir gesagt, dass du danach suchen sollst. Es interessiert dich nicht. Es interessiert dich nicht.»
Nachdem er noch einmal in die Hände geklatscht hatte – «Ronak, ich bin da, komm rauf!» –, kehrte Masterji ins Zimmer zurück. Er setzte sich vor seinen Sohn.
«Du bist zu faul zum Lesen, aber das heißt nicht, dass du Ronak nicht dazu ermuntern solltest. Die Fähigkeit zu lernen ist die größte Freude und Macht im Leben. Denk mal daran, was ich dir immer erzählt habe. Lord Elphinstone hat den Posten als Generalgouverneur abgelehnt, damit er seine Geschichte Indiens schreiben konnte.»
Gaurav aß noch mehr
chikki.
Sonal, Sonal, bitte komm raus.
Er leckte Daumennagel, Daumen, Zeigefingernagel, Zeigefinger und die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger ab.
Komm raus, bevor ich aufstehe und den alten Mann anbrülle.
Aber dann drang der Geruch von Schweiß und Sonne in das Zimmer, ein hölzerner Kricketschläger fiel zu Boden, und ein Junge wurde von den Armen seines Großvaters hochgehoben.
In der Küche rechnete Sonal nach. «Es sind 75 Quadratmeter, sagst du, Schwiegervater. Das wären … 15 Millionen. Lass mich noch mal nachrechnen. 75 mal 200.000. Ja, ich glaube, das stimmt … 15 Millionen.»
Sie tauchte mit einem Glas Ananassaft auf einem Tablett auf.
«Nicht für mich, Sonal, zu viel Zucker.»
Er bot Ronak, der neben ihm auf dem Sofa saß, das Glas an, aber das wohlerzogene Kind lehnte ab.
«Dieser Mr Shah
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