Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
Vom Netzwerk:
sollte besser pünktlich zahlen, Schwiegervater. Wenn nicht, Gaurav hat einen Arbeitskollegen, der einen guten Anwalt für Immobilienrecht kennt. Sobald du das Angebot angenommen hast, kannst du hier einziehen», sagte Sonal. «Unsere beiden Väter werden dann bei uns sein.»
    «Vielleicht wäre es eine gute Idee», sagte Masterji, «in Ronaks Nähe zu sein.»
    Sein Sohn griff nach dem
chikki
-Riegel, brach ein Stück ab und begann wieder zu kauen.
    Sonal lächelte ihren Mann an. «Aber wenn Schwiegervater nicht bei uns wohnen will, kann er sich ja immer noch eine Zweizimmerwohnung in Vakola kaufen.» Sie sprach es laut aus: «Sechzehn-Komma-zwei-null-null-null-null-null!»
    Masterji, der seinem Enkel über das feuchte Haar strich, hörte ein gurgelndes Geräusch aus dem Nebenzimmer, als wäre sogar dieser hirntote alte Mann aufgeregt.
Die Senilität eines Bankers,
dachte Masterji,
muss aus einer Menge Nullen bestehen, die ihm durch den Kopf wirbeln.
    «Bist du sicher, dass du nicht diesen Ananassaft trinken willst, bevor du gehst?», fragte Sonal. «Nur einen Schluck? Den Saft mit deinem Enkel teilen?»
    Der Aufzug war kaputt, und er musste die Treppe nehmen.
    Als er das Bein hob, verschwand die Stufe, und er stellte es auf weiche, feuchte, schwarze Luft. Er klammerte sich an das stabile Geländer, damit er nicht hinunterstürzte. Sein arthritisches linkesKnie pochte. O Purnima, betete er, Purnima. Sein Blutzucker stotterte wie der Motor einer altersschwachen Autorikscha. O Purnima.
    Glukose-Explosionen – Kometen und Supernovae – erhellten seine private Dunkelheit; in seinen hypermetabolischen Zellen hatte ein Bacchanal begonnen.
    Er hielt sich am Geländer fest und ließ sich langsam auf die Stufe hinab. Er konnte Purnima hören, die ihn über die Meere der anderen Welt hinweg anschrie. Warum hatte er diesen Diabetestest immer noch nicht gemacht?
    Wäre es möglich,
fragte er sich,
dass Sonal mir diesen Ananassaft gegeben hat, damit genau das passiert? Sie war so hartnäckig.
    Unten schlief ein Mann, den Arm übers Gesicht gelegt, in Lumpen auf dem Treppenabsatz, einer der Dienstboten von Gauravs Genossenschaft.
    Masterji berührte die Wand. Sie erinnerte sich nicht an Purnima oder Sandhya. Bald würde er in vier Wänden wie diesen wohnen.
    Er machte einen Schritt über den schlafenden Dienstboten hinweg, stieg nach unten und grübelte immer noch über Sonal und den Ananassaft nach.
    «Warum braucht er so lange, bis er zurückkommt?», fragte Mrs Puri.
    Ein halbes Dutzend Bewohner hatte sich im Büro des Verwalters eingefunden, um Masterjis Rückkehr zu feiern. Den Augenblick, in dem er lächelnd hereinkommen und Ja sagen würde. Ein Mikrofon war in der Nähe des schwarzen Kreuzes aufgestellt worden; man plante, eine improvisierte Mitgliederversammlung abzuhalten und die ganze Sache binnen Minuten abzuwickeln.
    Der Verwalter richtete sein über die Glatze gekämmtes Haar. «Vielleicht steckt er im Zug fest.»
    Ajwani hatte in einer Zimmerecke gestanden und auf seinemHandy herumgedrückt; jetzt drehte er es herum und klopfte damit auf einen Aktenschrank.
    «Ich muss zugeben, dass ich mir allmählich Sorgen mache. Hören Sie …», er lächelte den Verwalter an, «schreiben Sie doch jetzt einfach schon mal auf, dass wir angenommen haben. Tippen Sie einfach auf ein Blatt Papier: Alle Mitglieder des Turmes A haben dem Angebot zugestimmt und bestätigen dies mit ihrer Unterschrift. Sobald er da ist, lassen Sie ihn unterschreiben. Er könnte seine Meinung ganz schnell wieder ändern. Ein Mann wie er, der ist unberechenbar. Wisst ihr noch, was er mit dem Freund dieser jungen, modernen Frau gemacht hat?»
    Ajwani stieß die Faust in die Luft.
    Kothari legte zwei Finger auf die Tasten der Remington und zog sie dann langsam wieder zurück.
    «Ich glaube, es ist gegen die Vorschriften, solch ein Schreiben aufzusetzen, wenn noch nicht alle Ja gesagt haben.»
    Der Makler schüttelte den Kopf, drückte auf die Tasten seines Handys und murmelte etwas.
    «Wie haben Sie mich genannt?» Der Verwalter stand auf. «Ich weiß, wie Sie mich hinter meinem Rücken nennen, Ajwani. Niete.»
    Der Makler sah von seinem Handy auf. «Ich sage, was ich denke, Kothari. Verschweige nichts.»
    «Was soll das heißen? Was soll ich denn all diese Jahre verschwiegen haben?»
    Ibrahim Kudwa wartete ebenfalls im Büro; Mumtaz saß neben ihm, mit Klein-Mariam auf dem Schoß. Er wollte sich gerade in den Streit einmischen, als Mrs Puri hereinkam und

Weitere Kostenlose Bücher