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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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mich gut um meine Patronenhülsen und Kugeln, Liebchen, sagte er wortlos zu ihr, während er im Fadenkreuz seines Teleskops ein hübsches Ziel auf ihrem Hals anvisierte. Und du müßtest schon nach Singapur fliegen, um einen Hinweis auf meine Waffen zu finden.
    Ihm war klar, daß er nur Zeit für einen einzigen Schuß haben würde, bevor der darauf folgende Kugelhagel ihn in Deckung treiben würde.
    Wer bist du?
    Lincoln? Lincoln?
    Aber er erhielt keine Antwort.
    Dann flog die Eingangstür auf, und Jodie erschien; unsicher trat er hinaus. Er schaute sich um, blinzelte, drückte sich an die Mauer.
    Du...
    Wieder das elektrische Knistern. Sogar aus dieser Entfernung.
    Mit leichter Hand verlagerte Stephen das Fadenkreuz mitten auf Jodies Brust.
    Los, Soldat, feuere deine Waffe ab. Er ist ein logisches Ziel; er kann dich identifizieren.
    Sir, ich berechne die Flugbahn und den Wind. Stephen erhöhte den Druck auf den Abzug. Jodie...
    Er hat dich verraten, Soldat. Mach... ihn... kalt. Sir, ja, Sir. Er ist eiskalt. Er ist totes Fleisch, Sir. Geier kreisen schon über ihm.
    Soldat, das Marines-Handbuch für den Scharfschützen schreibt vor, daß du den Druck auf den Abzug deines Modell 40 unmerklich erhöhst, so daß du den genauen Augenblick nicht bemerkst, in dem deine Waffe losgeht. Ist das korrekt, Soldat? Sir, ja, Sir.
    Warum, zum Teufel, tust du das dann nicht? Er drückte fester. Langsam, langsam...
    Doch das Gewehr schoß nicht. Er richtete das Zielrohr auf Jodies Kopf. Und wie es der Zufall wollte, entdeckten ihn in diesem Moment Jodies Augen, die die Dächer abgesucht hatten. Er hatte zu lange gewartet. Schieß, Soldat. Schieß! Der Hauch einer Pause...
    Dann zerrte er am Abzug wie ein Junge auf dem KleinkaliberÜbungsplatz im Ferienlager. Im selben Augenblick hechtete Jodie aus der Schußlinie und riß ein paar Bullen mit zur Seite.
    Wie, zum Teufel, konntest du diesen Schuß danebensetzen, Soldat? Noch mal feuern! Sir, ja, Sir.
    Er gab noch zwei Schüsse ab, aber Jodie und alle anderen waren in Deckung gegangen oder robbten schnell über die Straße.
    Und dann setzte das gegnerische Feuer ein. Zuerst aus einem Dutzend Waffen, dann aus einem weiteren Dutzend. Zumeist Pistolen, aber auch ein paar Heckler-und-Koch-Maschinenpistolen waren darunter, sie spuckten die Kugeln so rasend schnell und knatternd aus, daß es sich wie der Fehlstart eines Autos ohne Auspuff anhörte.
    Kugeln schlugen in den Fahrstuhlturm hinter ihm ein. Winzige Stückchen Ziegel, Beton, Blei und die scharfkantigen, zerbeulten Geschoßhülsen aus Kupfer regneten auf ihn herab und zerschnitten ihm die Unterarme und Handrücken.
    Stephen fiel rückwärts, bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Er sah die Schnitte und beobachtete, wie winzige Tropfen seines Bluts auf die Dachpappe fielen.
    Warum habe ich gewartet? Warum nur? Ich hätte ihn erschießen können und wäre längst von hier verschwunden.
     
    Warum?
    Das Geräusch eines Hubschraubers näherte sich dem Gebäude. Noch mehr Sirenen.
    Rückzug, Soldat! Rückzug!
    Er schaute hinunter und sah, wie Jodie sich hinter einem Auto in Sicherheit brachte. Stephen warf das Modell 40 in den Kasten, schlang sich den Rucksack über die Schulter und glitt die Feuertreppe hinunter in die Gasse.
    Die zweite Tragödie.
    Percey Clay hatte sich umgezogen. Sie trat in den Flur und sank gegen die starke Gestalt von Roland Bell. Er legte den Arm um sie.
    Der zweite von dreien. Diesmal ging es nicht um die Kündigung ihres Mechanikers oder um Probleme mit dem Charter. Diesmal war ein lieber Freund ums Leben gekommen.
    Oh, Brit...
    Sie stellte sich vor, wie er sich mit weit aufgerissenen Augen, den Mund zu einem tonlosen Schrei geöffnet, auf den furchtbaren Mann mit der schwarzen Maske und der großen schwarzen Pistole gestürzt hatte. Wie er versucht hatte, ihn zu stoppen, entsetzt darüber, daß tatsächlich jemand die Absicht hatte, ihn und Percey umzubringen. Mehr entrüstet als verängstigt. Dein Leben war so präzise, sagte sie in Gedanken zu ihm. Selbst deine Risiken waren wohl kalkuliert. Wenn du in fünfzehn Metern Höhe kopfüber geflogen bist, wenn du Sturzflüge gemacht oder die Maschine hast trudeln lassen. Für Zuschauer sah es jedesmal halsbrecherisch aus. Doch du wußtest genau, was du tatest, und wenn du je an einen frühen Tod gedacht haben solltest, dann hast du sicher geglaubt, daß er durch eine gebrochene Welle, eine verstopfte Benzinleitung oder irgendeinen leichtsinnigen Anfänger, der in

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