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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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könnte, um ihn zu trösten.
    Thom näherte sich mit einem Tuch, um die Tropfen von seinem Kinn zu wischen, doch Rhyme verjagte ihn mit einer zornigen Bewegung seines wohlproportionierten Kiefers. Er nickte zum Computer herüber. »Oh, ich wurde anmaßend. Ich fing an zu glauben, daß ich halbwegs normal sei. Wie ein Rennfahrer im Storm Arrow durch die Gegend fahren, Lichter einschalten und CDs wechseln... So ein Schwachsinn!« Er schloß die Augen und preßte seinen Kopf ins Kissen.
    Ein scharfes Lachen erfüllte den Raum und überraschte alle.
    Percey Clay goß mehr Scotch in ihr Glas. Dann noch ein wenig für Rhyme. »Schwachsinn, klar. Aber eins ist sicher, der einzige Schwachsinn, den ich höre, kommt von Ihnen.«
    Rhyme öffnete die Augen und starrte sie an.
    Percey lachte erneut.
    »Tun Sie das nicht«, warnte Rhyme.
    »Also bitte«, murmelte sie wegwerfend, »was soll ich nicht tun?«
    Sachs sah, wie Perceys Augen sich zu Schlitzen verengten. »Was versuchen Sie, uns zu sagen?« begann sie. »Daß jemand aufgrund eines... technischen Versagens gestorben ist?«
    Rhyme hatte erwartet, daß sie etwas anderes sagen würde, bemerkte Sachs. Nun war er unvorbereitet getroffen. Nach einer Pause sagte er: »Ja. Genau das sage ich. Wenn ich in der Lage gewesen wäre, das Telefon abzunehmen...«
    Sie fiel ihm ins Wort. »Na und? Gibt Ihnen das das Recht, einen solchen Wutanfall zu inszenieren? Ihre Versprechen zu brechen?« Aufgebracht kippte sie ihren Whisky hinunter. »Ach, in Gottes Namen... Haben Sie eine Ahnung, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene?«
    Zu ihrer Überraschung sah Sachs, daß Rhyme nun ruhig war. Er wollte etwas sagen, aber Percey unterbrach ihn: »Denken Sie mal darüber nach.« Da war wieder ihr gedehnter Akzent. »Ich sitze in einer kleinen Aluminiumröhre zehntausend Meter über dem Erdboden und jage mit siebenhundert Stundenkilometern dahin. Draußen herrschen sechzig Grad unter Null und Windgeschwindigkeiten von hundert Meilen in der Stunde. Blitze, Scherwinde und Eis will ich gar nicht erwähnen. Mein Gott, ich bin nur durch Maschinen am Leben.« Wieder lachte sie. »Wo ist da der Unterschied zu Ihnen?«
    »Das verstehen Sie nicht«, sagte er schroff. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wo ist der Unterschied?« verlangte sie unnachgiebig.
    »Sie können herumlaufen, Sie können ein Telefon bedienen...« »Ich kann herumlaufen? Ich bin fünfzigtausend Fuß hoch. Wenn ich die Tür öffne, dauert es nur Sekunden, bis mein Blut kocht.«
    Sachs staunte. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, war Rhyme auf einen ebenbürtigen Gegner getroffen. Er war sprachlos.
    Percey sprach weiter: »Es tut mir leid, Detective, aber ich sehe nicht den geringsten Unterschied zwischen uns. Wir sind beide Produkte der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts. Gottverdammt, wenn ich Flügel hätte, würde ich aus eigener Kraft fliegen. Aber die habe ich nicht und werde ich nie haben. Um zu tun, was wir tun müssen, sind wir beide abhängig.« »Okay...« Er grinste verschlagen.
    Los, Rhyme, dachte Sachs. Zeigen Sie es ihr! Wie sehr sie sich wünschte, daß er gewann, diese Frau nach Long Island verfrachten ließ und sie für immer verschwinden würde.
    Rhyme sagte: »Aber wenn ich etwas vermassele, sterben Menschen.«
    »Ach? Und was passiert, wenn meine Enteisungsanlage ausfällt? Was passiert, wenn mein Schwingungsdämpfer kaputtgeht? Was, wenn bei einem Instrumentenanflug eine Taube in mein Pitotrohr fliegt? Dann... bin... ich... tot. Triebwerksausfall, Versagen der Hydraulik, Mechaniker, die vergessen, kaputte Sicherungen auszutauschen ... Ausfall redundanter Systeme. In Ihrem Fall besteht vielleicht noch die Chance, daß sich die Opfer von ihren Schußwunden erholen. Aber wenn mein Flugzeug mit dreihundert Meilen in der Stunde auf dem Erdboden aufschlägt, bleibt von den Insassen nichts mehr übrig.«
    Rhyme schien inzwischen wieder völlig nüchtern zu sein. Seine Augen schweiften durch den Raum, als suche er nach dem unschlagbaren Gegenbeweis, um Perceys Argumente zu entkräften.
    »Also«, sagte Percey sachlich, »ich habe mitbekommmen, daß Amelia Beweismaterial hier hat, das sie im sicheren Haus gesammelt hat. Ich schlage vor, daß Sie jetzt anfangen, das Zeug zu untersuchen, und diesem Arschloch ein für allemal das Handwerk legen. Denn ich mache mich jetzt auf den Weg nach Mamaroneck, um die Reparaturarbeiten an meinem Flugzeug zu beenden, und dann werde ich heute abend diesen Auftrag fliegen.

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